Jndia Erbacher (22) fährt Dragster-Rennen
Die schnellste Frau der Schweiz

Dragster-Rennen sind ein irrer Ritt auf der Kanonenkugel. Es sind immer Duelle: Mann gegen Mann. Oder wie bei Jndia Erbacher Frau gegen Mann.
Publiziert: 08.03.2017 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:20 Uhr
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Enger Arbeitsplatz Jndia Erbacher im Cockpit des 10'000-PS-Boliden ihres Vaters.
Foto: Philippe Rossier
Matthias Dubach (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

Irgendwo zwischen 450 und 500 km/h. Dort liegt der Tempo-Rekord von Jndia Erbacher (22). Genau weiss es die furchtlose Dragster-Pilotin aus dem Baselbiet nicht, sie sagt: «Das Tempo ist sekundär, man will einfach den Gegner auf der ­Nebenbahn schlagen.»

Der zweite Grund, warum Jndia ihr Tempo-Rekord egal ist: Sie stellte ihn in der kleinen Top-Methanol-Kategorie auf. Sie deutet in der Team-Werkstatt in Arlesheim BL aber auf einen anderen Boliden.

«Damit will ich bald fahren!» Es ist der Top-Fuel-Dragster ihres Vaters Urs ­Erb­acher, sechsfacher Europameister in der Königsklasse mit bis zu 10'000 PS!

Von 0 auf 100 in 1,2 Sekunden

Jndias Höllen-Maschine in der «kleinen» Klasse hat rund 5000 PS, braucht von 0 auf 100 km/h etwa 1,2 Sekunden. Ist nach einer Viertelmeile (402 Meter) bis 500 km/h schnell. Erst die Vorstufe zu den grossen Tempo-Monstern. Doch schon jetzt ist Erbacher die schnellste Frau der Schweiz! Schneller als Ex-Sauber-Testfahrerin Simona De Silvestro (28), die früher mit rund 400 km/h um die Indycar-Ovale raste.

«Dabei fahre ich erst seit drei Jahren Dragster», sagt Jndia. Mama Veronika nahm sie zwar schon als dreiwöchiges Baby mit zu den Rennen von Papa Urs. Aber als Teenager wollte sie nichts vom ­Motorsport wissen. «Ich hatte meine Prinzessinnen-Phase, wollte mich nicht dreckig machen», sagt Jndia lachend.

Doch plötzlich wollte sie es eben doch. Nicht gerade zur Freude von Vater Urs, der in diesem gefährlichen Sport auch schon Fahrerkollegen aus verunglückten Boliden retten musste. «Doch er stimmte zu, wenn ich wie jeder an­dere Fahrer zuerst die Einsteigerklassen absolviere», sagt ­Jndia, die neben dem Sport 80 Prozent arbeitet. Ihr passt es so. Sie will als eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen werden, nicht nur als «Tochter vom Urs».

Obwohl Freund Max ihr Chefmechaniker ist, macht die jüngste Pilotin Europas alles, was man als Dragster-Fahrer eben macht. Die lebenswichtigen Bremsfallschirme packt sie jeweils eigenhändig ins Heck, das Nitromethan (Flüssigsprengstoff!) füllt sie selber in den Tank. Fährt die Angst mit? «Nein. Aufs Schicksal hat man sowieso keinen Einfluss.»

«Ich bin ein Speed-Junkie»

Im Cockpit zählt anderes. ­Erb­acher: «Da brauchts eine gute Reaktionszeit und viel Mut, richtig aufs Gas zu drücken.» Mit 5 g wird man in den Sitz ­gepresst, nach vier Sekunden wird mit minus 6 g gebremst.

Wahnsinnszahlen! Jndia sagt: «Ich bin ein Speed-Junkie, man will immer mehr davon.» Sie ist nicht die einzige Frau, die den Männern einheizt: Anita Mäkelä (Fi) ist aktuelle Europameisterin. Davon träumt auch Jndia: «Ein Schweizer Doppelsieg vor meinem Papi, das wärs doch.»

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