Verkehrte Welt am Norisring! Die DTM-Rennserie auf der Stadtstrecke in Nürnberg, doch die bekanntesten Motorsport-Namen starten in den Nachwuchs-Kategorien: Schumacher und Vettel, abseits der Tourenwagen-Stars und ganz weit weg von der Formel 1. Michael Schumachers Sohn Mick (18) ist als Formel-3-Fahrer dabei, wie gewohnt abgeschirmt von den Fans.
Ganz im Gegensatz zu Fabian Vettel (18). Der Bruder von Ferrari-Star Sebastian Vettel (morgen 30) schreibt geduldig Autogramme und posiert für Fotos mit den Fans.
«Dass Leute vor der Box stehen, war für mich am Anfang komplett neu. Jetzt geht es langsam in Routine über. Es gehört einfach dazu», sagt Vettel zu BLICK. Der ganze Rummel wegen des elf Jahre älteren Bruders. Fabian sagt: «Er ist wegen seinen Erfolgen schon ein Vorbild. Aber vor allem ist er mein Bruder.» Die Rennen von Sebastian sind für Fabian TV-Pflichttermine: «Ich schaue jedes Formel-1-Rennen. Dass er dort mitfährt, ist für mich Alltag, er ist ja schon seit über zehn Jahren dabei.»
Seit dieser Saison hat Fabian seine eigenen Renntage. Der Bruder des vierfachen F1-Weltmeisters fährt in der Einsteiger-Serie Audi TT Cup. Das Geld hat er selber aufgetrieben und sich nicht von Sebastian sponsern lassen. Einen Podestplatz gabs in den ersten fünf Autorennen seines Lebens noch nicht. «In diesem Alter sind andere schon in der Formel 1. Ich darf nicht zuviel erwarten und muss sehr viel lernen», sagt Fabian.
Ein Vettel in der Motorsport-Anonymität. Der Bruder fuhr mit 19 schon den ersten Grand Prix. Warum ist es bei den Vettels nicht wie bei den Schumachers gelaufen, wo Michaels Bruder Ralf ebenso GP-Siege holte? Fabian schildert offen: «Gereizt hat es mich schon immer. Aber das war bei uns nie so richtig das Gesprächsthema. Man hat nie wirklich darüber nachgedacht, dass ich auch fahren könnte, weil man so sehr mit meinem Bruder mitgelebt hat.»
Die ganze Familie mit den Eltern Norbert und Heike und den Schwestern Melanie und Stefanie und eben Fabian waren fast immer dabei, wenn das Riesentalent aus Heppenheim (De) seine Junioren-Rennen fuhr. «Ich bin immer an der Rennstrecke gewesen. Ich habe den ganzen Weg von Sebastian mitgemacht bis in die Formel 1. Immer mit dem Wohnmobil, wir sind keine Hotel-Familie», sagt der der junge Vettel.
Als er ins Teenager-Alter kommt, ist er seltener dabei. «Irgendwann dachte ich doch: Hei, das würde ich auch gerne machen. Aber es war natürlich ein etwas anstrengendes Thema, weil mein Vater früher vielleicht nicht den Elan hatte, nochmals alles von Anfang an durchzumachen.»
«Ich schenke ihm einen feuchten Händedruck!»
Nun fährt Fabian doch noch. Was aus seiner Spät-Karriere wird, lässt er offen. «Es ist wie im Fussball. Dort wollen auch Millionen Profi werden, die wenigsten schaffen es. Es ist gut, einen Plan B zu haben.» Vettel ist noch Schüler, schliesst 2018 sein Fach-Abitur in Bautechnik ab. Eine Job-Option für später ist Architekt.
Die Ziele im Rennsport? Die DTM als Traum, die Langstrecken-Szene als Option. Dort wäre sogar ein Brüder-Team Vettel/Vettel denkbar. Aber Fabian sagt: «Ich glaube nicht, dass mein Bruder nochmals die Klasse wechselt. Er hat ja schon ein paar Jährchen auf dem Buckel!» Da ist er, der typische Vettel-Schalk. Auch die ehrgeizige Vettel-Seite (Fabian: «Über Baku sage ich nichts!») gibts beim Jüngeren. Als ihn auf dem Nürburgring ein Gegner abschiesst, kickt Fabian aus Wut in die Leitplanke: «Der Frust war riesig, weil mir zuvor ein super Start gelungen war.»
Typisch Vettel ist auch Fabians letzte Antwort auf die Frage, was Sebastian am Montag von ihm zum 30. Geburtstag geschenkt kriegt. «Einen feuchten Händedruck! Etwas anderes habe ich noch nicht, aber nachreichen geht auch…»