BLICK: Sie sind der erfolgreichste Fahrer der Formel E, konnten letzte Saison aber nie gewinnen. Werden Sie nun 2018/19 wieder Elektro-König?
Sébastien Buemi: Das ist schwer zu sagen. Weil in der neuen Saison alles neu ist, sind Voraussagen fast unmöglich. Wir müssen zumindest den ersten E-Prix abwarten, bis wir die Stärkenverhältnisse besser kennen. Ich werde mein Bestes geben, aber ich kann keinen Sieg versprechen.
Neu ist der spektakuläre Rennwagen im Batmobil-Design.
Es war Zeit, die bisherigen Autos abzulösen. Die neuen Renner sehen toll aus. Aber die Hauptsache ist, dass damit guter Rennsport möglich ist.
Neu ist der sogenannte Mario-Kart-Modus. Durch Überfahren einer speziellen Zone können Sie im «Attack Mode» schneller fahren.
Ich finde es eine gute Idee. Man hat mehr Power, aber es ist kein grosser Unterschied (306 Elektro-PS statt 272, d. Red.). Es wird immer erst eine Stunde vor dem Rennen bekanntgegeben, ob es diese Extra-Power für 1 mal 8 Minuten, für 2 mal 4 Minuten oder für 4 mal 2 Minuten erhältlich ist.
Beim Test war das Überfahren der Attack-Mode-Zone trickreich. Wird es im Rennen überhaupt jemand schaffen, die Extra-Power zu aktivieren?
In Riad soll es etwas einfacher werden. Aber es darf nicht zu einfach sein. Ich finde, man soll Zeit verlieren, wenn man zu wenig genau die Aktivierungszone trifft.
Ebenso neu ist die Renndauer. Statt einer fixe Rundenzahl sind es nun 45 Minuten plus eine Runde.
Das wird eine riesige Herausforderung! Man muss immer berechnen, wo sich der Führende befindet und viel Batterie-Power sparen. Angenommen, der Leader kreuzt die Ziellinie bei 44.59 Minuten statt 45.01, dauert das Rennen eine Runde länger. Wer dafür nicht Energie gespart hat, bleibt ohne Saft stehen.
Neu fahren Sie für Nissan statt Renault. Mit den Franzosen gabs drei Hersteller-WM-Titel in vier Jahren. Ist eine solche Dominanz wieder möglich?Durch die Entwicklung rücken die Teams immer mehr zusammen. Bei den Tests war BMW ziemlich stark. Aber womöglich haben andere Teams dort noch geblufft.
Als ihr neuer Teamkollege war Alexander Albon geplant, doch der Thai-Brite fährt nun bei Toro Rosso Formel 1. Hat er Ihnen diesen F1-Platz weggeschnappt?
Es gab lose Gespräche. Aber es kam nie soweit, dass ich wirklich ernsthaft an eine Formel-1-Rückkehr gedacht habe.
Erstmals fährt mit Felipe Massa ein Formel-1-GP-Sieger elektrisch. Wie stark wird er sein?
Er ist ein guter Fahrer. Aber mal abwarten, wie gut sein Auto sein wird.
Der Auftakt findet im politisch stark kritisierten Saudi-Arabien statt. Fühlen Sie sich wohl mit dem Rennen in Riad?
Ich freue mich, ein neues Land für den Rennsport kennenzulernen. Ich konzentriere mich auf meinen Job, der wird genug schwer. Es ist eine schnelle Strecke, die wegen des vielen Sands sehr rutschig sein wird.
Dann gehts ab in die Weihnachtsferien?
Ab dem 18. Dezember bin ich zuhause in Aigle und bleibe über die Festtage. Darauf freue ich mich sehr, es war ein sehr langes Jahr. Mein Highlight war natürlich der Sieg mit Toyota bei den 24 Stunden von Le Mans.
Liegen für Ihre Söhne Jules und Théo schon die Karts unter dem Baum?
Nein! Dafür sind sie noch zu klein. Der Grosse ist knapp dreijährig, der kleine noch nicht mal jährig. Ich werde sie aber sowieso nie zum Rennfahren drängen.