Bevor Jani ein weiteres Kapitel Schweizer Automobil-Geschichte schrieb, hatte er in Bahrain noch einmal einige bange Momente zu überstehen. Der Seeländer wurde bereits nach rund einer Stunde bei einem Überrundungsmanöver von einem GT-Porsche in eine Kollision verwickelt und musste mit einem Reifenschaden an die Box. «Ich weiss nicht, was der sich dachte. Er fuhr voll in mich hinein», sagte Jani während des Rennens verärgert.
In der Folge ging es für Jani und seine Teamkollegen darum, das leicht beschädigte Auto sicher ins Ziel zu bringen. Da sich im Verlaufe des Rennens immer mehr abzeichnete, dass die direkten Konkurrenten um den WM-Titel, der Toyota um Ex-Sauber-Pilot Kamui Kobayashi, ebenfalls nicht um die Podestplätze mitfahren würde, konnten die Le-Mans-Sieger die Schlussphase trotz deutlichem Rückstand einigermassen beruhigt angehen. Selbst bei einem Ausfall des Jani-Porsches hätte Toyota die 17 Punkte Rückstand nicht mehr wettmachen können.
WM-Titel dank Sieg in Le Mans
Den Grundstein zum WM-Titel legte Jani mit seinen Kollegen in der ersten Saisonhälfte und dem Sieg in Le Mans als Höhepunkt. Seit dem Triumph beim legendären 24-Stunden-Rennen kämpften die drei Porsche-Fahrer allerdings gleich mehrfach unglücklich. Trotzdem gelang es Jani, Lieb und Dumas, den zu Saisonbeginn erarbeiteten Vorsprung in der Weltmeisterschaft bis zum Saisonende zu verteidigen.
«So stark besetzt und umkämpft wie in diesem Jahr war die Langstrecken-WM noch nie und sie wird es in den nächsten Jahren auch nicht mehr sein. Diese Saison mit dem Sieg in Le Mans und dem WM-Titel zu beenden, ist absolut perfekt», zog Jani stolz Fazit. Auch wenn er eingestehen musste: «Seit Le Mans hatten wir wirklich zu kämpfen. Auch hier in Bahrain wieder.»
Dritter Schweizer Weltmeister seit 2012
Neel Jani ist bereits der dritte Schweizer Langstrecken-Weltmeister innerhalb der letzten fünf Saisons. 2012 feierte Marcel Fässler (Audi), ebenfalls nach dem Triumph in Le Mans, den Titel in der Fahrerwertung. Sébastien Buemi (Toyota) krönte sich zwei Jahren später zum Langstrecken-Weltmeister. Davor war es noch überhaupt nie einem Schweizer Autorennfahrer gelungen, einen WM-Fahrertitel der FIA zu gewinnen. Aktuell verfügt die Schweiz nun sogar über zwei amtierende FIA-Weltmeister. Denn schliesslich ist Buemi, der in Bahrain mit Toyota auf Platz vier fuhr, aktueller Formel-E-Champion!
Fässlers Abschied auf dem Podest
Marcel Fässler feierte in Bahrain einen versöhnlichen Abschied mit Audi. Der Einsiedler fuhr zusammen mit seinen Kollegen André Lotterer und Benoît Tréluyer auf Platz zwei, hinter dem Audi-Schwesternauto (di Grassi/Duval/Jarvis). Die Doppelsieger von Bahrain ziehen sich von der Langstrecken-WM zurück. Damit geht auch die Ära des bisher erfolgreichsten Langstrecken-Trios der Geschichte zu Ende. In 41 Rennen stand Fässler mit Lotterer und Tréluyer 26 Mal auf dem Podium und feierte 10 Siege. Fässlers Zukunft ist noch offen, er will seine Karriere als Autorennfahrer aber fortsetzen.
Bahrain. 6-Stunden-Rennen. 1. Lucas di Grassi/Loïc Duval/Olivier Jarvis (BRA/FRA/GBR), Audi, 201 Runden. 2. Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer (SUI/GER/FRA), Audi, 16,419 Sekunden zurück. 3. Mark Webber/Timo Bernhard/Brendon Hartley (AUS/GER/NZL), Porsche, 1:17,001. 4. Sébastien Buemi/Anthony Davidson/Kazuki Nakajima (SUI/GBR/JAP), Toyota, 1 Runde. 5. Stéphane Sarrazin/Mike Conway/Kamui Kobayashi (FRA/GBR/JAP), Toyota, 1 Runde. 6. Neel Jani/Romain Dumas/Marc Lieb (SUI/FRA/GER), Porsche, 3 Runden. 7. Alexandre Imperatori/Mathéo Tuscher/Dominik Kraihamer (SUI/SUI/AUT), Rebellion, 10 Runden. 8. Simon Trummer/Oliver Webb/Pierre Kaffer (SUI/GBR/GER), ByKolles, 14 Runden.
WM-Schlusstand: 1. Jani/Dumas/Lieb 160. 2. Di Grassi/Jarvis/Duval 146,5. 3. Sarrazin/Conway/Kobayashi 145. – Ferner: 5. Fässler/Lotterer 104. 7. Imperatori/Tuscher/Kraihamer 66.5. 8. Buemi/Davidson/Nakajima 60.