Im Team von Tom Lüthi ist aus einer tiefen Freundschaft eine erbitterte Feindschaft geworden. Jetzt steht wegen des Zoffs zwischen Teambesitzer Marc van der Straten und Teamchef Michael Bartholemy womöglich die ganze Zukunft auf dem Spiel.
Am Donnerstag entliess der 70-jährige Brauerei-Milliardär seinen früheren Vertrauensmann. Es geht um angebliche Veruntreuung von 10 bis 15 Millionen Euro. Der Rausschmiss passierte auf reichlich dilettantische Weise: Die Presseerklärung liess Van der Straten nur an wenige Medien verschicken. Auch BLICK liegt diese vor, während das ganze Team von Van der Stratens Seite nichts Offizielles erfahren hat.
Nun ist am Tag nach dem Eklat das Chaos komplett. Die Piloten Lüthi, Franco Morbidelli (MotoGP) sowie Alex Marquez und Joan Mir (Moto2) müssen sich auf der Strecke irgendwie auf ihren Job konzentrieren. Und Bartholemy? Der steht trotz Entlassung in Teamkleidung in der Box!
Die klare Botschaft: Der Belgier akzeptiert seine fristlose Kündigung nicht, wie er bereits am Donnerstag gegenüber BLICK bestätigte. Bartholemy ist von seiner Unschuld überzeugt. Und im Team fragt man sich noch immer, ob Ex-Teamkoordinatorin Marina Rossi nach ihrer Entlassung den Teamchef beim Teambesitzer anschwärzte.
Ist die Firma in Herisau entscheidend?
Nun werden wohl die Anwälte das Chaos entwirren müssen. Die grosse Frage: Wer ist nun eigentlich der Boss bei Lüthi und Co.? Team-Mäzen van der Straten schrieb in seiner Mitteilung, dass er selber das Kommando übernimmt, bis eine Nachfolgeregelung gefunden sei. Aber der 70-Jährige ist bisher nicht in Le Mans aufgetaucht.
Und: Offiziell ist die unscheinbare Firma MM Performance & Racing AG in Herisau AR für den Rennbetrieb von MarcVDS zuständig. Via Appenzell werden alle Sponsorendeals abgewickelt und die rund 40 Teammitglieder erhalten ihren Lohn aus Herisau.
Die Firma wurde letzten Dezember von den beiden Streithähnen gemeinsam gegründet – aber nur Bartholemy hat eine offizielle Rolle, weil sich van der Straten nach seinem Umzug aus Belgien an den Genfersee aus dem operativen Geschäft zurückzog.
Es wäre der nächste Hammer im Riesen-Zoff, wenn van der Straten juristisch gesehen gar keinen Zugriff mehr auf sein Team hat, weil die entscheidende Firma Bartholemy gehört. Dann bliebe dem Mäzen wohl nur noch eines: Trotz Zusicherung, dass das Team bis 2021 weiterbesteht, den Geldhahn zuzudrehen. Das wäre dann für Lüthi und Co. der GAU.