Für den grossen Traum von Noah Dettwiler (14)
Diese Schweizer Töff-Familie wandert nach Spanien aus

Noah Dettwiler hat das Potential, der nächste Tom Lüthi zu werden. Für seine Karriere verlässt der Teenager nun mit seinen Eltern die Schweiz.
Publiziert: 25.12.2019 um 01:33 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2019 um 11:42 Uhr
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Auf gepackten Koffern: Noah Dettwiler wird für die Schule regelmässig in die Schweiz zurückkehren.
Foto: Nick Soland
Matthias Dubach

Es ist nur ein Schild am Strassenrand, aber die Worte darauf verändern das Leben einer ganzen Familie. «Haus zu verkaufen», ist auf der Tafel in Hofstetten-Flüh SO zu lesen. Die Familie Dettwiler verkauft ihre Liegenschaft – weil sie nach Spanien auswandert.

Ein neues Leben in der Fremde. Und das alles, um die Töff-Karriere vom 14-jährigen Noah besser fördern zu können. Der Teenager sagt keck: «Mein grosser Traum ist die MotoGP!» Spanien ist das grosse Töff-Paradies: Es gibt viele Rennstrecken, die besten Nachwuchs-Rennserien, unzählige Trainingsmöglichkeiten und meistens gutes Wetter.

Unsere WM-Piloten wie Tom Lüthi verbringen zwar auch immer wieder einige Winter-Wochen in Spanien. Aber noch nie ist eine ganze Schweizer Töff-Familie fix umgezogen. Noah ist künftig Teil der KSB-Rennfahrer-Schule und trainiert oft mit anderen Rennfahrern wie MotoGP-Pilot Iker Lecuona. Vater Andy: «Die Idee hatten wir schon vor zwei Jahren. Diesen Sommer haben wir begonnen, Häuser anzuschauen und sind fündig geworden.»

Ab Mitte Dezember leben Vater Andy, Mutter Nicole und Sohn Noah im Dorf Adsubia, rund eine Fahrstunde südlich von Valencia. 1200 km von Hofstetten-Flüh entfernt. Nur Tochter Noëlle (25) bleibt wegen ihres Primarlehrerinnen-Jobs und ihrem Freund in der Schweiz. Sie sagt: «Ich werde sie so oft wie möglich besuchen. Wenn nötig, fahre ich auch mal mit dem Auto für ein Wochenende runter.»

Der Abschied macht vor allem Noahs Mutter zu schaffen. «Ich hätte nie gedacht, dass wir unser Haus mal aufgeben werden. Unsere Kinder sind hier aufgewachsen. Auch Verwandte und Bekannte zurückzulassen, fällt mir schwer», sagt Nicole. Aber sie sagt auch: «Das ist unsere Unterstützung für Noah, wir wollen ihm das ermöglichen.»

Tipps vom Ex-Weltmeister

Der Weg für den aufgeweckten Teenager in die Königsklasse MotoGP ist natürlich noch sehr weit. Aber das Potential ist da, dereinst Tom Lüthis Nachfolger zu werden. Nach erfolgreichen Jahren im Supermoto-Sport (Mix aus Offroad und Asphalt) fährt Dettwiler erst 2018 seine erste Saison auf der Rundstrecke. 2019 ist er schon in der Nachwuchs-Serie Red Bull Rookies Cup dabei, die im Rahmen der Grands Prix ausgetragen wird.

2020 darf Noah erneut im Rookies Cup fahren. Daneben tritt er in der Spanischen PreMoto3-Meisterschaft an. Sein italienisches Team ist dem MotoGP-Rennstall Avintia angegliedert, zudem hat Ex-125-ccm-Weltmeister Roberto Locatelli den jungen Schweizer unter seine Fittiche genommen und will ihn fördern.

Doch was passiert mit den Auswanderern, wenn im gefährlichen Sport der Traum platzt? Vater Andy: «Wir werden sowieso für immer bleiben und dafür auch spanisch lernen.» Für die eigene Baudichtungs-Firma bleibt Andy als Berater tätig, Mutter Nicole fliegt alle drei Wochen für die Buchhaltung in die Schweiz.

Auch Noah wird zumindest bis nächsten Sommer immer wieder in die alte Heimat zurückkommen. Er hat zwar wegen den vielen Absenzen wegen seines Sports bereits vor zweieinhalb Jahren an eine Privatschule in Basel gewechselt. Aber bevor er in einem halben Jahr die Schule abschliesst, warten noch einige Prüfungen. Danach ist Dettwiler mit erst 15 Jahren Töff-Profi. Mama Nicole: «Die Schule abzubrechen, kam nie in Frage.»

Klappt es nicht mit der Töff-Karriere, soll Noah einfach in ein paar Jahren eine Berufslehre beginnen, sagen seine Eltern. Da bleiben die Dettwilers trotz auswandern ganz schweizerisch auf Sicherheit bedacht.

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