Zwei Podestplätze von Tom Lüthi (33) und die gleichzeitige Schwächephase von WM-Leader Alex Marquez (23) reichen, um die Schweizer Töff-Fans wieder hoffen zu lassen. Lüthi kann zwei Rennen vor Schluss wieder vom WM-Titel träumen, auch wenn er sagt: «Die Weltmeisterschaft ist sehr, sehr schwierig. Ich schaue wirklich nur auf mich und konzentriere mich auf unsere Arbeit.»
Dank seiner Aufholjagd verkürzt der Emmentaler den Abstand zum Spanier auf 28 Punkte. Erstmals seit sieben Grands Prix und Lüthis Sturz in Brünn beträgt Marquez´ Polster auf den Schweizer weniger als 30 Zähler.
Aber es sind eben nur noch zwei GPs. War Lüthis viermonatige Durststrecke ohne Podestplatz doch zu lange für die WM-Krone? Das Rezept für Lüthi am Sonntag in Malaysia (Start 6.20 Uhr, live SRF2) ist einfach: Er muss auf jeden Fall vor Marquez ins Ziel kommen, um sich den WM-Showdown beim Finale in Valencia zu erkämpfen.
Lüthi muss in Sepang Marquez bezwingen
Dann beginnen die Rechenspiele. Mindestens vier Punkte muss Lüthi wettmachen. Da ein Sieg 25 Punkte gibt, braucht Tom für den Showdown einen Rückstand von höchstens 24 Zählern. Denn bei Punktgleichheit entscheidet die Anzahl Siege, hier ist Marquez (5 Saisonsiege) gegenüber Lüthi (1 Sieg) klar voraus.
Aber nur bei einem Schweizer Sieg spielt das Resultat des WM-Leaders keine Rolle. Wird Lüthi beispielsweise Dritter und Marquez Vierter, ist der Spanier Weltmeister – falls der WM-Dritte Brad Binder das Rennen nicht gewinnt.
Das gute Omen: Lüthi hat in Sepang und Valencia bereits Rennen gewonnen, Marquez noch nie. Und der Schweizer hat im Psychokrieg zuletzt die Oberhand gewonnen. Marquez hat bereits angekündigt, dass er in Malaysia voll angreifen will. Das erhöht aber die Fehlerquote – einen groben Patzer des Spaniers braucht Lüthi eben auch, um aus einer wohl zu spät gestarteten Aufholjagd einen echten WM-Krimi in Valencia zu machen!
Lüthi-Team träumt von doppelter Krone
Die Titeljagd von Lüthi ist auch für sein deutsches Dynavolt-Team eine grosse Sache. Rennstall-Gründer und -mitbesitzer Stefan Keckeisen reist deshalb zum vorletzten GP nach Malaysia an, um vor Ort dabei zu sein. Keckeisen, der Boss eines grossen Batterienherstellers in Memmingen, hatte auf die Saison 1013 gemeinsam mit Wolfgang Kuhn IntactGP gegründet. «Wir wollen 2014 oder 2015 um den Titel kämpfen», sagt Keckeisen damals. Doch erst 2019 ist es mit dem Transfer von Lüthi soweit. Jetzt winken dem Moto2-Rennstall aus dem Allgäu gar noch zwei WM-Kronen. Neben der Fahrer-WM ist auch noch in der Team-Wertung alles möglich.