Die MotoGP-Bosse wollen im Töff-Krieg zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez schlichten. Seit dem Marquez-Rempler von Argentinien eskaliert der Streit wieder. In Austin soll es deshalb nun zum Krisengipfel kommen.
Doch einfach wird es nicht, Frieden zu stiften. Denn auch wenn Marquez im aktuellen Fall klar als Bösewicht dasteht, ist auch Rossi alles andere als ein Unschuldslamm. Kein anderer Pilot hat eine solch lange Geschichte an Feindschaften in der MotoGP. Doch während Marquez vor allem auf der Strecke die Klingen wetzt, hat Rossi auch neben der Strecke einige Waffen im Arsenal.
Der Italiener ist einer, der gerne Öl ins Feuer giesst. Seine Gegner mit Psychospielchen verunsichert. Selbst handgreiflich wurde Vale schon.
Biaggi ist Rossis erstes Opfer
2001 verpasste Rossi seinem Lieblingsfeind Max Biaggi einen Faustschlag. Beim GP Barcelona gerieten die beiden auf dem Weg zum Podest aneinander. Biaggi erschien danach bei der Pressekonferenz mit Spuren des Schlags im Gesicht. Das müsse ein Moskito gewesen sein, meint Biaggi.
Er war der erste in einer langen Liste von Feinden. Es folgten Sete Gibernau, Casey Stoner und Jorge Lorenzo.
Gibernau-Fans beschimpfen Rossi als «Hurensohn»
Der Zwist mit Gibernau entwickelte sich 2004. Dessen Team legte in Katar Protest gegen Rossi ein. Dessen Crew soll in der Wüste den sandigen Startplatz mit Besen und Burn-outs gereinigt haben für mehr Grip, was klar verboten war. Rossi wurde wegen des Hinweises ans Ende der Startaufstellung versetzt, stürzte dann bei der Aufholjagd.
Danach herrschte jahrelang Eiszeit zwischen den beiden. Rossi würdigte Gibernau keines Bilckes mehr. Er revanchierte sich im Folgejahr in Jerez ausserdem mit einem Rammstoss. Gibernau musste ins Kiesbett, Rossi siegte. Die spanischen Fans betitelten Rossi danach als «Hurensohn».
Sprüche-Krieg mit Stoner
2008 folgte die Feindschaft mit Stoner. Ursprung des jahrelangen Zwists war US-Grand-Prix 2008 in Laguna Seca. In der legendären «Corkscrew» räuberte Rossi über die Randsteine und drängte Stoner Ausgangs Kurve ab, was ihm den Sieg einbrachte. In den Folgejahren gaben sich die beiden vor allem verbal Saures.
«Ich hätte gedacht, dass ein klügerer Kopf auf seinen erfahrenen Schultern sitzt», sagte Stoner etwa über Rossi. Oder: «Du hast offenbar mehr Ehrgeiz als Talent.»
«Stoner hat angefangen mich zu hassen, weil er verloren hatte», beschrieb es Rossi einst in einem Sponsor-Magazin. «Danach schien er immer bloss über die Vergangenheit zu sprechen, dieses Rennen, denn er war zu dem Zeitpunkt nicht Manns genug zu verstehen, dass er verloren hatte.»
Trennwand gegen Lorenzo
Parallel zum Stoner, Streit entwickelte sich die Fehde mit Jorge Lorenzo. Als der junge Spanier zu Yamaha ins Team kam, liess Rossi in der Box eine Trennwand aufstellen. Das Verhältnis war von Anfang an gestört. Drei Jahre bekämpfen sie sich auf und neben der Strecke, ehe Rossi zu Ducati zieht.
2013 kehrte Rossi zurück. Doch erst als sich die beiden um den WM-Titel 2015 duellieren, brandet der Streit erneut auf. Rossi bremste Lorenzo im Qualifying ein, schnitt ihn im Warm-up. Nach der Kollision zwischen Rossi und Marquez in Sepang ätzte Lorenzo, dass er jeglichen Respekt für Rossi verloren habe. Und nach Lorenzos Titelgewinn meinte Rossi, dass der Titel nicht verdient sei.
Rossi tritt Marquez mit Füssen
Das Jahr 2015 ist auch der Ursprung von Rossis neuster Feindschaft. Denn Marquez, eigentlich ohne Chance auf den Titel, mischte sich für seinen Landsmann Lorenzo in den WM-Kampf ein. Marquez versuchte wiederholt, die Kreise von Rossi zu stören. Dieser entledigte sich schliesslich mit dem berüchtigten Tritt seines Gegners.
Zwar versöhnten sich die beiden öffentlich nach dem tragischen Tod von Luis Salom 2016. Doch der Frieden hielt nicht lange. Spätestens jetzt hat Rossi Marquez wieder im Visier. Wie gross die Wut auf ihn ist, beweist dessen Aussage von 2015: «Biaggi war ehrlicher als Marquez.» Der Katalane ist Rossis Feindbild Nummer 1. Die Geschichte zeigt: So leicht wird Rossi das Kriegsbeil nicht begraben.