Ein Nobody besteigt den Töff-Olymp!
In der MotoGP ist der grosse Aussenseiter-Coup perfekt. Der neue Weltmeister in der Töff-Königsklasse heisst Joan Mir (23). Dem Spanier reicht im vorletzten GP ein 7. Rang für die grösste Töff-Sensation seit Jahrzehnten – den Spanier hatte vor dieser Saison nicht mal seine grössten Fans ernsthaft auf dem Zettel als Titelkandidat.
Doch nach dem verletzungsbedingten Out von Serien-Champion Marc Marquez ist es Mir aus dem kleinen Suzuki-Werksteam, der mit seiner starken Konstanz das Vakuum fühlt. In Valencia fährt der Mallorquiner souverän zum Titel. Franco Morbidelli hilft auch der dritte Saisonsieg (vor Jack Miller und Pol Espargaro) nichts mehr. Und mit Fabio Quartararo stürzt der WM-Leader der frühen Saisonphase.
Mir schwebt jetzt auf der Titel-Umlaufbahn – nur fünf Jahre nach seinem ersten Auftauchen in der GP-Szene als Moto3-Pilot ist er schon MotoGP-Weltmeister. Und das nicht auf Honda, Yamaha oder Ducati: Der letzte Königsklassen-Champion auf einer Suzuki war 2000 Kenny Roberts jr. Er sagt: «Das ist unglaublich. Ich werde eine Zeit lang brauchen, um das zu realisieren.»
Bei Lüthi geht nichts mehr
Im Moto2-Rennen hingegen gibts nichts zu feiern. Zumindest nicht für Tom Lüthi (34). Der Routinier hat von A bis Z nicht das Tempo für die Punkteränge. Lüthi, letztes Jahr noch WM-Dritter, landet nur auf der 16. Position.
Es ist Lüthis traurige Fahrt in die Geschichtsbücher. Der Schweizer ist erst der vierte Rennfahrer in der Geschichte der Töff-WM, der seinen 300. Grand Prix fährt. Nur Legende Valentino Rossi (412 GPs), Loris Capirossi (328) und Andrea Dovizioso (325) sind öfters in der WM gestartet als der Schweizer, der schon seit 2002 dabei ist.
Doch sein Jubiläums-Rennen wird zum grossen Flop. Es ist erst das achte Mal in zehn Jahren Moto2, dass Lüthi bei einer Zielankunft die Punkte verpasst. Doch in dieser verkorksten Saison schon das dritte Mal und zum zweiten Mal in Folge.
Nur noch auf Rang 11
Obwohl Lüthi hinterher fährt, ist er zeitweise im TV-Bild zu sehen – das liegt aber daran, dass er eingeblendet wird, als ihn sogar der an der Hand verletzte WM-Zweite Sam Lowes überholt. Der Brite holt mit Schmerzen zwei Punkte und kann so das Titelrennen offen halten. WM-Leader Enea Bastianini wird Sechster (Rennsieger: Jorge Martin) und reist mit einem 14 Punkte-Polster auf Lowes zum Final nächsten Sonntag in Portugal.
Lüthi liegt in der WM nur noch auf Rang 11. Sein Alptraum dauert nun noch eine Woche. Nach dem WM-Final verlässt er wie längst abgemacht sein deutsches Intact-Team Richtung spanischen SAG-Rennstall. Für beide Seiten wirds eine Erlösung.
Lüthi-Nachfolger siegt in der Moto3
In der kleinen Moto3-Klasse gewinnt Lüthis Nachfolger bei Intact, Tony Arbelino, seinen ersten GP und kann in Portugal noch Weltmeister werden. Jason Dupasquier aus Sorens FR bleibt in seiner Debütsaison als 22. weiterhin punktelos.