Das Elektro-Projekt
Die ABB Formel E im Auto-Sport existiert schon seit fünf Jahren. Jetzt hat die auspufflose Elektro-Welle auch die Töff-Szene erfasst. Der Promoter der MotoGP-Weltmeisterschaft lässt im Rahmen von vier Grands Prix in Europa die neue MotoE zu sechs Rennen antreten. 18 Fahrer sind dabei. Die meisten Teams mit Elektro-Töffs sind auch in den herkömmlichen Klassen bereits am Start – wie Tom Lüthis deutsches Dynavolt-Intact-Team, das eine Elektro-Maschine für den Zürcher Jesko Raffin (23) einsetzt.
Die Motorräder
Sie sehen aus wie normale Renn-Töffs: Aber der grosse Unterschied steckt unter der windschnittigen Verschalung. Eine Lithium-Ionen-Batterie speist einen ölgekühlten Elektromotor, der maximal 110 kW leistet – das entspricht 147 PS, das ist etwa die Stärke von Lüthis Moto2-Motorrad. Die MotoE ist bis 250 km/h schnell. Das maximale Drehmoment ist 200 Nm, von 0 auf 100 km/h sprintet der 260 kg schwere Elektro-Töff in 3 Sekunden. Alle Piloten fahren denselben Einheits-Töff des italienischen Herstellers Energica Motor Company. Wegen der begrenzten Batteriekapazität sind die Rennen aber kurz: Beim Debüt auf dem Sachsenring geht’s acht Runden.
Die Fahrer
Fast alle der 18 Piloten haben eine Vergangenheit im herkömmlichen GP-Sport. Mit Valentino Rossis früherem Erzrivalen Sete Gibernau (46) ist ein zweifacher MotoGP-Vizeweltmeister am Start. Mit Nico Terol und Mike di Meglio zwei ehemalige 125-ccm-Weltmeister. Der Zürcher Jesko Raffin vertritt als zweifacher Moto2-Europameister die Schweiz und mit der Spanierin Maria Herrera (22) ist auch eine Frau am Start.
Der Sound
Der MotoGP-Promoter nennt das Geräusch «einzigartig». Es ist aber viel eher gewöhnungsbedürftig. Ein prägnantes Surren ersetzt den gewohnten Benziner-Lärm, sogar das Reifenquitschen ist zu hören.
Das Feuer-Drama
Eigentlich sollte die neue MotoE bereits Anfang Mai in Jerez erstmals antreten. Aber beim letzten Test im April, ebenfalls in Jerez, zerstörte ein nächtliches Feuer im Fahrerlager die gesamte MotoE-Infrastruktur, weil alle Elektro-Teams im gleichen Boxen-Temporärbau untergebracht sind. Die Ursache des Millionen-Schadens: ein Kurzschluss. Angeblich sei keine Ladestation in Betrieb gewesen. Alle Töffs müssen neu hergestellt werden – deshalb ist das Material erst für den Sachsenring bereit.
Der Zeitplan
Am Freitag gibt’s zwei 30-minütige Trainings, am Samstag eine Quali über 40 Minuten. Das Rennen über acht Runden startet am Sonntag um 10.00 Uhr. Also vor den drei herkömmlichen GP-Klassen.
Das Fernsehen
Das SRF zeigt die MotoE-Premiere am Sonntag um 10 Uhr im Livestream im Internet. Am TV-Schirm folgt um 13.15 Uhr eine Wiederholung zwischen den Moto2- und MotoGP-Übertragungen.