Die Momente mit Gänsehaut-Garantie sind nicht rar an einem Tag, an dem alle Dämme brechen. Zum Beispiel als 40 000 – oder sind es mehr? – ihre gelb-schwarzen Schals schwenken und aus Patent Ochsners «Scharlachrot» den Soundtrack zum Titel machen. Gelb-Schwarz statt Scharlachrot.
Auch die gesammelte Berner Prominenz jubelt. Zum Beispiel Autor Pedro Lenz («Der Goalie bin ig»), ein mehr als bekennender YB-Fan: «32 Jahre hoffen und bangen. Ein Leidensparcours sondergleichen, der endlich endet!»
Auch Züri-West-Sänger Kuno Lauener, früher YB-Beirat, stellt ungläubig fest: «Jetzt bin ich sehr glücklich, aber auch erleichtert. Am allermeisten freut es mich für Marco Wölfli. Er ist mein Held!» Auch für Bundesrat Johann Schneider-Ammann sind die Stars in kurzen Hosen Helden: «Wir sind Schweizer Fussballmeister! YB zum Zwölften. Da schwingt Berner Stolz, Berner Leistungswille, Berner Kämpferherz, Berner Siegeswille mit.» Und wir stellen fest: Das ist ja richtige Euphorie, Herr Magistrat! YB hat eben alles auf den Kopf gestellt.
Hoarau gedenkt Rihs
Im Stadion verliert auch Trainer Adi Hütter kurzzeitig die Fassung: «Endlich haben wir diesen Fluch beendet. Endlich ist Veryoungboysen kein Thema mehr. Auch bei mir sind für einen Moment alle Dämme gebrochen. Das hat einen unglaublich schönen Platz in meinem Herzen.» Und der Monsieur? Guillaume Hoarau? Der Mann, der YB einen Pokal versprach und Wort hielt? Der zeigt wieder, welch grossartiger Mensch er ist: «Wie gut tut denn das! Ich denke aber auch an Andy Rihs und an Max Urscheler, denen es nicht mehr vergönnt war, das mitzuerleben. We love you all!»
Mittlerweile ist es halb elf. Der x-te Aufruf des Stadionspeakers, nicht zu sehr zu drücken. Und bitte den Rasen doch ganz zu lassen. Den brauche es noch für den Cupfinal. Und wieder wird «Scharlachrot» angestimmt. Oben auf dem Balkon des Presidents Club zeigt sich das Team. Es läutet die erste Freinacht ein. Es sollen drei werden. Die letzte am 27. Mai. Nach dem Cupfinal. Nach dem Double.
Das Siegtor in der 89. Minute! Mbabu (l.) und Hoarau (r.) feiern mit Siegtorschütze Nsame.Ich YB dich! Adi Hütter formt seine Hände zu einem Herzen.