«Der WM-Titel ist ganz klar das Ziel»
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Lüthi ist Favorit 2020:«Der WM-Titel ist ganz klar das Ziel»

Tom Lüthi geht als Favorit in die Töff-Saison
«Der WM-Titel ist ganz klar das Ziel»

Am Sonntag startet Tom Lüthi (33) in seine 18. WM-Saison. Die Chancen auf seinen zweiten WM-Titel der Karriere stehen gut. Der 17-fache GP-Sieger über den Titeltraum, das Alter, die lange Saison und seine neue Mentor-Rolle.
Publiziert: 06.03.2020 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2020 um 12:51 Uhr
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Tom Lüthi ist der Favorit auf den WM-Titel 2020.
Foto: KF GLAENZEL
Matthias Dubach

Es ist erst ein Jahr her, als Tom Lüthis Karriere in Gefahr scheint: Nach dem Desaster-Jahr in der Töff-Königsklasse MotoGP muss der Emmentaler wieder in seiner angestammten Moto2-Klasse starten. Viele Rückkehrer sind kläglich gescheitert – Lüthi nicht. Der Emmentaler fährt in der Comeback-Saison auf den dritten WM-Rang.

Nun ist der 125-ccm-Weltmeister von 2005 vor der neuen Saison heisser denn je. Mit einem starken Auftritt bei den offiziellen Testfahrten in Jerez mausert sich Lüthi vor dem Saisonstart auf der Flutlichtpiste in Katar zum Top-Titelanwärter.

Tom Lüthi, Gratulation zum WM-Titel 2020!
Wie bitte?

Sie scheinen der einzige verbliebene Moto2-Titelkandidat zu sein und hatten beim Jerez-Test die Bestzeit.
Nun, der Weltmeister und der WM-Zweite (Alex Marquez und Brad Binder, d. Red.) sind in die MotoGP aufgestiegen und ich war WM-Dritter. Das klingt nach einer einfachen Rechnung. Aber so läuft das nicht. Die Moto2 ist immer umkämpft. Es werden neue, junge Fahrer mitmischen. Beim Test in Katar war etwa Jorge Navarro sehr schnell. Und auch einige der Erfahreneren werden konkurrenzfähig sein. Aber der Titel ist ganz klar unser Ziel. Alles andere wäre gelogen.

Eigentlich wartet auf Sie die längste WM-Saison aller Zeiten mit 20 GPs. Aber das Coronavirus bedroht auch die Töff-WM. In Katar startet die Königsklasse nicht.
Ich bin einfach sehr froh, dass wenigstens wir in Katar fahren können. So werden wir am Sonntag wissen, wo wir stehen. Das ist mir nach der Winterpause sehr wichtig.

Die Moto3 und ihre Moto2 dürfen fahren, weil die Teams bereits wegen der Testfahrten letzte Woche vor der Einführung neuer Reisebeschränkungen in Katar waren. Wie haben Sie die Wartezeit zwischen Test und Rennwochenende verbracht?
Eigentlich wollte ich Kite-Surfen. Aber das hat dann nicht geklappt. So habe ich mich einfach erholt, Energie getankt und mich mit dem Team auf das Rennen vorbereitet.

Nach Katar droht eine lange Pause. Thailand ist auf unbestimmte Zeit verschoben, USA und Argentinien sind auf der Kippe.
Es ist völlig ungewiss, wie es weitergeht. Solange nichts fix ist wie bei Thailand, hirne ich nicht daran herum, das kostet nur Energie. Ich hoffe einfach, dass ich nach dem Rennen am Sonntag alles mit der Heimreise in die Schweiz klappt.

Angenommen, es kommen doch 20 GPs zustande. Wo lauern in dieser Marathon-Saison die Gefahren?
Man darf die Konstanz nicht verlieren. Das war mir letzte Saison im Sommer passiert. Ich hatte nicht mehr genug Vertrauen zum Töff. Wir müssen deshalb nun konstanter weiter vorne mitfahren. 20 Rennen sind eine grosse Herausforderung. Aber ich bin sehr zuversichtlich. Im Team und in meiner Crew ist wie gewünscht alles gleich geblieben, unser Paket passt.

Passt ihnen der Ausbau des Kalenders?
Ich finde, dass 20 Rennen zu viel sind, auch wenn ich gerne reise. Die Saison wird immer länger. Die Erholung wird sehr wichtig sein.

Fürchten Sie, dass zu wenige Auszeiten daheim nehmen können?
Nein, aber das Jahr muss gut geplant werden. Zu Hause die Batterien aufladen ist mir sehr wichtig. Ebenso, dass ich ein, zweimal pro Saison zum Kitesurfen komme und so abschalten kann.

Vor erst einem Jahr war ihre Karriere nach der Desaster-Saison in der Königsklasse am Nullpunkt, nun sind sie Titelanwärter Nummer 1. Ist dieses Comeback der grösste Sieg ihrer Karriere?
Ich hatte nach der MotoGP eine Rechnung offen. Es war ein schlimmes Jahr. Mir war klar, dass es nicht so enden soll. Letztes Jahr habe ich dann bei der Moto2-Rückkehr relativ rasch gespürt, dass es weitergeht. Der Erfolg kam zurück.

Haben sie soviel Spass am Töff-Fahren wie noch nie?
Ja, das kann man sagen. Ich konnte mich diesen Winter extrem gut vorbereiten und hatte super Testfahrten. Das gibt mir viel Kraft und Vertrauen für diese Saison. Es macht so viel Spass, dass ich nochmals einen Zweijahresvertrag in der Moto2 will. Mein aktueller läuft Ende 2020 aus.

Also werden sie mit 35 Jahren noch Töff fahren. Machen Sie Valentino Rossi Konkurrenz, der mit 41 Jahren noch fährt?
Mit Rossi kann ich mich nicht vergleichen. Aber das Alter spielt keine Rolle, viel wichtiger ist die Motivation. Die ist bei mir voll da.

Reicht das, um als Moto2-Oldie die jungen wilden Gegner in Schach zu halten?
Ich finde es extrem spannend. Die jungen Fahrer zwingen mich, offen für neue Schritte zu sein. Die Erfahrung kann zwar ein Vorteil sein. Aber ich muss mir täglich bewusst sein, dass ich nicht schon alles weiss und ich mich weiterentwickeln muss.

Sie stehen vor ihrer 18. GP-Saison, während der Romand Jason Dupasquier mit 18 Jahren neu in die kleine Moto3-Klasse einsteigt.
18 Jahre in der WM ist schon krass, da darf ich stolz darauf sein. Ich freue mich für Jason, dass er sein Debüt geben darf. Er hat absolut seine Chance in der WM verdient.

Sie werden sich als Mentor um Dupasquier kümmern. Wie wird das aussehen?
Er kann jederzeit alles fragen, was er will. Wir haben schon bei den Tests viel geredet. Man muss ihm sicher Zeit geben für die Entwicklung. Die Tests haben ihm die Augen geöffnet, auf welch hohem Niveau die WM ist.

Erinnert er sie an ihre eigenen WM-Anfänge?
Es gibt schon grosse Unterschiede. Jason hat ein deutsches Team und ist super betreut, seine Eltern werden oft an den Rennen dabei sein. Das war bei mir damals nicht möglich. Ich war erst 15, bin zum ersten Mal im Leben geflogen und das gleich alleine. Ich hatte für den Zoll eine Bestätigung dabei, dass ich nicht von zu Hause abgehauen bin!

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