Das Bild hat viel Symbolcharakter. Valentino Rossi und Marc Marquez liegen sich in den Armen, jubeln gemeinsam über den Erfolg. Marquez holte seinen 4. Sieg in Serie, Rossi belegte Platz 2. Zwei Freunde zeigen ihre Freude.
Es handelt sich um eine Szene vom GP Jerez 2014. Damals vor zwei Jahren war die Welt noch in Ordnung. Die beiden hatten viel Spass, flachsten gemeinsam an den Pressekonferenzen und unterhielten die Töff-Welt. Heute ist alles anders. Heute würden sich die beiden am liebsten Gift geben.
Ein grosses Problem im Verhältnis der beiden: Die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben. 2014 war Rossi klar langsamer als Marquez – und er wusste das. Für den Kommunikations-Meister war klar, dass es nichts bringt, gegen den jungen schnellen Marquez auf dem Weg zum zweiten WM-Titel in Serie zu kämpfen. Viel besser wollte er ihn mit ins Boot holen. «Marc ist die Nummer 1. Er ist der Mann, den es zu schlagen gilt», sagte Rossi.
Doch letzte Saison änderte sich alles. Rossi war plötzlich wieder der Schnellere der beiden, kämpfte um den WM-Titel. Marquez konnte nicht mithalten. Schon in Jerez letztes Jahr knisterte es deshalb, als das kongeniale Duo zuvor in Argentinien auf der Strecke heftig aneinander geriet.
Mit einem Witz versuchte Rossi damals die Spannungen noch zu überspielen. «Ich denke, Marc wird nun weniger Küsse von mir bekommen, aber im Bett bleibt alles gleich», sagte er an der Pressekonferenz.
Doch spätestens als sich Marquez in den WM-Kampf zwischen Rossi und Lorenzo einmischte war es vorbei. Marquez versuchte, den Italiener einzubremsen, um so seinem Landsmann zu helfen. Die Manöver gipfelten schliesslich mit dem Skandal von Malaysia, als Rossi Marquez vom Töff kickte. Aus Freunden wurden endgültig Feinde. Aus Respekt wurde Verachtung.
Der Hass zwischen den beiden bringt die Töff-Fans um eine sensationelle Kooperation. Denn mit dem Weggang von Jorge Lorenzo zu Ducati wäre der Platz im Team neben Rossi frei. Was sagt dieser zu einem möglichen Partner Marquez? «Ich habe mit dieser Entscheidung nichts zu tun. Also ist das nicht mein Problem.»
Tatsächlich stellt Yamaha-Boss Lin Jarvis klar, dass Rossi in diesem Fall kein Mitspracherecht hätte. Er sagt aber auch: «Es wäre wohl schwierig mit den beiden in einer Box.»