Lüthi auf dem Spielplatz-Töff
«Man darf das Kind in sich nie verlieren!»

Auf dem Töff verwandelt sich die Welt für Tom Lüthi (29) in einen Sandkasten. Als alter Moto2-Hase kämpft er gegen die jungen Wilden.
Publiziert: 03.04.2016 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:40 Uhr
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Lüthi amüsiert sich auf einem Spielplatz-Töff.
Foto: Benjamin Soland
Stefan Meier (Interview) und Benjamin Soland (Foto)

Tom, wie viel Kind steckt noch in Ihnen?

Tom Lüthi: Je nach Situation, manchmal sehr viel. Es ist sehr wichtig, dass man das Kind in sich nicht verliert. Eine gewisse Verspieltheit darf nie ganz verschwinden.

Vor allem als Töff-Profi nicht.

Ja, aber auch sonst im Leben. Es ist wichtig, manchmal auch einfach Spass zu haben und nicht immer zu viel nachzudenken.

Wie zeigt es sich bei Ihnen, wenn Sie das Kind mal rauslassen?

Das kann ganz banal sein. Wenn ein cooles Auto vorbeifährt mit gutem Sound, dann kann ich gar nicht anders, als da hinterherzuschauen. Oder wenn ich zum Beispiel auf dem Motocross-Töff sitze. Das ist dann wie in einem grossen Sandkasten. Das macht Spass.

Aber das ist ein schmaler Grat als Töff-Profi.

Ja, ganz klar. Die Professionalität muss da sein.    Es braucht die Mischung zwischen einer gewissen Lockerheit und Ernsthaftigkeit. Ich gehe die Sache durchaus ernst an und sehe es auch als Job. Aber es ist mein absoluter Traumberuf.

Trotz der Jugendlichkeit: In der Moto2 sind Sie mittlerweile der Alte. Umso wichtiger erscheint es, dass Sie beim Sieg in Katar den jungen wilden Morbidelli niedergerungen haben.

Das war mir sehr wichtig. Ich bin viel Risiko eingegangen und das hätte schief gehen können. Ich bin sehr froh, dass ich ihn auf der Strecke besiegt hatte. Zumal es auch eine Vorgeschichte mit ihm gab.

Inwiefern?

Schon im Warm-up fuhr er dauernd hinter mir her und hat angefangen zu sticheln. Auch während dem Rennen hat er Spiele gespielt. Beim Beschleunigen hat er zum Beispiel einfach das Gas zugedreht, so dass ich fast hinten reingeknallt bin. Da habe ich mir dann gedacht: ‹Nicht mit mir. Ich lasse nicht mit mir spielen!› Da war ich angestachelt.

Sind die Jungen frecher als früher?

Ich glaube nicht. Schon immer hiess es, die jungen Wilden kommen. Das war schon bei mir so.

Wie fühlt es sich an als letzter Vertreter der alten Garde in der Moto2?

Ich zähle auch Simone Corsi noch dazu. Aber eigentlich ist es mir gar nicht wirklich bewusst. Ich bin voll in der Szene drin und fühle mich überhaupt nicht alt. Im Gegenteil, ich bin fit wie noch nie. In dem Zusammenhang finde ich es übrigens hammer, dass Valentino Rossi für zwei weitere Jahre weitermacht. Das zeigt, dass das Alter keine Rolle spielt.

Sie betonen stets, noch jung genug zu sein. Auch für einen Aufstieg in die MotoGP?

Ja, das ist immer noch so. Es ist mein Ziel, diesen Schritt zu machen. Aber immer noch nur auf Material, auf dem es Sinn macht.

Sie dürfen diesen Sommer für KTM einige Testfahrten bestreiten, bevor die Österreicher nächste Saison als Werksteam einsteigt. Damit stossen Sie die Türe zur Königsklasse auf.

Auf jeden Fall. Ich kann jetzt endlich mal draufsitzen und seriöse Tests machen. Und zwar professionell. Ich durfte ja nach meinem WM-Titel 30 Runden mit einer Honda fahren. Das war cool und schön. Aber das war ein Geschenk und kein echter Test. Es ist mit KTM vielleicht eine Chance für die Zukunft. Aber ich sehe es jetzt einfach mal als Chance, zu lernen und die Erfahrung zu machen.

Sind Sie nach der Trennung von Fabienne Kropf eigentlich immer noch Single?

Ja, ich bin noch Single. Alles ist prima, so wie es ist.

Trotzdem: Sie sind jetzt doch auch schon im 30. Lebensjahr. Kommen hier auf dem Spielplatz nicht Gedanken an eine Familie?

Es ist schon so, dass ich zwischendurch denke: ‹Wow, jetzt bin ich schon bald dreissig.› Aber schlussendlich ist man so alt, wie man sich fühlt. Ich geniesse das Leben, so wie es momentan ist und fokussiere mich auf den Sport, wo ich hohe Ziele habe. Es ist gut, zwischendurch auf den Spielplatz zu können. Eben auch mit dem Töff zum Beispiel. Dann ist die Dreissig plötzlich wieder ganz weit weg.

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