Die Runde gestern von Jorge Lorenzo ist ein Schock. Er fährt im Qualifying Streckenrekord, nimmt der gesamten Konkurrenz eine halbe Sekunde ab. «Die beste Runde meines Lebens», freut sich der Spanier.
Valentino Rossi hingegen stürzt und hadert: «Wir befinden uns in einer verzweifelten Situation. Es wird sehr schwierig. Das Ergebnis im WM-Fight hängt leider nicht mehr von uns allein ab.» Tatsächlich ist der Superstar heute (14 Uhr SRF 2) auf Hilfe angewiesen. Denn er muss vom letzten Platz starten.
Schuld ist der Skandal von Malaysia. Weil Marc Marquez ihn provozierte, verlor der Altmeister die Geduld. Er drängte den Spanier ab, brachte ihn zu Fall. Mit einem Tritt, behauptet Marquez. Stimmt nicht, beharrt Rossi. Marquez habe beim Sturz seinen Fuss mitgezogen.
Rossi braucht nun die grösste Aufholjagd aller Zeiten (bisher Max Biaggi von 24 auf 6). Bis zu 24 Fahrer muss er überholen. Ohne Schützenhilfe unmöglich! Sein Glück: Das Feld ist zwar gespalten, aber mehrheitlich auf seiner Seite. Einige werden ihn durchwinken.
Da sind die Italiener. Ihm nicht zu helfen, ist keine Option. Sonst gibts daheim Ärger. Sein Status in Italien ist so hoch, dass Ministerpräsident Matteo Renzi sich telefonisch bei ihm meldete und seine Unterstützung zusicherte.
Und da sind jene Fahrer, die sich nerven, dass sich Marquez in den WM-Kampf eingemischt hat.
1300 Polizisten sind bereit
Aber es gibt auch ein paar, die kein Verständnis für seinen Ausrutscher aufbringen. Und einen Haufen Spanier. Heiss könnte es auch neben der Strecke werden. Die Veranstalter haben Angst vor Ausschreitungen. 110 000 Zuschauer kommen. Zudem sollen weitere 15 000 Fans ohne Ticket anreisen. 1300 Polizisten sorgen für Recht und Ordnung.
Es gibt aber auch die Angst vor einem neuen Skandal. Lorenzo abschiessen – und Rossi ist Champion. Er muss es ja nicht selbst machen.
Das Wunsch-Szenario vieler ist aber die Heldengeschichte. Valentino Rossi, der sich auf seine alten Tage ein weiteres Mal die Krone aufsetzt. Und vielleicht hilft dabei am Ende sogar sein neuer Erzfeind Marquez, indem er Lorenzo hinter sich lässt. Es wäre das passende Ende einer verrückten Saison.