Alessandro Zanardi (53) ist eine Rennsport-Ikone mit einer bewegenden Geschichte. In der Formel 1 war er in 41 Rennen auf fünf verschiedenen Autos unterwegs und holte 1993 in Brasilien mit dem Lotus-Ford als Sechster den einzigen WM-Punkt. 2001 verunfallte der Italiener aus Bologna auf dem Lausitzring dramatisch und brutal, musste nach dem Crash sieben Mal wiederbelebt werden und verlor beide Beine. Aber er kämpfte sich zurück ins Leben und in den Motorsport, liess sich einen auf seine Bedürfnisse angepasstes Auto bauen und fuhr bis 2009 weiter Rennen – dann lancierte er mit dem paralympischen Handbike seine zweite Karriere als Sportler mit sechs olympischen Medaillen, davon vier goldenen.
Kollision mit einem Lastwagen
Alessandro, den alle Alex nennen, ist ein Mann mit einer bewundernswerten Kraft, einem unbändigen Willen, vor dem alle den Hut ziehen. Er hat Fans auf der ganzen Welt. Nun muss er seine nächste schwierige Prüfung bestehen. Auf der Intensivstation des Spitals im italienischen Siena kämpft er nach einem weiteren fürchterlichen Unfall ums Überleben. Seine Frau Daniela und sein Sohn Niccolò halten seine Hand.
Es passierte am Freitag bei einer Handbike-Rundfahrt in der Toscana auf einem geraden Stück, das bergab führte. Zanardis Trainer beschreibt es so: «Alex hat die Kontrolle über sein Handbike verloren, sich zweimal überschlagen und ist dann mit einem Lastwagen kollidiert. Der Zusammenprall war schrecklich.»
Schwerste Kopfverletzungen
Zweieinhalb Stunden wurde er am Abend im Gesichts- und Kieferbereich operiert und stabilisiert. Seine Kopfverletzung sind massiv, die Prognose der Ärzte sehr zurückhaltend. Am Samstag informierte Giuseppe Olivieri, der Neurochirurg, der die erste Operation durchgeführt hat. Die Zahlen seien stabil, die Lage aber bleibe ernst. Es sei zu früh, über mögliche Folgeschäden zu spekulieren. Man müsse sich ein Gesamtbild machen. Man hoffe jetzt, dass Verbesserungen des Zustands bemerkbar werden, aber wisse auch, dass eine plötzliche Verschlechterung nicht ausgeschlossen sei. Mit anderen Worten: Es gibt leise Hoffnung, aber über dem Berg ist Zanardi längst nicht. Er werde intubiert und durch künstliche Beatmung unterstützt, während das neurologische Bild schwerwiegend bleibt, so der Arzt.
«Komm schon, gib nicht auf!»
Vor dem Spital haben sich die TV-Teams aufgestellt und Fans haben sich versammelt, die dem Verunfallten mit «Alex, Alex»-Sprechchören Mut machen. Auch Italiens Premierminister Giuseppe Conte hat sich via Twitter gemeldet und versucht zu unterstützen: «Sie haben nie aufgegeben und mit Ihrer aussergewöhnlichen Standhaftigkeit tausend Schwierigkeiten überwunden. Komm schon Alex Zanardi, gib nicht auf. Ganz Italien kämpft mit dir.» Mario Andretti, auch er eine Rennsport-Legende schreibt: «Ich bin so besorgt und verängstigt, dass ich den Atem anhalte. Ich bin sein Fan. Ich bin sein Freund. Bitte tut was ich tue und betet für diesen wunderbaren Mann.» Oder McLaren-Teamchef Zak Brown: «Ich bin tief besorgt wegen Alex Zanardis Unfall. Ich wünsche ihm und seiner Familie Stärke und Kraft in dieser Zeit. Forza Alex.»
Alex Zanardi, diese Frohnatur, der andere mit seinem Lachen, mit seiner Lebensfreude, mit seinem Kampfgeist anstecken und begeistern kann. Ihn begleitet der Ruf, unzerstörbar zu sein. Hoffentlich ist das so.