Da staunt eine chinesische Touristen-Gruppe nicht schlecht! Ein leiser Rennwagen parkt direkt beim Bärengraben ein. Aus dem futuristischen Boliden steigt Sébastien Buemi (30). Der Rennfahrer aus Aigle VD ist auf Show-Fahrt in Bern – da, wo am 22. Juni die ABB Formel E gastiert und Buemi als einer der heissen Podestanwärter starten wird.
In fünf Wochen zischt der Formel-E-Star mit bis 250 km/h über die temporäre Rennstrecke im Schosshaldenquartier beim Bärengraben. Buemi: «Heute morgen habe ich den Circuit im Privatauto abgefahren. Da habe ich realisiert, wie steil einige Stellen sind!»
Bei seiner Demo-Fahrt gehts noch nicht über die Originalstrecke. Sondern von einer Polizeieskorte begleitet durch die Altstadt bis vors Bundeshaus und auf den Waisenhausplatz. So bärig war die ABB Formel E noch nie.
Noch fährt Buemi im Schritttempo
Natürlich surrt Buemi nur im Schleichgang durch Bern. Die volle Elektro-Power darf er erst am 22. Juni entfesseln. Stadtpräsident Alec von Graffenried sagt zum Mega-Event: «Unser Motto: Das ist mehr als ein Rennen. Wir wollen zeigen, zu welchen Höchstleistungen Elektromobilität fähig ist.»
Letztes Jahr besuchten gegen 150000 Zuschauer den E-Prix in Zürich. OK-Boss Pascal Derron: «Diesmal rechnen wir mit rund 100000.» Doch wo soll diese Masse das Rennen sehen? In den freien Verkauf geht am 20. Mai nur ein Mini-Kontingent an Sitzplatz-Tickets, weil aus Platzgründen kaum Tribünen aufgestellt werden können. Derron: «Der Eintritt ist grundsätzlich frei. Ich empfehle die Fan-Zone und den grosse Stehplatz-Bereich am Aargauerstalden, wo viele LED-Grossbildschirme aufgebaut werden.»
Für den internationalen Rennsport wird es eine historische Rückkehr: 1954 fand im Berner Bremgartenwald 1954 der letzte Formel-1-GP statt, dann kam das Rundstreckenverbot. Das gilt noch immer – der Elektrosport geniesst eine Ausnahmebewilligung.