Aus neu veröffentlichtem Material geht hervor, wie sich die letzten Minuten im Leben von NBA-Legende Kobe Bryant (†41) abspielten, der am Sonntag bei einem Heli-Unglück in seiner Heimatstadt Los Angeles ums Leben kam. An seiner Seite starben seine 13-jährige Tochter Gigi, deren gleichaltrige Freundin und deren Mutter und Vater. Dieser war Coach des Basketball-Teams der Mädchen. Die Gruppe war zu einem Spiel der Girls unterwegs.
Behörden zufolge stürzte der Helikopter in nur 15 Sekunden fast 150 Meter in die Tiefe, bevor er in einen Hügel krachte und alle neun Menschen an Bord in den Tod riss. Zuvor war die Maschine während rund 15 Minuten im Kreis geflogen, während die Flugsicherung den Luftraum freigab und sich der Hubschrauber bei dichtem Nebel auf den Weg zu seinem Endziel machen wollte.
Dort kam die zweimotorige Sikorsky S-76 nie an. Die Maschine zerschellte in einem Tal der Santa-Monica-Berge. Trümmer wurden beim Aufprall über ein Gebiet von der Grösse eines Fussballfeldes verstreut, wie US-Medien berichten. Kurz vor dem katastrophalen Aufprall hatte Pilot Ara Zobayan (50) noch versucht, die Maschine nach Südwesten abzudrehen. Es gibt Hinweise, dass er desorientiert war.
Instrumentenflug ohne Sicht?
Schon beim Start der Gruppe um 9.06 Ortszeit vom John Wayne Airport im südkalifornischen Santa Ana zur Mamba-Sportakademie von Kobe Bryant in Thousand Oaks hatte nebliges Wetter geherrscht.
Die Wetterbedingungen verschlechterten sich 14 Minuten nach dem Start, und als sich der Hubschrauber um 9.20 Uhr Burbank näherte, begann der Pilot, den Luftraum über dem Stadtteil von L.A. zu umkreisen. Dies tat er während fast einer Viertelstunde und hielt dabei ständigen Kontakt zur Flugsicherung.
Der Fluglotse am Flughafen Burbank begann, den Luftraum von allen anderen Flugzeugen freizumachen, damit der Pilot von Bryants Maschine trotz der schlechten Wetterbedingungen weiterfliegen konnte. Wie sich jetzt herausstellt, flog der Pilot in dieser Phase offenbar ohne Sicht und musste sich auf seine Instrumente an Bord verlassen.
Mit 280 Stundenkilometern in den Berg
Um 9.39 Uhr – der Luftraum war eigens für Bryants Gruppe freigemacht – bat Pilot Zobayan den Tower des Flughafens von Van Nuys um Erlaubnis, nach Südwesten abzudrehen. Der Tower genehmigte die Kursänderung und fragte den Piloten, ob er den Sichtflug wieder aufnehmen könne. Der Pilot bejahte, daraufhin gab es fast zwei Minuten lang keinen Funkkontakt. Ein Tower bat den Piloten, die Maschine zu identifizieren, doch nur Schweigen.
Der Hubschrauber hatte zu diesem Zeitpunkt einen rapiden Sinkflug aus einer Höhe von rund 450 Metern begonnen. Um 9.42 Uhr gab es wieder Kommunikation mit dem Tower – 40 Sekunden vor dem Absturz. Der Tower warnte noch, der Pilot fliege zu diesem Zeitpunkt zu niedrig für den Weiterflug. Im Wortlaut: «You're still too low for flight following at this time.»
Der Helikopter zog auf 2125 Fuss hoch, umgerechnet 648 Meter – möglicherweise, um das schlechte Wetter zu umfliegen. Dann plötzlich sackte die Maschine in rasantem Tempo ab, krachte mit einer Geschwindigkeit von 280 Stundenkilometern in den Berg und ging in einen Feuerball auf.
Verantwortung beim Piloten?
Die letzten Daten, die der Todesflug noch übermittelte, zeigten einen Fall 150 Metern in 15 Sekunden an. Dann war der Funkkontakt weg und beim 911-Notruf gingen erste Meldungen über einen Absturz ein.
Die Frage bleibt, warum sich die Maschine auf den Weg gemacht hatte, während die meisten anderen Helikopter in Los Angeles wegen des Nebels am Boden blieben – einschliesslich der Flotte der Polizei von Los Angeles. Warum er immer fliege? Diese Frage hatte Bryant einst mit den rührenden Worten beantwortet, weil er ein Vater sei. Um ein paar Minuten mehr mit seinen Kindern zu verbringen.
Wer traf die Entscheidung, trotz gefährlichem Wetter zu fliegen? Pilot Zobayan besass die für Flug bei Nebel notwendigen Zulassungspapiere. Er hätte auch mitbestimmen können, ob er fliegen sollte oder nicht. Diese Entscheidung liegt schliesslich beim Piloten. Die Frage, ob Zobayan diese Entscheidung traf oder jemand anders, wird im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen. (kes)