Es ist die grosse Glaubensfrage im Auto-Rennsport. Thront weiterhin die lärmige Formel 1 als Königsklasse über allem oder läuft ihr die boomende Formel E mit den leise surrenden Elektromotoren langsam aber sicher den Rang ab?
Die Formel E ist vor ihrer fünften Saison (Auftakt am Samstag in Saudi-Arabien, 13.00 Uhr TV live auf MySports One) so populär wie noch nie. Mit BMW ist eine Weltmarke neu dabei und ergänzt das Feld mit den namhaften Herstellern Audi, Nissan, Jaguar, DS (Citroen-Peugeot-Gruppe) und Mahindra (Indischer Riesenkonzern).
In einem Jahr steigen auch Mercedes und Porsche in den Elektrosport ein. Eine solche Markenvielfalt kann die Formel 1 nicht bieten! Mit Ferrari, Mercedes, Renault und McLaren sind nur vier Autohersteller dabei, dazu Honda als Motorenlieferant.
E-Prix mit viel Action
Auch beim Spektakel liegen die Elektriker vor dem grossen Bruder. Weil die E-Prix stets auf engen Stadtkursen ausgetragen werden, bietet die Formel E fast immer unvorhersehbare und spannende Rennen mit vielen Zwischenfällen. In den ersten vier Jahren gabs vier verschiedene Weltmeister, darunter Sébastien Buemi.
Mit dem neuen «Mario-Kart»-Modus – beim Überfahren einer Aktivierungszone abseits der Ideallinie werden für eine gewisse Zeit 34 Elektro-PS als Extra-Schub freigegeben – wird ein weiteres Spannungselement eingeführt. In der Zweiklassen-Gesellschaft der Formel 1 mit Dauer-Weltmeister Lewis Hamilton herrscht hingegen selten echte Spannung.
Einen Pluspunkt sammelt der E-Sport bei der Fannähe. Die Tickets sind auch für ganze Familien im erschwinglichen Bereich oder sogar gratis. Bei der F1 geht’s richtig ins Geld. Weil die Formel E als Eintages-Veranstaltung konzipiert ist, gibt’s viel Action in kurzer Zeit. Die Formel 1 muss sich dafür über ein dreitägiges GP-Wochenende mit Rahmen-Rennserien behelfen.
Kosten sind überschaubar
Bezahlbar ist der Elektro-Sport auch für die Teams. Monster-Budgets von 500 Mio. wie in der Formel 1 sind undenkbar, für die Formel E reichen aktuell rund 15 Millionen Franken und wenige Dutzend Mitarbeiter statt 1500 wie bei den grossen F1-Rennställen.
Aber trotzdem wird die Formel E noch viel Strom verbrauchen, um wirklich an der Formel 1 vorbeizuziehen. In einigen Bereichen wie TV-Einschaltquoten, dem Fahrer-Aufgebot, dem Glamour oder dem Speed der Autos liegen noch immer Lichtjahre dazwischen! Kurz gesagt: Die Formel 1 ist eine Weltsportart, die Formel E eine Trendsportart.