Berlin, Flugplatz Tempelhof, am Sonntagvormittag nach dem Rennen der ABB Formel E: Eifrig werden Zelte und Tribünen abgebaut. Die Rennteams sind bereits weiter gezogen, die mit Betonelementen abgesicherte Strecke steht aber noch. Auch das BMW-i8-Safety-Car und ein Formel-E-Gen2-Car des Veranstalters sind noch da. Für BLICK!
Als einziger Schweizer Journalist darf ich mich ans Steuer eines aktuellen Formel-E-Boliden setzen und fünf schnelle Runden auf der Berliner Rennstrecke fahren. Also wie einen Tag zuvor Sébastien Buemi und seine 21 Konkurrenten über die Flughafenpiste fegen.
Die Qualifikation
Doch erst muss ich mich umziehen – und qualifizieren. Bald stehe ich, eingekleidet in feuerfester Unterwäsche, Rennoverall und Helm wie ein echter Formel-E-Pilot in der Boxengasse. Bereit für mein Abenteuer.
Ich werde vom Veranstalter ganz beiläufig gefragt, ob ich schon mal einen «Einsitzer» gefahren sei. «Vor 15 Jahren, einen Formel-3- und einen Formel-1-Boliden in Le Castellet.» Meine Antwort scheint die Organisatoren etwas zu beruhigen.
Plötzlich gehts fix. Ich soll auf dem Beifahrersitz des Safety Cars – das ist in der ABB Formel E bei allen Rennen ein BMW i8 – Platz nehmen, um zusammen mit dem offiziellen Piloten eine Einführungsrunde und danach drei Runden selbst zu fahren. Für einen ersten Eindruck der Rennstrecke. Quasi mein Qualifying.
Batmobil – verdammt eng
Dann der Höhepunkt: fünf Runden im «Gen2-Car», der neuesten Formel-E-Generation im futuristischen Batmobil-Look. «Bitte einsteigen», sagt der Betreuer. Gar nicht so einfach. Er zeigt mir, wie ich hineinklettern soll und wo ich hintreten darf – und wo nicht, um die Karbonteile nicht zu demolieren.
Endlich klemme ich in der schmalen Sitzschale und werde von zwei Helfern festgezurrt. «Boah, verdammt eng», denk ich mir, «unter Platzangst sollte ein Pilot nicht leiden.» Das Lenkrad ist klein und rechteckig statt rund. Darauf die Bedienknöpfe, auch einer für den neutralen Gang. Die beiden Vorwärtsgänge werden via Paddel hinter dem Lenkrad geschaltet. Mein Betreuer bläut mir ein, dass ich das Auto nur im 2. Gang bewegen darf – selbst beim Anfahren. «Spassbremse», denk ich mir. Damit werden die 270 PS niemals so radikal wie bei Buemi und Co. entfesselt.
Mein Rennen
Dann gibts die Startfreigabe. Ich drücke den Startknopf, schalte in den zweiten Gang und gebe Gas. Unruhig holpert der Bolide über die Strecke. Es ist erstaunlich laut. Das sirrende Motorengeräusch klingt wie ein Düsenjet. Die ersten Kurven nehme ich vorsichtig. Viel zu früh stehe ich jeweils auf die Bremse. Doch bei meiner ersten Start-Ziel-Passage lass ich es bereits fliegen.
Im aktivierten Rennmodus wird der Formel E maximal 220 km/h schnell, er könnte bis zu 280 km/h. Am Ende der Zielgeraden ein kurzer Schreckmoment: Ich stehe wohl etwas zu hart auf die Bremse, die Vorderräder blockieren und der Bolide rutscht geradeaus Richtung Betonabschrankung statt links in die erste Kurve. Fuss kurz von der Bremse, die Pneu greifen wieder, lenken ein und schon zische ich durch den Bogen. Nochmals gut gegangen.
Die Ernüchterung
Nach vier schnellen und einer «Abkühlungsrunde» wird mir die karierte Zielflagge gezeigt. Viel zu schnell ist mein Formel-E-Abenteuer zu Ende. Wie die Profis werde ich in die Boxengasse zurückgeschoben, von den Helfern losgezurrt (selbst hätte ich mich wohl kaum aus dem engen Cockpit befreien können) und nach meinen Eindrücken befragt. «Geil», antworte ich. «Allerdings hätte ich mir die Beschleunigung etwas krasser vorgestellt.» «Na ja, im ersten Gang gehts schon noch vehementer zur Sache», kommt prompt die Antwort. Wusste ich’s doch ...
Die Erkenntnis
Doch für mich hats an diesem Tag gereicht. Ich war genug mit der Strecke und dem Auto beschäftigt. Und die Vorstellung, mich auf einer Strecke wie in Bern in einem Pulk von 22 Autos am Limit zu bewegen – und dabei ständig noch die vibrierenden Rückspiegel im Blick zu haben – überfordert mich. Zumal der Formel-E-Pilot im Gegensatz zu seinen Formel-1-Kollegen viele seiner Taktik-Entscheidungen selbst und ohne Hilfe vom Team aus der Box treffen muss. Wann holt er sich im Rennen seinen Zusatzboost, wann geht er haushälterisch mit der Energie um und erhöht die Rekuperation? Formel-E-Fahren ist weit mehr als nur die schnelle Version von Autoscooterfahren!
Freitag, 21. Juni
Proberunden – 15.00 bis 15.30 Uhr
Samstag, 22. Juni
Freies Training – 8.00 bis 8.45 Uhr
Freies Training – 10.30 bis 11.00 Uhr
Qualifikation – 12.00 bis 13.00 Uhr
Rennen – 18.00 bis 18.45 Uhr, SRF zwei
Auf den Stehplätzen entlang der Strecke und in der Fan-Zone ist der Eintritt frei.
Freitag, 21. Juni
Proberunden – 15.00 bis 15.30 Uhr
Samstag, 22. Juni
Freies Training – 8.00 bis 8.45 Uhr
Freies Training – 10.30 bis 11.00 Uhr
Qualifikation – 12.00 bis 13.00 Uhr
Rennen – 18.00 bis 18.45 Uhr, SRF zwei
Auf den Stehplätzen entlang der Strecke und in der Fan-Zone ist der Eintritt frei.