Es war einmal ein Schweizer Töff-Dream-Team: Ab 2015 fuhr das Trio Tom Lüthi, Dominique Aegerter und Robin Mulhauser unter dem gleichen Dach. Auf den drei Töffs prangten viele Schweizer Sponsoren.
Zwei Jahre danach ist aus dem Dream-Team ein Alptraum geworden. Zwar wurde man mit Lüthi zum zweiten Mal in Folge Vizeweltmeister. Aber es wird immer deutlicher, dass die Schweizer Moto2-Mannschaft in Geldnot steckt.
Weil die meisten Sponsoren mit Lüthi in die MotoGP-Klasse wechseln, ist der Fribourger Teamchef Fred Corminboeuf seit Monaten auf Geldgebersuche. Im Fahrerlager ist es ein offenes Geheimnis, dass sich die Schulden häufen. Trotz Teamwechsels muss auch Lüthi noch auf Überweisungen warten. Nach BLICK-Informationen soll das Team dem Töff-Star 200’000 bis 300’000 Franken Prämien schulden.
Kein Kommentar von Lüthi
Lüthi und sein Manager Daniel M. Epp kommentieren die Ausstände nicht. Auch der deutsche Töff-Hersteller Kalex soll noch auf eine sechsstellige Summe warten. Aber sie alle wissen: Geldprobleme sind zu dieser Jahreszeit bei vielen WM-Teams keine Ausnahme, weil die Budgets für 2018 noch nicht stehen. Es wird abgewartet. Mit einem Kollaps des Teams rechnet niemand, in den nächsten zwei Wochen sollte neues Geld vorhanden sein.
Nicht gerade hilfreich war das Chaos allerdings auch im Fall vom bisherigen Lüthi-Teamkollegen Jesko Raffin. Die WM-Organisatoren lassen den Zürcher wegen angeblich zu schlechten Resultaten nicht mehr fahren. Aber als das Selektionskomitee die Bewerbungen für 2018 prüfte, hatte Corminboeuf drei Fahrer für zwei Plätze unter Vertrag, aber kein Budget vorzuweisen. Ausserdem soll er die Einschreibegebühr für Raffin zu spät bezahlt haben.
Auf der Suche nach Geldgebern verzichtete Corminboeuf sogar auf die drei Übersee-Rennen und klapperte in Europa mögliche Sponsoren ab, während sein Pilot Lüthi im heissen Titelkampf steckte. Offenbar ohne Erfolg: Am Tag nach dem letzten Saison-GP in Valencia wurden auf dem Team-LKW die bisherigen Sponsorenaufkleber entfernt, neue kamen nicht drauf. Die nächstjährigen Fahrer Sam Lowes (Gb) und Iker Lecuona (Sp) erschweren die Suche zumindest in der Schweiz erheblich.
Hoffnung für Schweizer Talent
Mindestens ein Schweizer Pilot soll aber trotzdem im Teamumfeld bleiben: Junior-Fahrer Jason Dupasquier (16). Das Talent aus Sorens FR gilt als nächster Schweizer in der WM und fährt 2018 im der prestigereichen GP-Rahmenserie Red Bull Rookies Cup. Zudem will er wie 2017 auch in der Junioren-WM starten.
Wie bisher als Junior-Anhängsel von Corminboeufs Team? Diesem Projekt und auch einem Moto2-Team für die spanische Meisterschaft mit Jesko Raffin (21) und Marcel Brenner (20) sind die bisherigen Schweizer Lüthi-Sponsoren aus der SAG-Gruppe (u.a. CarXpert) nicht abgeneigt. Noch wird verhandelt. Aber SAG ist interessiert, nach zehn WM-Jahren ganz oder teilweise an der Seite sämtlicher Schweizer Moto2-Piloten (Lüthi, Aegerter, Raffin, Krummenacher, Mulhauser) auch die kommende Schweizer Töff-Generation zu unterstützen.