Der Triumph am 24-Stunden-Rennen in Le Mans letzten Sonntag war emotional. Haben Sie genug Kraft, um auch bei Ihrem Formel-E-Heimrennen aufzutrumpfen?
Sébastien Buemi: Am Sonntag waren wir sogar zu kaputt, um richtig zu feiern. Am Montag und Dienstag war ich auch noch ziemlich müde. Doch jetzt fühle ich mich viel besser.
Ist es die wichtigste Woche des Jahres?
Ja, nach dem wichtigsten Rennen ausserhalb der Formel E folgt nun sogleich mein grösstes Rennen in der Formel E. Eigentlich schade, denn ich habe kaum Zeit, beides richtig zu geniessen. Aber ich freue mich riesig und hoffe, dass ich am Samstag stark sein werde.
Siegen Sie nach Le Mans auch in Bern?
Ich fühle mich auf jeden Fall gut vorbereitet. Wir haben ein schnelles Auto, zuletzt in Berlin hatte ich die Pole-Position und wurde Zweiter. Entscheidend wird die Quali sein, denn in Bern ist überholen wohl schwierig.
Sie sind mit 12 Siegen der erfolgreichste Pilot der Formel-E-Geschichte.
Das ist schön. Aber eigentlich habe ich keine Zeit, an solche Sachen zu denken. Ich kann dann auf meine Karriere zurückblicken, wenn ich aufhöre.
Sie denken an Rücktritt?
Ich fahre noch so lange wie möglich. Ich bin erst 30 Jahre alt. Es gibt deutlich ältere Rennfahrer. Ich will so weitermachen wie bisher.
Also weiterhin Formel E, Langstrecken-WM und im Formel-1-Simulator bei Red Bull fahren. Wie viel Freizeit bleibt Ihnen?
Keine! Aber ich bin gut organisiert. Ich bin nicht oft zu Hause. Aber momentan läuft es sportlich gut, wie Le Mans gezeigt hat. In der Langstrecken-WM sind es nicht so viele Rennen im Jahr. So habe ich mehr Zeit für die Formel E.
Wie sieht das prozentuell aus?
Etwa 60 Prozent beschäftige ich mich mit Formel E, ich bin oft in Frankreich bei meinem Team. 30 Prozent entfallen auf die Langstrecke, und etwa 10 Prozent macht die Arbeit für Red Bull aus.
Haben Sie trotzdem schon Pläne für die Zukunft?
Ich besitze jetzt eine Auto-Garage in Aigle mit rund 30 Mitarbeitern. Meine Eltern sind auch involviert. Wenn ich nicht mehr Rennen fahre, werde ich mich auf solche Sachen konzentrieren. Wir verkaufen VW, wir haben auch eine Carrosserie. Und ich habe ein wenig Immobilien. Das wird meine Zukunft.
Was bedeutet Ihr Mammutprogramm für Ihre Familie mit den zwei Buben?Das muss auch gut organisiert sein. Meine Familie ist oft alleine daheim. Aber ich probiere, wenn ich daheim bin, richtig abzuschalten, die Zeit dann auch wirklich mit der Familie zu verbringen und nicht zu viel über Motorsport zu reden. Aber meine Frau kennt mich nicht anders. Sie unterstützt mich sehr.
Aber sie kommt fast nie an Ihre Rennen?
Ich habe dann keine Zeit, weil ich arbeiten muss. Mit zwei kleinen Kindern ist es nicht einfach. Aber sie werden wie letztes Jahr in Zürich auch diesmal nach Bern kommen. Das ist das Schöne am Heimrennen!
Was machen Sie in den Tagen bis zum Rennen?
Für den Mittwochabend sind alle meine Mechaniker und Ingenieure zu mir nach Hause in Aigle eingeladen. Sie schlafen dann in einem Hotel in der Nähe, dann sind wir am Donnerstagmorgen in einer Stunde wieder in Bern. Am Donnerstag gehts mit einigen Auftritten weiter, ich werde auch für die Fans da sein. Am Freitag bereiten wir uns dann auf den Renntag vor.