Spektakel pur beim Moto2-Rennen in Assen. Der GP Holland gleicht einem Rodeo. Wild und bockig vom Anfang bis zum Ende. Ein Reiter nach dem anderen wird von diesem wilden Ungetüm von einem Rennen abgeworfen. Total bleiben 11 Piloten auf der Strecke.
Die Schweizer nicht. Dominique Aegerter wird so 9., der ersten Top-10-Platz der Saison. Und Tom Lüthi ist gar der Rodeo-König. Er kommt als einziger der Top 4 in der WM ins Ziel und übernimmt damit die WM-Führung in der Moto2.
Nicht, dass das Biest Assen nicht auch Lüthi hätte abwerfen wollen. Nach einem Crash zwischen Vierge und Bastianini ist der Emmentaler chancenlos auszuweichen, fährt frontal in den Töff von Vierge – und darüber hinweg. Abwerfen lässt sich Lüthi aber nicht, verhindert den Sturz mit viel Glück und Können.
«Mit dem Helm gegen die Scheibe geprallt»
Er habe Glück gehabt, dass es ihn nicht in die Luft katapultiert habe. «Ich bin dann mit dem Helm an die Scheibe meines Töffs geprallt und so hat es mich nicht nach vorne abgeworfen. Ich konnte mich gerade so auf dem Töff halten», beschreibt Lüthi die Szene.
Allgemein sei das Rennen heftig gewesen. Ständig sei jemand in ihn rein oder vor das Vorderrad gefahren. Lüthi: «Es war teilweise zu viel und auch nicht immer fair. Aber was soll ich machen, ich war mittendrin. Ständig fiel ich zurück und musste mich wieder nach vorne kämpfen.»
Die Chance auf den Sieg und das Podest ist nach dem Beinahe-Sturz dahin für Lüthi. Doch weil dann eben auch das Führungsduo Alex Marquez und Lorenzo Baldassarri crasht, kann sich Lüthi über den 4. Platz freuen. Dieser reicht, um mit 6 Punkten Vorsprung den Moto2-Thron zu erobern.
Nach diesem anstrengenden und schwierigen Wochenende mit einem 4. Platz und der WM-Führung rauszukommen, sei seht gut, freut sich Lüthi.
Erste WM-Führung nach drei Jahren
Das letzte Mal, das Lüthi eine WM anführte? Das war im April 2016. Nach seinem Sieg zum Saisonauftakt lag er nach zwei GPs noch in Front. 2012 führte er die Moto2 nach fünf Rennen an.
Jetzt ist er nach 8 Saison-GPs die Nummer 1. So spät in der Saison war Lüthi nur einmal Klassenprimus – nämlich im Weltmeisterjahr 2005.
Vorläufig gibt er aber noch nicht allzu viel auf die Krone. «Es ist schön. Aber ich will dann vor allem Ende Saison vorne sein.»
Rossi crasht, Vinales siegt
Der Sieger heisst übrigens Augusto Fernandez. Der Spanier gewinnt erstmals und setzt sich vor Brad Binder (SA) und Luca Marini (It) durch.
In der MotoGP gibt es ebenfalls Spektakel. Während Valentino Rossi crasht, duelliert sich sein Yamaha-Teamkollege Maverick Vinales mit Marc Marquez (Honda) um den Sieg. Für Vinales ist es der erste Saisonsieg. Dritter wird Pole-Mann Fabio Quartararo (Yamaha).
Der Spanier Marquez baute seinen Vorsprung in der WM-Wertung dennoch vor dem viertplatzierten Italiener Andrea Dovizioso (Ducati) auf 44 Punkte aus.