Es ist der Silberstreif am Horizont, auf den die ganze Töff-WM gewartet hat: Der 19. Juli als Datum für den Re-Start. Dann soll die Saison von Tom Lüthi und Co. mit einem Geisterrennen in Jerez fortgesetzt werden. Am 26. Juli würde dann auf derselben Strecke in Spanien ein weiterer GP steigen.
Wie immer gilt zu Corona-Zeiten: Nichts ist definitiv, alles noch von den Behörden und den Rahmenbedingungen abhängig. Derzeit ist zum Beispiel noch nicht genau definiert, was bei einem positiven Corona-Fall passieren würde.
Maximal zwölf Personen
Wenn aber grünes Licht kommt, bleiben nicht nur die Tribünen leer. Auch im Fahrerlager sieht das Sicherheitsprotokoll drastische Einschnitte vor. Medien und VIP-Gäste gibt es nicht. Auch Rahmenserien wie Dominique Aegerters MotoE dürfen nicht starten. Nur die insgesamt 42 Rennställe der WM-Klassen MotoGP, Moto2 und Moto3 sind vor Ort – mit limitierter Anzahl Personen.
Für ein Zwei-Piloten-Team aus der Moto2 wie Tom Lüthis IntactGP-Mannschaft sind zwölf Personen erlaubt. Also die beiden Piloten plus zehn Mechaniker oder Techniker. Teamchef Jürgen Lingg: «Zwölf ist das Maximum. Am besten wären noch weniger.» Aber die Deutschen werden das Limit ausreizen.
Töff-Guru kann nicht mit
Schon so hat es für Lüthi schmerzliche Auswirkungen. Der Titelanwärter, der stets betont, wie wichtig seine Crew für den Erfolg ist, wird wohl auf einen Vertrauensmann verzichten müssen: Alvaro Molina. Der Spanier ist sonst als Fahrlehrer für Profis fix an der Strecke dabei. Molina ist eine Art Töff-Guru, der Tom mit Tipps versorgt. Lüthi: «Für mich sind die Mechaniker am wichtigsten. Alvaro ist ein Grenzfall, weil er nicht direkt an meinem Töff schraubt. Aber er würde mir fehlen.»
Teamchef Lingg und Lüthi hoffen, dass das Zwölf-Mann-Limit bis zum GP noch aufgeweicht wird. Lingg: «Ich stand vor der Wahl: unsere Pressechefin, Molina oder mich selber zu streichen. Da es aber unter diesen Umständen besonders viel zu organisieren gibt, muss ich halt dabei sein.»
Vorbereitung auf Motocross-Maschine
Das Team bereitet sich nun auf den 19. Juli vor. Lüthis Teamkollege Marcel Schrötter (27) ist sogar bereits wieder auf einer Rennstrecke herumgerast. Der Deutsche dreht diese Woche mit einer schnellen Strassenmaschine auf dem Red-Bull-Ring Runde für Runde.
Gerät Lüthi jetzt unter Zugzwang, sich auch mit vielen Rennstrecken-Kilometern auf den mutmasslichen Saison-Re-Start hin zu rüsten? «Ein privates Training schadet nichts, ist aber nicht zwingend notwendig. Denn man trainiert ja nicht mit dem richtigen Renn-Töff», so der Emmentaler. Um den Corona-Rost abzustreifen, reicht Lüthi vorerst seine Motocross-Maschine. Und dann der offizielle Testtag am Mittwoch vor dem Geister-GP in Jerez.