Für Tom Lüthi läuft es am Sonntag in Jerez nicht nur auf der Strecke mies. Daneben ist die Hölle los. Schon am frühen Morgen beginnt es. Weil Teamchef Michael Bartholémy sich hoffnungslos mit dem Team-Besitzer Marc van der Straten verkracht hat, richtet sich der Lüthi-Boss am Morgen in der Box ans versammelte Team.
Der genaue Inhalt ist nicht bekannt, aber Bartholémy holt zum Rundumschlag aus. Versucht, den Machtkampf für sich zu gewinnen. Im Team macht sich grosse Unsicherheit breit.
Das Drama lässt auch Tom Lüthi keine Ruhe. «Es ist ziemlich krass, was da abgeht. Aber ich muss versuchen, mich zurückzuziehen und meinen Job zu machen», sagt der Emmentaler. «Es ist eine Unsicherheit da in unserem Team. Keiner weiss wirklich Bescheid, was los ist und was genau läuft. Das ist natürlich bei mir auch so.»
Ominöse Firma in der Schweiz
Fakt ist nur, dass sich Van der Straten und Bartholémy heftig in den Haaren liegen. Van der Straten wirft Bartholémy finanzielle Ungereimtheiten und Unregelmässigkeiten bei Geldflüssen vor – im Millionenbereich. Im Hintergrund eine ominöse Firma in der Schweiz.
Kurzfristig sollte das keine Auswirkungen auf Lüthi haben. Doch es drängt Marina Rossi ins Team und sorgt für Unruhe. Die langjährige Teamkoordinatorin soll die interimistische Leitung von Bartholémy übernehmen. Pikant: Sie ist mit Sam Lowes liiert, würde sicher versuchen, dem britischen Moto2-Piloten nächste Saison einen Platz zu verschaffen. Auf Lüthis Kosten?
Keine Argumente in Spanien
Dieser verpasst es, in Spanien Argumente für sich zu sammeln. Erst kommt Lüthi überhaupt nicht auf Touren, bekundet fehlenden Grip am Vorderrad. Bei Rennhälfte stürzt er nach Duellen mit Tito Rabat. «Da ging es ein bisschen zu wild zu und her. Und als ich den Rhythmus wieder finden wollte, ist mir das Vorderrad eingeklappt», sagt Lüthi.
Bitter: Punkte wären auf dem Silbertablett gelegen. Weil hinter Sieger Marquez die Stars reihenweise rausfliegen, wäre Lüthi wohl mindestens 15. geworden. Es ist eine jener Chancen, die Lüthi unbedingt packen müsste in dieser Saison.
«Sowieso ärgerlich»
So wie Teamkollege Franco Morbidelli. Der Italiener brilliert mit dem 9. Rang. Mit 13 WM-Punkten ist er 13., während Lüthi einer von nur zwei punktelosen MotoGP-Fahrern ist.
«Es ist sowieso ärgerlich. Hätte, wäre, wenn bringt mir jetzt auch nichts», sagt Lüthi. Heute will er das miese Wochenende irgendwie retten, kann erstmals seit langem testen. Der 31-Jährige hofft, zumindest die sportlichen Probleme lösen zu können.