Da holst du als 15-Jährige einen Olympia-Quotenplatz, den dann eine andere bekommt. Im ersten Moment ist der Selektionsentscheid gegen Supertalent Emely Jäggi brutal und für den Teenager schwer zu verdauen.
Doch bei nüchterner Betrachtung ist die Entscheidung goldrichtig. Der Verband schützt sein Talent aus ethischen Gründen mit einer Nicht-Nomination vor der schwer kontrollierbaren Lawine, die plötzliche Bekanntheit mit sich bringt. Mit der Folge, dass Jäggi in Paris die mögliche Medaille nicht holt. Dafür aber 2028, 2032 und 2036 viel Olympia-Freude bereiten kann und nicht nach 2024 womöglich schon ausgebrannt ist.
Swiss Shooting war durch Nina Christens Erfolg gewarnt
Der Verband betrachtet Jäggi als schützenswerten Menschen und nicht nur als resultatliefernde Sportlerin, wie es wohl in manchen östlichen Ländern der Fall wäre. Diesen Faktor auch dann nicht aus den Augen zu verlieren, wenn Ruhm und Ehre an Olympia locken, verdient viel Respekt.
Doch eigentlich ist der Fall ein Desaster. Da gibts eine 15-Jährige, die gut genug für Olympia ist. Doch der Verband sieht sich nicht imstande, ihr das fürs Alter angemessene Umfeld zu bieten. Swiss Shooting weiss durch Nina Christens Tokio-Triumph ja bestens, was passiert, wenn eine Schützin plötzlich im Rampenlicht von Medien und Öffentlichkeit steht. Das war vor drei Jahren. Massnahmen? Offenbar Fehlanzeige.
Der Fall Jäggi muss auch Swiss Olympic und sogar dem IOC zu denken geben. Gibt es keine Handhabe, Teenager an Olympia vor den Erfolgsfolgen zu schützen, müsste man konsequenterweise über Alterslimiten nachdenken.