Töff-Star Jeremy Seewer lebt in Belgien
«Das ist wie im Paradies»

Der Schweizer Motocross-Profi Jeremy Seewer wohnt in Belgien in der Welt-Hauptstadt seines spektakulären Sports. BLICK besuchte ihn vor dem Heimrennen in Frauenfeld.
Publiziert: 13.08.2017 um 10:07 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2018 um 11:32 Uhr
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Von Bülach an die Motocross-Weltspitze: Jeremy Seewer in seinem Element.
Foto: Bavo Swijgers
Matthias Dubach (Text) und Bavo Swijgers (Bilder) aus Lommel

Jeremy Seewer (23) meint es ernst. Der Schweizer Motocross-Star ist für seinen grossen Traum von der erfolgreichen Karriere nach Belgien gezogen. «Um meinen Traum zu erfüllen, hatte ich keine andere Wahl. In der Schweiz gibt’s keine Möglichkeiten fürs Motocross-Training. Aber ich fühle mich in Belgien längst daheim, ich habe hier neue Freunde gewonnen», sagt MX2-Vizeweltmeister Seewer.

Der Bülacher meint es ernst. Er hat sich in seiner Wahlheimat sogar ein Eigenheim gekauft. Das Häuschen liegt in einer ruhigen Wohnsiedlung zwischen dem Städtchen Mol und der Stadt Lommel. In der Nähe gibt’s einen See und Schiffskanäle – die ideale Gegend für Seewers Jogging-, Rennvelo- und Mountainbike-Trainings.

«Als ich vor zwei Jahren herkam, habe ich zuerst ein Appartement gemietet. Aber hier sind die Immobilienpreise deutlich tiefer als in der Schweiz. Die Leute von meinem Töff-Team haben mir beim Abwickeln des Kaufs geholfen», sagt Seewer. «Flämisch verstehe ich zwar gut, reden ist aber schwierig. Zum Glück sprechen alle auch Englisch, weil hier im Kino und Fernsehen die Filme auf Englisch mit Untertiteln gezeigt werden», sagt Jeremy schmunzelnd.

Der «Tom Lüthi des Motocross»

In seinem Sport rast und springt der «Tom Lüthi des Motocross» durch Sand, Dreck und Erde. Bei ihm zu Hause ist alles piekfein aufgeräumt. Jeremy macht selber sauber – er wohnt alleine. Noch. Seit zwei Monaten ist er mit der Belgierin Dagmar, eine Mitarbeiterin seines Suzuki-Teams, zusammen. «Vielleicht zieht sie bald bei mir ein», sagt der Motocross-Profi.

Aber Seewer lebt nicht wegen der Liebe an der Grenze zu Holland. Die Gegend um Lommel ist die Motocross-Hauptstadt. Rund drei Viertel aller WM-Teams sind in dieser Stadt,  ansässig. Und dadurch auch die meisten Rennfahrer. «Man trifft sich schon mal per Zufall beim Einkaufen.»

Im Umkreis von einer Fahrstunde gibt es in Belgien, Holland und Deutschland rund 15 Motocross-Strecken. Perfekt zum Trainieren. «Das ist wie im Paradies hier. Unser Sport ist in Belgien sehr angesehen», sagt Seewer, dessen Teamchef Stefan Everts mit 10 WM-Titeln der erfolgreichste Crosser aller Zeiten und in Belgien eine lebende Legende ist.

Das Hauptquartier des Suzuki-Teams liegt rund 10 Minuten von Seewers Haus entfernt. Er schaut täglich vorbei. Zwischen den Grands Prix werden in der Werkstatt die Motorräder geputzt, geflickt und neu aufgebaut. Beim BLICK-Besuch entsteht gerade der Töff für Seewers Heimrennen in Frauenfeld.

Im Thurgau ist er letztes Jahr GP-Zweiter geworden. Diesmal will er den Sieg! «Ich habe alle Voraussetzungen dafür. Aber ich will es auch geniessen. Es ist ein riesiges Privileg, beim Heimrennen als Titelanwärter starten zu können», sagt der WM-Zweite, der den Titelkampf gegen den Letten Pauls Jonass längst nicht aufgegeben hat: «Nicht Weltmeister zu werden, wäre eine Enttäuschung.»

Weltmeister-Pokale stehen im Cross-Mekka Lommel zwar schon unzählige. Aber Seewer wäre der erste Schweizer, der einen WM-Titel heim nach Belgien bringt!

Andere Schweizer Sportler im Ausland

Dass ein Einzelsportler wie Jeremy Seewer für seine Karriere ins Ausland zieht, ist in der Schweiz eine Ausnahme. Nur eine Handvoll haben ihren Lebensmittelpunkt ausserhalb der Heimat: Zwei hat es nach Österreich verschlagen. Ski-Star Beat Feuz (30) lebt mit seiner österreichischen Freundin Katrin Triendl in Innsbruck.

Auch der Thurgauer Rad-Profi Reto Hollenstein (31) lebt im östlichen Nachbarland. Auto-Rennfahrer Sébastien Buemi (28) aus Aigle VD wohnt in Monaco. Der Genfer Schwimmer Jeremy Desplanches (23) in Nizza. Sprinter Alex Wilson (26) lebt und trainiert abwechselnd zwei Wochen in London und eine Woche daheim in Basel.

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