Es scheint ein Hoffnungsschimmer am Schweizer Töff-Horizont. Zwei Töff-Bubis stehen kurz davor, erste Erfahrungen im WM-Umfeld zu sammeln. Jason Dupasquier und Noah Dettwiler fahren am Wochenende im spanischen Jerez erstmals im «Red Bull Rookies Cup». Bereit, das Erbe von Tom Lüthi anzutreten.
«Tom ist ganz klar ein Idol», sagt Noah. «Ich habe ich auch schon oft getroffen. Er ist sehr sympathisch, sein super Typ.» Und Jason fügt an: «Wenn ich irgendwann so weit bin wie er heute, wäre das etwas Grossartiges.»
Das Ziel unserer beiden Töff-Bubis ist klar. Sie wollen in die MotoGP. Der Weg dorthin ist lang. Doch der Start ist der richtige. In der Moto3-WM besteht das Fahrerfeld zu 48 Prozent aus Fahrern, die ihr Handwerk im Rookies Cup erlernt haben. Der erste Sieger der Serie 2007 war Johann Zarco. Der Franzose raste danach zu zwei WM-Titeln in der Moto2 und ist mittlerweile ein Star in der Königsklasse. Ob es ihm einer der Schweizer Töff-Hoffnungen gleich tun kann, steht in den Sternen.
Denn was alles passieren kann, hat vor allem Jason Dupasquier (1,68 m, 54 kg) schon bitter erfahren müssen. Der 17-jährige Fribourger hätte schon letzte Saison bei den Rookies starten sollen. Doch ein Oberschenkelbruch stoppte ihn kurz vor dem Auftakt. Dupasquier verlor ein Jahr.
«Ich war damals sehr enttäuscht», sagt Jason. Doch das sei längst vergessen. Schmerzen beim Fahren habe er nicht, nur im Krafttraining spürt er das Bein ab und zu. Und Angst hat er auch keine. «Stürze gehören einfach dazu. Wer keine Schmerzen will, muss einen anderen Sport wählen.» 17 Jahre alt – und schon knallhart.
Die Töff-Leidenschaft ist bei ihm eine Familienangelegenheit. Sein Vater Philippe Dupasquier gilt als erfolgreichster Schweizer Offroadpilot aller Zeiten. Er war Profi in der Motocross-WM, feierte einen Laufsieg und wurde 2002 WM-Vierter. Sein jüngerer Bruder Bryan (13) fährt ebenfalls bereits Rennen. «Mit fünf Jahren hat mir mein Vater mein erstes Motocross-Bike gegeben und ich bin ums Haus gefahren», sagt Jason.
Noah ist ganz anders zum Sport gekommen. «Ich war ungefähr vier Jahre alt, als ich zum ersten Mal live ein Motocrossrennen sah. Von da an wusste ich, dass ich das wirklich machen will», erinnert sich der 1,52 m gross und 45 kg schwere Töff-Schüler.
Zunächst fährt er Supermoto, lernt endgültig die Geschwindigkeit lieben. Und eifert jetzt seinem grossen Idol Marc Marquez nach – mit rasanten Fortschritten.
Letztes Jahr macht Noah seine ersten Erfahrungen mit Strassenrennen. Auf gut Glück versucht er sich dann im Casting für den Rookies Cup und setzt sich unter 105 Talenten durch. «Damit hätte ich nie gerechnet», gesteht Noah.
Er besucht eine Privatschule. Die Reiserei sei mit einer öffentlichen Schule nicht vereinbar. «So lange die Schulleistungen stimmen, ist es okay», sagt der Solothurner. «Und bis jetzt komme ich klar. Ich muss einfach auch in Hotel und Flugzeug immer wieder lernen.»
Jason hingegen hat die Schule abgeschlossen. Auf eine Lehre verzichtet er – vorläufig. «Ich will es jetzt drei, vier Jahre versuchen, den Sprung in die WM zu schaffen und mich dort zu etablieren» Schon nächstes Jahr will er in die Moto3-WM. Wenn es nicht klappt, könne er dann immer noch eine Ausbildung machen.