BLICK: Tom Lüthi, wie geht es Ihnen nach dem Horror-Crash in Brünn?
Tom Lüthi: Es geht mir zum Glück schon sehr viel besser. Ich war nun auch noch bei meinem Arzt. Doktor Marc Mettler hat sich alles angeschaut und es kommt gut. Jetzt ist einfach wegen der Gehirnerschütterung erstmal absolute Ruhe angesagt. Die Prellungen sind auch krass, tun vor allem beim Laufen richtig weh. Aber letztlich sind sie nicht so schlimm.
Was ist schlimmer, der Kopf oder die Prellungen?
Schon der Kopf. Ich habe zum Glück nicht mehr so starke Schmerzen. Am Samstag und Sonntag hatte ich so heftige Kopfschmerzen, wie ich es noch nie erlebt habe. Das hat mir tatsächlich auch Angst gemacht. Erst mit dem Ergebnis des CT konnte ich mich beruhigen. Im Wissen, dass weiter nichts ist. Jetzt muss ich mich einfach ans Bett nageln, mich zur Ruhe zwingen. Und natürlich auch die Sonne meiden.
Haben Sie mittlerweile eine Erinnerung an den Sturz?
Nein, überhaupt nicht und ich glaube auch nicht, dass das wieder kommt. Ich erinnere mich nicht einmal mehr an den letzten Boxenstopp vor dem Unfall. Erste Erinnerungen habe ich erst wieder an den Moment, als ich in den Heli gebracht werde. Da stand mein Vater noch neben mir, das weiss ich noch.
Haben Sie sich den Sturz denn angeschaut?
Ja, auf dem Handy. Meine Schwester hat ihn mir zugeschickt, denn ich wollte ihn unbedingt sehen. Ich habe auch mit dem Team darüber gesprochen und versucht herauszufinden, woran es gelegen hat. Aber wir tappen noch im Dunkeln.
Der Sturz war heftig...
Ja, vor allem weil ich mit dem Kopf noch stark auf dem Asphalt aufschlage. Und dann werde ich auch noch mehrfach von meinen Töff getroffen, was die krassen Prellungen erklärt.
Den Sonntag verbrachten Sie im Hotelzimmer. Haben Sie das Rennen geschaut?
Ich war extrem müde, fix und fertig. Ich habe mich gerade so ins Zimmer schleppen können. Aber ja, der TV lief. Allerdings lag ich im Bett, bin immer wieder eingeschlafen und habe praktisch nichts von dem Rennen mitgekriegt.
Was ist Ihnen in dem Moment durch den Kopf gegangen?
Nicht viel. Ich war nicht wehmütig, dass ich nicht dabei war. Ich hätte schlicht unmöglich fahren können, deshalb war es nicht so schlimm. Was mich aber freut, sind die Wortmeldungen meiner Kollegen. Natürlich haben mich schon Dominique und Robin (Aegerter und Mulhauser, d. Red.) aufgebaut. Und gerade eben hat mich Alex Rins angerufen und nachgefragt, wie es mir geht.
Haben Sie schon einmal einen so schwarzen Samstag erlebt?
Ich kann mich an keinen erinnern. Der Crash am Morgen sieht aber nur spektakulär aus. Der war für mich kein Problem, ich war körperlich vollkommen okay. Aber der Quali-Sturz beschäftigt mich schon. Das Problem ist, dass ich nicht weiss, warum ich gestürzt bin. Wegen meiner Erinnerungslücke. Nicht zu wissen, was passiert ist, ist für mich das Schlimmste.
Wie gehts jetzt weiter?
Wie gesagt ist zunächst einmal absolute Ruhe angesagt. Am Dienstag beginne ich dann aber schon mit der Physiotherapie, um die Prellungen rauszuschaffen. Der MotoGP-Test am Dienstag und Mittwoch ist natürlich gestrichen. Das tut ehrlich gesagt weh, ich habe mich darauf gefreut. Aber um eine solche Rakete zu fahren, muss man absolut fit sein. Und das kann ich von mir nicht behaupten.
Und in zwei Wochen in Silverstone werden Sie wieder bereit sein?
Ich bin guten Mutes. Aber um es endgültig sagen zu können, muss ich nun zunächst die Entwicklung der nächsten Tage abwarten.