Krieg der Superstars in der MotoGP. Nach dem GP Argentinien geraten sich Valentino Rossi und Marc Marquez in die Wolle. Einmal mehr. Grund ist die aggressive Fahrweise von Marquez.
Tatsächlich pflügt der Spanier wie ein irrer durchs Feld, nachdem er wegen einer Durchfahrtsstrafe bis auf den zweitletzten Platz zurückfällt. Keiner ist vor ihm sicher. Ohne Rücksicht auf Verluste reiht er ein Überholmanöver ans nächste, einen Rempler an den anderen.
Am heftigsten fährt er zunächst Aleix Espargaro in die Kiste, wofür Marquez bereits ein erstes Mal von der Rennleitung belangt wird, seinen Platz zurückgeben muss. Dann, kurz vor Schluss des verrückten GPs, muss Valentino Rossi dran glauben, kommt nur noch als 19. ins Ziel. Der italienische Superstar schäumt vor Wut nach seinem durch Marquez verursachten Crash.
Rossi glaubt an absichtlichen Crash
«Als er hinter mir eintraf, hat er mich absichtlich touchiert. Er hat meinen Fuss und mein Motorrad gerammt und mich von meiner Linie weggeschoben», ärgert sich Rossi bei «Speedweek». «Ich bin gestürzt. Das macht ihn anscheinend glücklich.»
Sofort kommen Erinnerungen an Sepang 2015 hoch. Damals hatte sich Marquez in den WM-Kampf zwischen Rossi und Lorenzo eingemischt. Der 39-Jährige, ausser sich vor Wut, entledigte sich des Spaniers mit einem Tritt. Rossi: «Ich habe mit Marc seit Sepang 2015 kein Verhältnis mehr. Es kann also auch nichts zerrüttet werden. Wenn er keinen Respekt vor mir hat, kann ich keinen Respekt vor ihm haben.»
Doch Rossi sieht den Weltmeister mittlerweile als wandelnde Gefahr im Feld. Was Marquez abziehe, sei zu viel, gehe zu weit. «Was er gemacht hat, ist gefährlich. Zuerst hat er Aleix Espargaro bei 200 km/h gerammt. Wenn du da mit den Lenkern hängen bleibst, fliegst du in die Mauer», stellt Rossi fest. «Wenn jetzt alle anfangen, sich so zu benehmen, können wir gleich ein ‹demolition derby› machen. Márquez bringt die anderen Piloten in Gefahr.»
Rossi: «Marquez soll sich nicht bei mir blicken lassen»
Dass sich Marquez nach dem Rennen bei Rossi entschuldigen wollte, hält Rossi für einen Witz. «Er hatte nicht den Mut, allein in mein Office zu kommen. Er kam mit seiner Entourage, mit seinem Manager, er brachte Honda-Leute mit», ätzt der Italiener. Es gehe Marquez nicht um ihn persönlich, sondern nur um sein Image. «Er hätte seine Entschuldigung nicht ernst gemeint.»
Deshalb wollte Rossi nicht mit ihm reden. Marquez wird aus der Box gejagt. Und zur Aussprache wird es so schnell auch nicht kommen. «Ich hoffe, er wird auch in absehbarer Zeit clever genug sein, sich nicht bei mir blicken zu lassen.»
Der schwerste Vorwurf von Rossi: «Das kann einmal im Jahr passieren. Aber verdammt! Fünfmal an einem Wochenende? Das kann nur Absicht sein.»
Marquez: «Ich habe nichts Verrücktes gemacht»
Marquez wehrt sich. «Mein grösster Fehler war wohl der Zwischenfall mit Aleix Espargaro. Ich habe realisiert, dass es ein Fehler war», gibt er zu, weshalb er sich auch um zwei Plätze zurückfallen liess.
Doch in der Situation und seinem allgemeinen Fahrverhalten sieht der 25-Jährige kein Problem. «Ich habe aber nichts Verrücktes gemacht. Ich habe einen nassen Fleck erwischt und habe dann noch versucht einzulenken. Als ich gesehen habe, dass er stürzt, habe mich entschuldigt.»
Am ganzen Drama seien die halbnassen Verhältnisse Schuld. «Ich bin in meiner Karriere nie mit der Absicht in einen Fight gegangen, einen Fahrer zu Fall zu bringen», stellt Marquez klar.
Marquez beendet seine irre Aufholjagd übrigens als Fünfter. Weil ihm aber für das Rossi-Manöver eine 30-Sekunden-Strafe aufgebrummt wird, fällt er auf den 18. Platz zurück. Unmittelbar vor Rossi.