Es kann schwarzes Gold sein für einen Motorrad-Piloten. Reifen, welche die ganze Kraft des Töffs auf die Strecke bringen. Welche ruhig laufen und sich haargenau steuern lassen – vom Start bis ins Ziel. Im Moment ein Traum für Tom Lüthi, mehr nicht.
Gold ist für den Emmentaler momentan weit weg. Seine Gummi-Welt ist aktuell eher pechschwarz. Zuletzt gingen zwei Rennen wegen der Reifen in die Hosen. Platz 7 in Brünn mit Problemen am Hinterrad. Rang 9 in Silverstone, weil das Vorderrad verrückt spielte. «Das darf nicht sein. Wir müssen das unbedingt in den Griff kriegen», ärgert sich Lüthi. «In Silverstone musste ich hundert Meter früher bremsen als normal, sonst wäre ich gestürzt.»
Die Schuldfrage scheint auf den ersten Blick schnell geklärt. Die Reifen könnten als willkommene Ausrede herhalten. «Auf keinen Fall. Die Reifen sind nicht schuld», versichert Lüthi. Schliesslich hätten alle Fahrer die gleichen. «Die Abstimmung hinzukriegen, dass der Reifen funktioniert, ist mein Job.»
Und es ist der wichtigste Teil des Jobs. «Die Reifen sind das Bindeglied zur Strecke. Wenn das nicht passt, passt gar nichts.»
Die Gefahr für Lüthi ist gross, nicht mehr aus dieser Reifen-Falle zu finden. Die Thematik ist komplex. Mit vier Lastwagen karrt Hersteller Dunlop jeweils rund 2000 Reifen (Moto2 und Moto3) an die Strecke. Wer ins Lager darf, wähnt sich in einer schwarzen, nach Gummi stinkenden Hölle. Erst recht, wenn er wie Lüthi mit den Kautschuk-Kringeln auf Kriegsfuss steht.
Lüthis Last mit der Gummi-Lotterie
Alle Reifen werden vor dem Wochenende jedem einzelnen Fahrer zugelost und angeschrieben. Für vorne und hinten gibts jeweils zwei verschiedene Mischungen. Insgesamt neun Hinterpneus (4/5) und acht für vorne (3/5). Viel Spielraum bleibt da nicht zum Pröbeln bei total fünf Einsätzen ehe es ins Rennen geht.
Doch genau das muss Lüthi nun tun. Wenn er seine Gummi-Probleme los werden will, muss er ein Risiko eingehen. «Wir schlagen hier einen komplett neuen Weg ein. Die vorherige Grundabstimmung passt nicht.»
Der Weg aus der Falle führt über einen Kompromiss. Wenn die Abstimmung perfekt stimmt für eine langsame Kurve, wirds in der schnellen katastrophal. Lüthi sucht quasi den Fünfer und das Weggli.
Dabei muss er auch vor allem bei sich über die Bücher. «Es verlangt von mir auch, dass ich meinen Fahrstil etwas anpassen muss.»
Das gelingt ihm aber überhaupt nicht. Lüthi erlebt das «schwierigste Wochenende der Saison», steht auf dem 13. Startplatz. Das Vorderrad sei überlastet, sagt er. Und den Hinterreifen zerreisse es regelrecht. «Wir haben grosse Probleme und müssen viel ändern. Ehrlich gesagt, braucht es jetzt auch Glück.»