Auf einen Blick
- Roger Seewer baut Motocross-Piste für Bruder Jeremy.
- Der Bauchef vom Frauenfeld-GP nimmt extra Ferien für den Streckenbau.
- Jeremy Seewer ist fünffacher Vizeweltmeister im Motocross.
Um seinem Bruder die perfekte Motocross-Piste bieten zu können, nimmt Roger Seewer (31) sogar jede Menge Ferien! «Zwei ganze Wochen vor dem Rennen und drei, vier Tage nach dem Rennen nehme ich Ferien, um hier in Frauenfeld die Rennstrecke auf- und wieder abzubauen», sagt der Maschinist zu Blick, als er aus seinem Bagger steigt.
Noch sind es zu diesem Zeitpunkt fünf Tage, bis auf dem Schollenholz-Areal am Stadtrand von Frauenfeld TG die besten Motocross-Fahrer der Welt zum ersten Training für den Schweizer Grand Prix auf die Strecke gehen.
Samstag, 24. August
10.30 Uhr: Freies Training MX2
11.30 Uhr: Freies Training MXGP
13.40 Uhr: Zeittraining MX2
14.15 Uhr: Zeittraining MXGP
16.35 Uhr: Quali-Rennen MX2
17.25 Uhr: Quali-Rennen MXGP
Sonntag, 25. August
13.15 Uhr: Rennen 1 MX2
14.15 Uhr: Rennen 1 MXGP (live SRFinfo)
16.10 Uhr: Rennen 2 MX2
17.10 Uhr: Rennen 2 MXGP (live SRFinfo)
Samstag, 24. August
10.30 Uhr: Freies Training MX2
11.30 Uhr: Freies Training MXGP
13.40 Uhr: Zeittraining MX2
14.15 Uhr: Zeittraining MXGP
16.35 Uhr: Quali-Rennen MX2
17.25 Uhr: Quali-Rennen MXGP
Sonntag, 25. August
13.15 Uhr: Rennen 1 MX2
14.15 Uhr: Rennen 1 MXGP (live SRFinfo)
16.10 Uhr: Rennen 2 MX2
17.10 Uhr: Rennen 2 MXGP (live SRFinfo)
Zu dieser illustren Runde von überragenden Motocross-Profis gehört seit Jahren Jeremy Seewer (30), der Zürcher ist fünffacher Vizeweltmeister im spektakulären Töff-Sport mit den hohen Sprüngen und hochgewirbelten Dreck in der Luft.
Roger Seewer bereitet die Rennstrecke mit dem Bagger vor
Aktuell ist er WM-Fünfter, Seewer tritt dieses Wochenende als grosser Held der Schweizer Fans zum Heim-GP an. Mehr Heimrennen geht kaum: Denn die Rennstrecke wird familienintern präpariert. Seewers Bruder Roger ist Bauchef für den Motocross-Circuit im Thurgau, auf dem Jeremy den seit Jahren erhofften Heimsieg jagt. Roger Seewer und sein Team baggern tagelang, damit die MXGP-Stars am Wochenende ihre Töff-Show abziehen können.
Dafür ist aber viel Arbeit nötig. Schon kommt wieder ein Lastwagen, der neues Erdreich auskippt, damit Seewer mit seinem Bagger eine grosse Schanze weiterbauen kann. «In der ersten der beiden Wochen vor dem Rennen haben wir richtig Vollgas gegeben mit den Lieferungen», schildert er, «wir wollten möglichst viel Material schon auf dem Gelände haben, denn dann kam der grosse Regen. Der Regen hilft für die Festigkeit der Piste.»
Abkürzung für Motocross. Das M steht für Moto, das X für Cross. Und weil Cross auf Englisch auch Kreuz bedeutet, wird hier das X symbolisch als Kreuz verwendet.
MXGPDie vier Buchstaben haben zwei Bedeutungen. Die erste: Als Überbegriff für die ganze Motocross-Weltmeisterschaft. MX steht für Motocross, GP für Grand Prix. In einer WM-Saison werden weltweit Grands Prix ausgetragen, der Gesamtsieger ist Weltmeister – dasselbe Prinzip wie zum Beispiel in der Formel 1. Die zweite Bedeutung: MXGP ist auch der Name für die Königsklasse, in der mit 450-ccm-Motoren gefahren wird.
MX2Abkürzung für die zweithöchste WM-Kategorie. MX steht für Motocross, die Ziffer 2 für die zweite Stufe. Das MX2-Feld startet bei jedem Grand Prix ebenfalls, ist mit 250-ccm-Motoren ausgerüstet und für aufstrebende Talente gedacht. Die besten Piloten der MX2-WM steigen jeweils in die MXGP-Klasse auf.
EMX125 und EMX250Die Abkürzungen für die Motocross-Europameisterschaften. In der ersten Stufe fahren 13- bis 17-Jährige mit 125-ccm-Zweitaktern, in der zweiten Stufe sind maximal 21-Jährige mit 250-ccm-Viertaktern am Start. Beide Klassen fahren in Frauenfeld im Rahmenprogramm.
WMXEine im deutschsprachigen Bereich verwirrende Abkürzung. WM steht hier nicht für Weltmeisterschaft, sondern für Women-Motocross, es ist also die Frauen-Meisterschaft. Das WMX-Feld tritt in Frauenfeld aber nicht an.
MXoNDie Abkürzung für Motocross of Nations, auf deutsch Motocross der Nationen. Das grösste Rennen des Jahres ist in der Szene Kult und funktioniert völlig losgekoppelt von der normalen MXGP-Saison. Jeweils zum Saisonende kommts zum grossen Länderkampf, wenn drei Piloten für ihr Land starten und die Addition ein Nationen-Ranking ergibt. Reizvoll am MXoN: Dann sind auch die starken Fahrer aus den USA dabei, die sonst nie in Europa fahren. Amerika funktioniert im Motocross wie eine Parallelwelt, das nationale Niveau ist enorm hoch und die Verträge extrem lukrativ, sodass zum Beispiel der beste Motocross-Fahrer aus Deutschland seit Jahren nur noch in den USA fährt und nicht mehr in der MXGP.
Das RennformatEin Motocross-Rennen besteht nicht nur auf höchster Stufe immer aus zwei Läufen und funktioniert wie im Skisport im Slalom und Riesenslalom. Abgerechnet wird nach zwei Läufen, eine Podiumszeremonie gibt es erst am Abend, wenn der Tagesbeste aus zwei Läufen zum GP-Sieger gekürt wird. Einziger Unterschied zum Skisport: Auch im ersten Lauf gibts schon WM-Punkte.
Das StartgatterKeine Ampel, sondern ein fallendes Gatter gibt einen Lauf frei. Es gibt keine Startaufstellung wie im Strassensport, alle Motocross-Piloten starten nebeneinander. Eine fixe Pole-Position gibt es auch nicht – der Sieger des Qualirennens darf sich als Erster seinen Platz am Gatter aussuchen, meistens ist es einer auf der Innenseite der ersten Kurve.
Abkürzung für Motocross. Das M steht für Moto, das X für Cross. Und weil Cross auf Englisch auch Kreuz bedeutet, wird hier das X symbolisch als Kreuz verwendet.
MXGPDie vier Buchstaben haben zwei Bedeutungen. Die erste: Als Überbegriff für die ganze Motocross-Weltmeisterschaft. MX steht für Motocross, GP für Grand Prix. In einer WM-Saison werden weltweit Grands Prix ausgetragen, der Gesamtsieger ist Weltmeister – dasselbe Prinzip wie zum Beispiel in der Formel 1. Die zweite Bedeutung: MXGP ist auch der Name für die Königsklasse, in der mit 450-ccm-Motoren gefahren wird.
MX2Abkürzung für die zweithöchste WM-Kategorie. MX steht für Motocross, die Ziffer 2 für die zweite Stufe. Das MX2-Feld startet bei jedem Grand Prix ebenfalls, ist mit 250-ccm-Motoren ausgerüstet und für aufstrebende Talente gedacht. Die besten Piloten der MX2-WM steigen jeweils in die MXGP-Klasse auf.
EMX125 und EMX250Die Abkürzungen für die Motocross-Europameisterschaften. In der ersten Stufe fahren 13- bis 17-Jährige mit 125-ccm-Zweitaktern, in der zweiten Stufe sind maximal 21-Jährige mit 250-ccm-Viertaktern am Start. Beide Klassen fahren in Frauenfeld im Rahmenprogramm.
WMXEine im deutschsprachigen Bereich verwirrende Abkürzung. WM steht hier nicht für Weltmeisterschaft, sondern für Women-Motocross, es ist also die Frauen-Meisterschaft. Das WMX-Feld tritt in Frauenfeld aber nicht an.
MXoNDie Abkürzung für Motocross of Nations, auf deutsch Motocross der Nationen. Das grösste Rennen des Jahres ist in der Szene Kult und funktioniert völlig losgekoppelt von der normalen MXGP-Saison. Jeweils zum Saisonende kommts zum grossen Länderkampf, wenn drei Piloten für ihr Land starten und die Addition ein Nationen-Ranking ergibt. Reizvoll am MXoN: Dann sind auch die starken Fahrer aus den USA dabei, die sonst nie in Europa fahren. Amerika funktioniert im Motocross wie eine Parallelwelt, das nationale Niveau ist enorm hoch und die Verträge extrem lukrativ, sodass zum Beispiel der beste Motocross-Fahrer aus Deutschland seit Jahren nur noch in den USA fährt und nicht mehr in der MXGP.
Das RennformatEin Motocross-Rennen besteht nicht nur auf höchster Stufe immer aus zwei Läufen und funktioniert wie im Skisport im Slalom und Riesenslalom. Abgerechnet wird nach zwei Läufen, eine Podiumszeremonie gibt es erst am Abend, wenn der Tagesbeste aus zwei Läufen zum GP-Sieger gekürt wird. Einziger Unterschied zum Skisport: Auch im ersten Lauf gibts schon WM-Punkte.
Das StartgatterKeine Ampel, sondern ein fallendes Gatter gibt einen Lauf frei. Es gibt keine Startaufstellung wie im Strassensport, alle Motocross-Piloten starten nebeneinander. Eine fixe Pole-Position gibt es auch nicht – der Sieger des Qualirennens darf sich als Erster seinen Platz am Gatter aussuchen, meistens ist es einer auf der Innenseite der ersten Kurve.
Ähnlich wie Jeremy in seinem Spezialgebiet Motocrossfahren ist auch Bruder Roger in seinem Gebiet Spitze. Denn der Zürcher ist ein echter Pistenbau-Experte. Roger Seewer hat schon bei allen bisherigen Grands Prix in Frauenfeld (2016 bis 2018 und seit 2023) mitgebaggert, ist auch in der Schweizermeisterschaft bei den meisten Rennen vor Ort und dazu hilft er auch jedes Jahr bei einem Rennen in Deutschland mit. «Der Kollege aus Deutschland hilft nun im Gegenzug hier uns in Frauenfeld», sagt Seewer, «denn es ist sehr schwierig, richtig gute Leute für den Pistenbau zu finden, die wissen, worauf es ankommt.»
Die Bau-Crew besteht im Vorfeld aus vier Männern, am Rennwochenende selber wird auf sechs aufgestockt. Dann sitzen zwei in Traktoren mit angehängten Rechen, zwei in Bobcats (wendige Kleinradlader) sowie Seewer selber und ein weiterer Kollege in zwei grossen Baggern. Denn nach jedem Lauf – neben den beiden WM-Kategorien treten weitere Meisterschaften im Rahmenprogramm an – muss die Strecke mit den schweren Baumaschinen wieder ausgebessert werden. Vor allem, wenn der angekündigte Regen kommt. Würde der Bautrupp um Seewer den Circuit nicht vor jedem Start wieder herrichten, würden die Furchen tiefer und tiefer, bis die Strecke kaum noch in vernünftigem Tempo fahrbar wäre.
Roger kann die Piste auch nach Jeremys Vorlieben gestalten
Doch zurück zum Aufbau. Hand aufs Herz, Roger Seewer. Zieht er in seinem Bagger vielleicht auch mal so am Joystick, dass die Baggerschaufel die Erde genauso aufschüttet, wie sie sein Bruder auf der Werks-Kawasaki gerne hätte? «Die Sprünge bleiben so, wie sie geplant sind. Aber ein paar Details kann ich tatsächlich selber bestimmen», sagt Seewer. Sein Bruder, der MXGP-Star, mag Strecken, die technisch anspruchsvoll sind. Einfach nur flach geradeaus muss bei ihm nicht sein – also baut sein Bruder lieber mal noch eine Welle ein oder macht eine Kurve etwas trickreicher. Aber alles mit dem Segen der WM-Veranstalter, deren Personal ab Mittwoch vor dem Event vor Ort ist und alles überwacht.
Dass Roger für Jeremy eine Piste baut, ist aber alles andere als neu. Die längst berühmte kleine Übungspiste daheim im Garten bei Seewers in Bülach ZH, wo die beiden Jungs als Kinder und Jugendliche fleissig ihre Runden drehten? «Diese Piste war auch mein Werk», sagt Roger Seewer, der selber in der Schweizermeisterschaft auch jahrelang Rennen fuhr. Nach einem Unfall mit Schlüsselbein- und Rippenbruch hört der Maschinist, der sonst für seinen Arbeitgeber auf normalen Baustellen arbeitet, mit dem Aktivsport auf.
Jetzt baggert er umso aktiver hinter den Kulissen für die MXGP. Der Aufwand, auf dem eigentlich für einen Grand Prix viel zu kleinen Schollenholz-Areal eine WM-würdige Piste zu bauen, ist enorm. Und für Roger Seewer mit dem Ende des Renntags noch lange nicht vorbei. Schon am Sonntagabend beginnt der Abbau, vor allem im Bereich der Schiessanlage Schollenholz. Schon am Dienstag will das Militär wieder schiessen.
Und wann macht Roger Seewer richtig Ferien? «Vielleicht dann mal im September eine Woche …» Dann aber ohne Bagger.