Das ist ein Meilenstein für unseren Töffsport. Stefan Dörflinger (70) wird als erster Schweizer in die Hall of Fame aufgenommen, die virtuelle Ruhmeshalle. Auf dem Sachsenring wird der vierfache Weltmeister in einer Zeremonie offiziell als Legende ausgezeichnet. Dem illustren Kreis gehören Giacomo Agostini, Phil Read, Mike Hailwood, Angel Nieto, Mick Doohan und weitere Ex-Stars an. Dörflinger: «Ich fühle mich sehr geehrt, weil ich nie in der Königsklasse gefahren bin.»
Dörflinger war in seiner 18-jährigen GP-Karriere Spezialist für die «Schnapsglas-Klassen», die es längst nicht mehr gibt: 1982 und 1983 wird er Weltmeister in der 50-ccm-Klasse, 1984 und 1985 in der 80-ccm-WM. Oft fährt er am selben Tag auch noch das 125-ccm-Rennen: «So konnte ich doppelt verdienen.»
Der Vierfach-Weltmeister ist neben Tom Lüthi (32) und Luigi Taveri (†88) einer von nur drei Schweizern, die in 70 WM-Jahren in einer Soloklasse Weltmeister wurden.
Dörflinger ist erstmals seit 2004 wieder live vor Ort: «Heutzutage ist alles viel professioneller. Früher war der GP-Zirkus eine grosse Familie, abends haben wir ein Bier getrunken. Aber auch wir sind auf der Strecke voll ans Limit gegangen.»
Ausser einigen Knochenbrüchen hat sich Dörflinger nie böse verletzt. Doch jüngst bekam er ein neues Kniegelenk. «Eine Spätfolge. 1984 ist auf einer Testfahrt das Gas stecken geblieben, ich musste abspringen und habe den Meniskus lädiert. Der hat sich in den letzten Jahren verschlechtert.»
1990 trat Dörflinger zurück, ein Motorrad-Bekleidungs- geschäft wurde sein berufliches Standbein: «Mit 67 Jahren habe ich aufgehört.» Heute ist er treuer Fernsehfan unserer Töff-Schweizer. Ihnen stahl Dörflinger gestern Freitag komplett die Show. Im Training fuhren sowohl Moto2-WM-Leader Tom Lüthi (11.) wie auch Dominique Aegerter (25.) deutlich hinterher.