Strecke entstand in Bündner Ferienhaus
Jetzt wird in Zürich für die Formel E gebaut

In vier Wochen zischen 20 leise Elektro-Rennwagen mit 200 km/h durch die Stadt Zürich. Auf einer Hausecken-Strecke, die in den Ferien von E-Prix-Initiant Roger Tognella entstand.
Publiziert: 12.05.2018 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:55 Uhr
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Stolz – Renn-Initiant Roger Tognella und Sohn Andrin.
Foto: Thomas Meier
Matthias Dubach

Ein Autorennen mitten in der Stadt Zürich? Es ist drei Jahre her, als Roger Tognella (50) für seine ziemlich verwegen erscheinende Idee noch überall belächelt wurde. Aber der Zürcher FDP-Gemeinderat aus dem Stadtteil Schwamendingen und sein Verein «E-mobil Züri» weibelten fleissig hinter den Kulissen, die damals neue und noch unbekannte Formel E nach Zürich zu holen.

Das vermeintliche Hirngespinst nahm immer mehr Formen an, als der Bundesrat beim nach wie vor gültigen Rundstreckenverbot eine Ausnahmegenehmigung für Elektro -Rennen erliess. Das Ende ist bekannt: Am 10. Juni findet mit dem Zürcher E-Prix erstmals seit 63 Jahren wieder ein Autorennen auf Schweizer Boden statt.

Buemi mit seinem Formel-E-Boliden bei der Show-Fahrt durch Zürich.
Foto: PHILIPPE ROSSIER

Die offizielle Bewerbung als Austragungsort reichten die Initianten um Tognella bereits Mitte 2015 beim Auto-Weltverband FIA ein. Im Dossier: Der Entwurf einer Zürcher Rennstrecke. Der stammte aber nicht aus der Feder eines Profi-Planers – sondern von Tognella und seinem heute 19-jährigen Sohn Andrin. «Wir waren im Bündnerland in unserem Ferienhaus. Eines regnerischen Tages haben wir mit Google Earth mal nachgeschaut, wo man in Zürich fahren könnte», sagt Tognella. Die Eckdaten gibt die Formel E vor: Eine Strassen-Mindestbreite, kein grosses Gefälle und eine Maximallänge von 3 km.

Bauarbeiter machen die Strassen für das Formel-E-Rennen bereit.
Foto: Anja Wurm

Traum-Varianten wie eine Start-Ziel-Gerade auf der berühmten Bahnhofstrasse wurden gar nicht erst durchgespielt. «Ich habe in meinen 14 Jahren in der Stadt­politik viele Verkehrsfragen behandelt. Deshalb habe ich genau gewusst, welche Strassen nicht in Frage kommen», sagt der Lokalpolitiker, «die ÖV-Linien waren eine grosse Einschränkung.»

Vater und Sohn layouten mehrere Strecken. Tognella: «Am Ende gefiel uns die Variante am See am besten.» Diejenige, die in vier Wochen von den Rennfahrern mit rund 200 km/h befahren wird! Einzig eine Zusatzschleife beim Bürkliplatz fiel noch weg, die Strecke misst nun 2,46 km. Nun haben längst die Bauarbeiten begonnen: Einige Verkehrsinseln sind entfernt, die Ein- und Ausfahrt der Boxengasse am Hafen Enge ist neu asphaltiert.

Die Inseln sind schon weg – und kommen nach dem Rennen wieder.
Foto: SVEN THOMANN

Andrin Tognella sagt: «Es ist schon ein gewisser Stolz da, dass unsere Strecke aus dem Ferienhäuschen nun zum grössten Teil umgesetzt wird.» Und er scherzt: «Der Computer mit dem Entwurf steht zu Hause noch irgendwo herum. Ich sage immer, der kommt mal noch ins Museum!»
Seit letzten Herbst auch der Stadtrat fürs Rennen finales grünes Licht gab, ist Initiant Tognella im OK noch als Verbindungsmann für die Politik dabei. Das Rennen selber organisiert das Team des businesserfahrenen Pascal Derron.

«Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist sehr kooperativ. Es ist eine schöne Partnerschaft, es ist wirklich eine coole Geschichte geworden», freut sich Tognella auf die Action auf der Rennstrecke – die im Ferienhaus oberhalb Flerden GR am Heinzenberg entstand.

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