Es ist im Fahrerlager kein Geheimnis. Die weiblichen Töff-Fans liegen Frauen-Held Dominique Aegerter (30) besonders am Herzen. Doch seit seinem Wechsel ins italienische MV-Agusta-Team hat ausgerechnet Aegerter eine Frau als Chefin.
Der Berner und Milena Körner (34) als Teamboss – geht das gut? Die Deutsche sagt: «Für Domi war es nie ein Problem, dass eine Frau seine Chefin ist.» Aegerter bestätigt: «Sie macht ihren Job sehr gut!»
Obwohl der Rohrbacher schon seit sieben GPs punktelos ist, will der WM-23. seiner Teamchefin treu bleiben. 2020 gehts bei MV Agusta weiter, wenn Domi und Manager Oliver Imfeld bei Körner ein entsprechendes Sponsorenpaket abliefern können.
Die Wahl-Mailänderin führt den Rennstall vom schillernden Teambesitzer Giovanni Cuzari seit 2017 operativ. Im Grand-Prix-Zirkus ist sie die einzige Frau in diesem Job. Wie reagieren die Männer? «Wenn sie mich mal kennen, gibt’s keine Probleme mehr», sagt sie, «aber man muss sich den Respekt erarbeiten. Am Anfang merke ich oft, dass mir nicht dieselben Qualifikationen zugesprochen werden wie einem Mann.»
«Sonst gibt es Ärger!»
Auch bei Aegerters Chefmechaniker Mauro Noccioli war es so. Körner kritisiert nach dem ersten Testtag einige Abläufe in der Box. «Er hat niemals gedacht, dass mir so viele Details bei der Arbeit am Motorrad auffallen.»
Kein Wunder: Als 13-jähriger Teenager aus einem Dorf nahe Zwickau erlebt sie 1998 den ersten Grand Prix auf dem neuen Sachsenring mit. Der Töff-Virus lässt sie nie mehr los. Körner studiert Betriebswirtschaftslehre und interkulturelle Kommunikation, nach einem Austauschjahr bleibt sie in Italien hängen und findet im GP-Sport Arbeit.
Sie spricht Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch und Deutsch und macht seit 15 Jahren in verschiedenen Teams die Gästebetreuung, Logistik, Marketing, Pressearbeit, arbeitet sich hoch, verdient sich im Tech3-Team den Spitznamen «Frau Rottenmeier» («Ich nahm das als Lob!») – bis sie bei MV Agusta Teamchefin wird. Die sich notfalls auch durchsetzen kann. Körner: «Wenn ich was will, ist das nicht als freundliche Bitte gemeint. Sonst gibt es Ärger!»