An diesem Wochenende hat Marc Marquez (24) nichts zu befürchten. Der GP von Aragón ist einer von vier Rennen in seiner Heimat Spanien. Hier ist er längst ein Superstar, wird für seine grandiose Karriere mit 5 WM-Titeln in neun Jahren bewundert.
Aber wie es wirklich um sein Ansehen steht, zeigte das Rennen in Misano. Nach einem Trainingssturz applaudierten die Fans höhnisch, auf dem Podest erntete der Weltmeister als GP-Sieger ein Pfeifkonzert. «Wir riskieren hier alles bei 300 km/h am Limit. Es gibt keinen Platz, einen Sturz zu bejubeln oder zu pfeifen. Die Pfiffe haben mich traurig gemacht», sagte Marquez.
Der Katalane kann soviele Rennen gewinnen wie er will: Viele Fans ausserhalb Spaniens werden mit ihm nicht warm. Dabei gilt Marquez als legitimer Nachfolger für Töff-Lichtgestalt Valentino Rossi (38). Marquez ist auf dem Töff ein Biest, stellt scheinbar Unmögliches mit seiner Honda an. Auf der Strecke ist die Wachablösung längst vollzogen: Rossi wurde letztmals 2009 Weltmeister, Marquez holte die MotoGP-Krone 2013, 2014 und 2016.
Aber daneben nicht. Rossi wird geliebt – Marquez nicht. Es ist das grösste Problem der MotoGP: Hört Rossi auf (wohl 2019), drohen die grossen Fanmassen abzuwandern. Keiner fasziniert so sehr wie der italienische Publikumsliebling. Rossi gilt als authentisch – Marquez nicht. Das Verrückte: Rossi selber hat viel zur vergifteten Stimmung beigetragen. 2015 wirft Rossi (im Titelkampf) dem Spanier (im Titelkampf out) vor, er würde seinem Landsmann Jorge Lorenzo helfen. Danach kommts zum berühmten Eklat im Malaysia-GP: Marquez nervt Rossi als Retourkutsche mit seiner Fahrweise so sehr, dass sich der Italiener mit einem Fusstritt wehrt. Seither sind die Fan-Lager unversöhnlich.
Selbst Andrea Dovizioso – als Italiener auf der italienischen Ducati mit Marquez Co-WM-Leader – lebt im Schatten der Rivalen und sagt: « Die Publikumslieblinge sollten natürlich angefeuert werden. Für alle anderen sollte es Bewunderung und den nötigen Respekt geben. Leider glaube ich aber, dass meine Worte zu diesem Thema nichts ändern werden.»