Das Töff-Fahrerlager wird nie mehr das gleiche sein: Mit dem Tod von Dominique Aegerters Teamchef Stefan Kiefer verschwindet ein Mensch, der an die Rennstrecken gehörte wie wenige andere.
Stefan Kiefer war keine schillernde Figur der Königsklasse MotoGP. Er war als Team-Mitbesitzer immer in den kleinen WM-Klassen tätig. Dort, wo man noch mit Leidenschaft, viel Herzblut und mit einer Handvoll Mechaniker ein ganzes Team führen kann.
Das war Kiefers Welt. Er war ein echter Racer. Leute wie Stefan Kiefer machen die Töff-Szene familiär, was auch Aegerter sehr schätzte. Bei Kiefer war es keine Floskel, dass der Rennsport an erster Stelle kommt. Das Team war finanziell nie auf Rosen gebettet. Auch, weil sich Stefan in der Box wohler fühlte als bei Verhandlungen mit Sponsoren.
Aber die Brüder Kiefer haben auch ihr privates Vermögen investiert, damit es auf der Rennstrecke weitergeht. Das Team war ihr Lebenswerk. Es ging ihnen immer um die Sache, sie haben mehr für den deutschen Nachwuchs getan als jeder Verband.
Kiefer war einer der Guten. Bei Stefan galt das Wort. Eine wohltuende Ausnahme im Fahrerlager. Ihm waren die Schicksale der Piloten nie egal, er litt immer mit. Im Guten wie bei den WM-Titeln mit Stefan Bradl und Danny Kent. Aber auch im Schlechten: Dass man sich vom desolaten Max Neukirchner vorzeitig trennte, tat Kiefer menschlich extrem leid.
Er war ein herzensguter Mensch. Ein Beispiel: Seit Jahren lässt er einen Fotografen, der wenig Geld verdient, im Team-Truck übernachten. An der Rennstrecke kam er abends jeweils mit dem Laptop unter dem Arm ins Pressezentrum und setzte sich zu den deutschsprachigen Journalisten, um Korrespondenz zu erledigen.
Egal, wie gut oder schlecht es dem Kiefer-Team an dem Tag auf der Strecke lief: Stefan war dann immer für ein paar Sprüche zu haben. Ich werde ihn vermissen.