Nach dem Zieleinlauf brechen bei Teamchef Gildo Pastor (52) alle Dämme. Keine zehn Fuss-Minuten vom Hauptquartier seines Venturi-Rennstalls entfernt, steigt Felipe Massa erstmals in seiner Formel-E-Karriere aufs Podest. Bei Pastor fliessen die Tränen, er stürmt nach der Zeremonie auf Massa zu und umarmt ihn innig.
Massa, der Teamkollege vom Genfer Edoardo Mortara, sagt danach ergriffen: «Er bedankte sich bei mir, dass ich in seinem Team fahre und ihm hier in Monaco dieses Resultat geschenkt habe. All das nach dem, was er durchmachen musste. Er hatte schwere gesundheitliche Probleme und hat seine Mutter auf eine Art und Weise verloren, die man sich nicht vorstellen kann!»
Mutter vor Spital niedergeschossen
Es ist die traurigste Geschichte des Fürstentums. Gildo Pastor liegt 2014 nach einem Schlaganfall in einem Krankenhaus in Nizza. Seine Mutter Hélène (†77), eine der reichsten Frauen der Welt, wird nach einem Besuch bei ihm von dem Spital niedergeschossen. Auch ihr Chauffeur stirbt bei diesem Mordanschlag, der ganz Monaco erschüttert: Ein Mitglied der zweitbedeutendsten Familie in Monte Carlo – nach der Fürsten-Familie – kaltblütig ermordet.
Die Spur führt zu ihrem Schwiegersohn, dem früheren polnischen Honorar-Konsul in Monaco, Wojciech Janowski. Weil er an das Erbe der Multi-Milliardärin gelangen wollte? Dieses Motiv gibt Janowski nie zu, die Tat selber indes schon. Er habe seine damalige Lebensgefährtin Sylvia vor der Tyrannei ihrer Mutter schützen wollen. 2018 wird der Auftraggeber zu lebenslanger Haft verurteilt, wie auch der Todesschütze und ein Komplize.
Sohn Gildo Pastor sagt nach der Verurteilung seines Schwiegerbruders: «Das ist ein Augenblick, der extrem wichtig für mich ist.» Vor zwei Wochen beim E-Prix in Monaco kommt dann beim Venturi-Boss alles wieder hoch.