Wegen der Freistellung im alten Team sind Sie seit sechs Monaten kein Rennen mehr gefahren. Wie gross ist der Drang, am Sonntag wieder zu einem GP zu starten?
Dominique Aegerter: Riesengross, weil ich letztes Jahr leider oft zuschauen musste. Es ist gut, nach gefühlten 1000 Test-Runden endlich wieder Rennen zu fahren.
Neues Team, neuer Töff. Zeigt Ihnen der Blick in die Kristallkugel eine gute Saison 2017?
Mein Ziel ist es, wieder in die Top 5 zu fahren und Konstanz reinzubringen. Ich will die Resultate von 2014 (5. WM-Rang, 4 Podestplätze, die Red.) wieder erreichen. Der erste offizielle Test war positiv, der zweite nicht. Wir haben den Töff noch nicht zu 100 Prozent hingekriegt. Auch das Team muss noch dazulernen.
Sie haben das Team von Förderer Olivier Métraux verlassen und die Karriere neu aufgegleist. Das ist Ihr Jahr der Wahrheit, Sie müssen liefern!
Für mich ist es ein Jahr wie jedes andere. Wenn die Resultate nicht stimmen, ist die Karriere immer in Gefahr. Klar, bei Métraux hatte ich eine gewisse Sicherheit. Aber wenn ich die Leistung nicht bringe, faule ich raus. Das gilt in jedem Team. Aber ich will zeigen, dass ich immer noch mit den besten Fahrern mithalten kann.
Träumen Sie sogar von einem GP-Sieg?
Ich will in die Top 5, da gehört auch Platz 1 dazu. Aber es muss alles stimmen, um in die Top 5 zu fahren. Es gibt zehn Fahrer, die um den Sieg kämpfen können, da zähle ich mich auch dazu. Ich habe nun ein Team, das hinter mir steht und alle sind voll motiviert. Das ist jetzt ein ganz anderes Arbeiten.
Sie sind nach dem Knatsch im Ex-Team wieder am Aufblühen?
Es ist alles ganz anders. Ich konnte im Winter in der Sportler-RS super professionell trainieren. Im Januar und Februar war ich oft in Spanien, wo ich beim Motocross und Supermoto viel Töfftraining hatte. Und ich habe mit Pedro Spörri und Patrick van den Goorbergh zwei Riding Coaches (Fahrlehrer für die Rennstrecke). Ich mache jetzt vieles bewusster und nicht nur aus Instinkt.
Es war der beste Winter Ihrer Karriere?
Gut möglich. Ich habe eine Riesenmotivation, im neuen Team alles zu geben. Das Arbeiten macht wieder Spass. Ich fühle mich auf dem Töff wieder wohl und bin locker.
Wie lange war dieses Gefühl weg?
Es hängt beides zusammen. Wenns gut läuft, ist das Gefühl gut. Wenn die Resultate nicht stimmen, ist alles falsch. Letztes Jahr habe ich mich bei den Vorsaisontests sicher nicht so gut gefühlt. Es hat im alten Team einfach nicht mehr alles gepasst.
Ist die Motivation besonders gross, es dem alten Team um Tom Lüthi zu zeigen?
Nein. Sie ist so hoch wie immer.
Wie klappt es mit Ihrem neuen Cheftechniker Jochen Kiefer?
Er ist sehr ruhig und hat viel Geduld. Es ist ein Vorteil, dass wir uns auf Deutsch unterhalten können. Man kann besser ins Detail gehen als auf Englisch wie früher. Und auch ein Witzchen wird besser verstanden.
Ihr Teamkollege ist nicht mehr Lüthi, sondern der Brite Danny Kent.
Das ist perfekt. Es macht riesig Spass mit ihm. Und er hat immer seine Freundin dabei … Da habe ich wenigstens was zum Anschauen … (lacht)