Schweizer Surf-Brüder wollen an die Olympischen Spiele
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«Es ist hart, dabei zu sein»:Schweizer Surf-Brüder wollen an die Olympischen Spiele

Unsere Schweizer Brett-Stars
«Einmal wäre ich beim Surfen beinahe gestorben»

Surfen ist ihr Leben: Wenn Michael (24) und Swen Zaugg (25) auf dem Brett stehen, verschwimmt die Welt um sie herum. In der Schweiz gehören sie zu den besten, nun nehmen sie Olympia ins Visier.
Publiziert: 15.11.2019 um 02:19 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2019 um 09:03 Uhr
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Das Surfbrett ist ihre Heimat: Swen...
Foto: Sven Thomann
Sven Ziegler (Text) und Sven Thomann (Fotos)

«Endlich wieder Wasser!» Die Augen von Swen Zaugg (24) leuchten, als er sich sein Surfbrett unter den Arm klemmt. Mit einem scheinbar mühelosen Satz springt er ins Becken, kommt auf seinem Brett zu stehen. Der wilde Ritt auf der künstlichen Welle im «Oana Surf» in Ebikon LU kann beginnen.

Normalerweise surft Zaugg nicht hier in der Innerschweiz. Zu Hause sind er und sein Bruder Michael (24) in Costa Rica. Ausgewandert als kleines Kind, weil der Papa in die Natur wollte. Und weil die Wellen an der Küste praktisch jeden Tag perfekt sind, dauert es nicht lange, bis die beiden Zaugg-Kinder das erste Mal auf dem Brett stehen.

Wie eine Sucht sei es heute, sagt Michael. «Wenn du einmal gesurft bist, willst du nie mehr ohne», ergänzt Swen lachend. Wann sie genau mit Surfen angefangen haben, wissen die Beiden nicht mehr. Irgendwann kam der erste Wettbewerb. Dann die Schweizermeisterschaft. Dann die Weltmeisterschaft. Schnell wird klar: die beiden Brüder sind gut. Sehr gut sogar.

Beinahe gestorben – und trotzdem weiter gemacht

Ungefährlich ist der Sport dennoch nicht, vor allem, wenn man in ungeschützter Umgebung aufs Brett steht. Swen erinnert sich: «Eines Tages wollte ich rausschwimmen. Plötzlich habe ich gemerkt, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Dann habe ich verstanden, dass ich meinen Fuss unter Wasser eingeklemmt habe. Den Kopf hatte ich unter Wasser, ich konnte nicht mehr atmen. In diesem Moment dachte ich einfach nur: ‹Lass mich doch 20 Zentimeter grösser sein, dass ich wieder Luft kriege.›»

Schliesslich entdeckt ihn Michael. Er merkt sofort, dass etwas nicht stimmt, reisst seinen Bruder aus der misslichen Lage heraus. Swen bricht sich einen Knöchel. Trotzdem paddelt er bereits drei Monate wieder ins Meer hinaus. Er will weitermachen. Und besser werden. Er gibt sein Comeback, feiert unzählige Erfolge. Erst in diesem Sommer wurde er erneut Schweizer Meister.

Olympia als grosse Chance für die Schweiz

Eine Schweizer Meisterschaft im Surfen? Gibts tatsächlich! Denn auch bei uns wird der Surf-Sport immer populärer. Mittlerweile gibt es über 50'000 aktive Surfer hierzulande, obwohl es weder Meer noch Strand gibt. Die Surfer weichen auf alternative Möglichkeiten aus, stehen etwa im Fluss auf dem Brett. Oder sie nutzen Indoor-Angebote wie in Ebikon. Mittlerweile ist der Sport so im Trend, dass an drei Orten in der Schweiz eigene Surf-Anlagen gebaut werden (siehe Box.)

Die besten Schweizer dürfen an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Diese finden im K.O.-System statt. Jeweils vier Surfer begeben sich gleichzeitig ins Meer und haben fünf Minuten Zeit, um nach draussen zu paddeln. Anschliessend wird 20 Minuten lang gesurft. Eine Jury beurteilt die Qualität der ausgesuchten Welle und wie schwierig und sauber die Manöver ausgeführt werden. Die besten zwei Surfer kommen in die nächste Runde.

2020 ist ein grosses Jahr für die Szene. Zum ersten Mal wird Wellenreiten eine olympische Disziplin, wenn auch nur in einer Art Versuchsprojekt. Das Teilnehmerfeld ist stark eingeschränkt, nur 20 Männer und Frauen dürfen die Reise nach Japan antreten. Die Chance, dass ein Schweizer die Qualifikation schafft, ist minimal. Die grosse Hoffnung der Schweizer Athleten: An Olympia 2024 soll das Teilnehmerfeld deutlich grösser werden. Die Chance, dass dann ein Schweizer mit dabei ist, steigt deutlich.

Schoggi und Käse im Koffer nach Hause

Die Stimmung im «Oana Surf» ist an diesem Nachmittag locker und freundschaftlich. In Ebikon werden die Zaugg-Brüder bewundert und um Rat gefragt. Man kennt sich, hilft sich, spornt sich zu Höchstleistungen an. Das gilt auch an den grossen Wettkämpfen. Anders als in anderen Sportarten vergraben sich die Athleten in den Wettkampfpausen nicht im Hotel, sondern bleiben am Strand. Und ein Bierchen nach Feierabend? «Nein!», sagt Swen bestimmt. «Wir haben noch nie Alkohol getrunken, nehmen keine Drogen. Das ist im Spitzensport kein Thema.»

Vermissen die Brüder manchmal auch die Schweiz? «Ja, sicher!», sagt Michael. «Immer, wenn wir hier sind, geniessen wir die Berge und das gute Essen. Ausserdem seid ihr unglaublich organisiert und pünktlich, das sieht in Südamerika ganz anders aus.» In den Koffer für die Reise zurück kommt Schoggi und Käse.

Der grosse Traum der beiden Zaugg-Brüder bleibt, eines Tages vom Surfen leben zu können. In Costa Rica bieten sie Surf-Kurse oder Touren in der Natur an. Doch um weiterhin auf den grossen internationalen Touren surfen zu können, sind sie auf Unterstützung angewiesen. Sie sind auf der Suche nach Sponsoren, mit denen sie ihr Hobby zum Beruf machen können.

In die Schweiz zurückkehren werden die Beiden allerdings auch in Zukunft nur für Besuche. «Wohnen will ich hier nicht», sagt Swen nach kurzem Überlegen. Wieso? Swen blickt zu seinem Bruder. Und wie abgesprochen sagen beide gleichzeitig: «Hier gibts kein Meer.» Der Surf-Virus, er sitzt tief.

Das sind die Surf-Spots in der Schweiz

In der Schweiz gibts weder Meer noch Strand, dafür aber zahlreiche andere Surf-Möglichkeiten:

  • Künstliche Welle: In der Schweiz existieren zwei künstliche Wellen. In Ebikon LU steht im «Oana Surf» den Surfern ganzjährig eine Indoor-Welle zur Verfügung. Diese ist in die Mall of Switzerland integriert. Im Gerold-Areal in Zürich kann im Sommer ebenfalls gesurft werden. Die «Urban Surf»-Welle ist jeweils von Mai bis September geöffnet.
  • Flusswellen: An gewissen Stellen kann auch im Fluss gesurft werden. Ob gesurft werden kann, hängt allerdings stark von der Witterung ab. Riversurfen ist beispielsweise in Bremgarten AG, Thun BE und Basel möglich. In Bern und Luzern sollen Anlagen entstehen, dank denen gesurft werden kann.
  • Wellensee: Dank Wellengeneratoren und moderner Technik sollen die Konditionen des Meers so genau wie möglich rekonstruiert werden. Entsprechende Anlagen sind in der ganzen Schweiz geplant. In Sion VS ist der Spatenstich bereits erfolgt. Anlagen in Regensdorf ZH und im Greyerzersee sind in Planung.

In der Schweiz gibts weder Meer noch Strand, dafür aber zahlreiche andere Surf-Möglichkeiten:

  • Künstliche Welle: In der Schweiz existieren zwei künstliche Wellen. In Ebikon LU steht im «Oana Surf» den Surfern ganzjährig eine Indoor-Welle zur Verfügung. Diese ist in die Mall of Switzerland integriert. Im Gerold-Areal in Zürich kann im Sommer ebenfalls gesurft werden. Die «Urban Surf»-Welle ist jeweils von Mai bis September geöffnet.
  • Flusswellen: An gewissen Stellen kann auch im Fluss gesurft werden. Ob gesurft werden kann, hängt allerdings stark von der Witterung ab. Riversurfen ist beispielsweise in Bremgarten AG, Thun BE und Basel möglich. In Bern und Luzern sollen Anlagen entstehen, dank denen gesurft werden kann.
  • Wellensee: Dank Wellengeneratoren und moderner Technik sollen die Konditionen des Meers so genau wie möglich rekonstruiert werden. Entsprechende Anlagen sind in der ganzen Schweiz geplant. In Sion VS ist der Spatenstich bereits erfolgt. Anlagen in Regensdorf ZH und im Greyerzersee sind in Planung.

Interview mit Surf-Nati-Trainer Benedek Sarkany

BLICK: Benedek Sarkany, Sie sind Nati-Trainer der Schweizer Surfer. Wie muss man sich Ihre Aufgaben vorstellen? Sitzen Sie wie die Fussball-Trainer in den Logen und schauen sich die Wettbewerbe der Athleten an?
Sarkany: (lacht) Nein, so läuft das bei uns nicht ab. Unsere Selektionen funktionieren nicht wie im Fussball, wir reisen nicht an jedes Spiel und sitzen auch nicht in den Logen. Da die Surfer ihre Wettbewerbe auf der ganzen Welt verteilt bestreiten, müssen wir uns auf Videomaterial und die Ergebnisse stützen. Wenn ein Wettbewerb in der Schweiz oder im nahen Ausland stattfindet, bin ich aber meist vor Ort und schaue mir die Schweizer Athleten an. Manche sehe ich aber auch nur an einer Schweizer Meisterschaft, an einer EM oder WM.

Wie schafft denn ein Surfer den Sprung in den Kader, wenn er nicht vor Ort beobachtet wird?
Wir haben die Talente sehr genau im Blick. Wir schauen uns ihre Videos an, verfolgen ihre Resultate ganz genau. Wenn ein Surfer starke Leistungen erbringt und auch an vielen Contests teilnimmt, dann kann er den Sprung in den Kader schaffen.

In grossen Sportarten können sich die Athleten vor Geld kaum mehr retten. Wie sieht es beim Surfen aus?
Unsere Situation ist nicht so rosig. Wir haben ein recht beschränktes Budget, sind auf Sponsoren angewiesen. Seit 2018 sind wir Mitglied von Swiss Olympics, nun erhalten wir einen jährlichen Förderbeitrag. Der ist allerdings noch recht tief, darum haben wir nun ein Mandat an eine externe Firma erteilt. Diese soll uns helfen, Sponsoren zu finden.

Das heisst, die Athleten müssen für einen Grossteil der Kosten selbst aufkommen.
Das ist zumindest ausserhalb des Profisports sicherlich so. Wenn jemand den Sprung in den Elite-Kader schafft, übernimmt der Schweizerische Surfverband einen Teil der Trainingskosten. An der EM oder WM übernehmen wir ausserdem Verpflegung, Unterkunft, Transport vor Ort sowie die Startgebühren. Bei den Flügen können wir die Athleten teils mit etwa 50 Prozent der anfallenden Kosten unterstützen. Grösstenteils müssen sie aber alles selbst übernehmen

Wie schwierig gestaltet sich die Suche nach Sponsoren?
Es ist für uns noch immer nicht ganz einfach. Aber seit wir als olympische Disziplin gelten, erhalten wir generell mehr Aufmerksamkeit. Das gilt auch für die Sponsoren. Auch wenn die Schweiz im kommenden Jahr kaum dabei sein wird, interessieren sich immer mehr potenzielle Geldgeber für uns.

Surfen ist also mit hohen Kosten verbunden. Warum liegt die Sportart dennoch so im Trend, gerade in der Schweiz?
Wir haben das Glück, das Surfen im kommenden Jahr zum ersten Mal olympisch ist. Das festigt die Position von Surfen als Trendsportart. Es gibt immer mehr Anbieter, die sich auf den Markt drängen und immer mehr surfbegeisterte Schweizer....

... aber warum gerade in der Schweiz? Wir sind ja nicht gerade als Land mit viel Meer und Strand bekannt.
Richtig, aber die Schweiz ist seit langer Zeit ein Brettsport-Land. Viele Snowboarder und Skifahrer kommen irgendwann auf den Geschmack, auch mal im Sommer auf dem Brett zu stehen und entdecken das Surfen für sich. Unsere aktuelle Schweizer Meisterin beispielsweise ist eine sehr gute Skifahrerin. Wir erkennen aber auch Zuwachs aus anderen Szenen, beispielsweise von Skateboardern.

Das fehlende Meer ist also kein Problem?
Nein, wir Schweizer surfen einfach anders. Bei uns ist beispielsweise Fluss-Surfen enorm im Trend. Ausserdem gibt es seit einigen Jahren auch künstliche Wellen in der Schweiz. In den kommenden Jahren sollen zudem an verschiedenen Orten Wellenseen entstehen, in denen die Meeres-Wellen simuliert werden können. Anlagen in Regensdorf ZH und im Greyerzersee sind in Planung. In Sion VS erfolgt der Spatenstich für einen künstlichen See in Kürze.

Der typische Surfer ist braun gebrannt, muskelbepackt, ein richtiger Life-Guard-Typ. Wer auf ein Surf-Brett stehen will, sollte also zuerst mal im Fitness-Studio gewesen sein.
(lacht) Ein herrliches Klischee, aber das ist keine Voraussetzung. Muskeln braucht es lediglich für das Surfing im Meer, denn vor dem Wellenreiten müssen die Athleten rauspaddeln. Das wird ohne Armmuskulatur ganz schön anstrengend. Aber für das Flussurfing oder um auf einer Indoor-Welle zu reiten, braucht man keine starken Muskeln. Ein guter Gleichgewichtssinn und gute Schwimmkenntnisse reichen aus. Wir haben auch Athleten, die sehr schlank und käseweiss sind.

Benedek Sarkany, was ist Ihr grosser Traum?
Ganz klar die Teilnahme an Olympia 2024. Wir wollen dann mit unseren Athleten mit dabei sein. Im kommenden Jahr wird das noch kaum möglich sein, da das Teilnehmerfeld nur sehr eingeschränkt ist. Darum richten wir unseren Fokus auf Paris. Aber auch der Breitensport soll sich weiter entwickeln. Ich erhoffe mir, dass sich weiterhin viele Leute fürs Surfen begeistern. Jung und Alt sollen es geniessen, auf dem Brett zu stehen.

****

Zur Person

Ursprünglich kommt Benedek Sarkany (39) vom Snowboarsport. Vor 23 Jahren entschied er sich zu einem Wechsel und ist seither begeisterter Surfer. Seit eh und je ist er auf dem Fluss unterwegs, immer wieder zieht es ihn auch ans Meer. In den Schweizerischen Surfverband kam er 2013, als die Verantwortlichen auf der Suche nach einem Experten für Riversurfing suchten. Seit 2015 präsidiert er die SSA, seit 2019 ist er ausserdem Trainer der Elite-Nationalmannschaft.

BLICK: Benedek Sarkany, Sie sind Nati-Trainer der Schweizer Surfer. Wie muss man sich Ihre Aufgaben vorstellen? Sitzen Sie wie die Fussball-Trainer in den Logen und schauen sich die Wettbewerbe der Athleten an?
Sarkany: (lacht) Nein, so läuft das bei uns nicht ab. Unsere Selektionen funktionieren nicht wie im Fussball, wir reisen nicht an jedes Spiel und sitzen auch nicht in den Logen. Da die Surfer ihre Wettbewerbe auf der ganzen Welt verteilt bestreiten, müssen wir uns auf Videomaterial und die Ergebnisse stützen. Wenn ein Wettbewerb in der Schweiz oder im nahen Ausland stattfindet, bin ich aber meist vor Ort und schaue mir die Schweizer Athleten an. Manche sehe ich aber auch nur an einer Schweizer Meisterschaft, an einer EM oder WM.

Wie schafft denn ein Surfer den Sprung in den Kader, wenn er nicht vor Ort beobachtet wird?
Wir haben die Talente sehr genau im Blick. Wir schauen uns ihre Videos an, verfolgen ihre Resultate ganz genau. Wenn ein Surfer starke Leistungen erbringt und auch an vielen Contests teilnimmt, dann kann er den Sprung in den Kader schaffen.

In grossen Sportarten können sich die Athleten vor Geld kaum mehr retten. Wie sieht es beim Surfen aus?
Unsere Situation ist nicht so rosig. Wir haben ein recht beschränktes Budget, sind auf Sponsoren angewiesen. Seit 2018 sind wir Mitglied von Swiss Olympics, nun erhalten wir einen jährlichen Förderbeitrag. Der ist allerdings noch recht tief, darum haben wir nun ein Mandat an eine externe Firma erteilt. Diese soll uns helfen, Sponsoren zu finden.

Das heisst, die Athleten müssen für einen Grossteil der Kosten selbst aufkommen.
Das ist zumindest ausserhalb des Profisports sicherlich so. Wenn jemand den Sprung in den Elite-Kader schafft, übernimmt der Schweizerische Surfverband einen Teil der Trainingskosten. An der EM oder WM übernehmen wir ausserdem Verpflegung, Unterkunft, Transport vor Ort sowie die Startgebühren. Bei den Flügen können wir die Athleten teils mit etwa 50 Prozent der anfallenden Kosten unterstützen. Grösstenteils müssen sie aber alles selbst übernehmen

Wie schwierig gestaltet sich die Suche nach Sponsoren?
Es ist für uns noch immer nicht ganz einfach. Aber seit wir als olympische Disziplin gelten, erhalten wir generell mehr Aufmerksamkeit. Das gilt auch für die Sponsoren. Auch wenn die Schweiz im kommenden Jahr kaum dabei sein wird, interessieren sich immer mehr potenzielle Geldgeber für uns.

Surfen ist also mit hohen Kosten verbunden. Warum liegt die Sportart dennoch so im Trend, gerade in der Schweiz?
Wir haben das Glück, das Surfen im kommenden Jahr zum ersten Mal olympisch ist. Das festigt die Position von Surfen als Trendsportart. Es gibt immer mehr Anbieter, die sich auf den Markt drängen und immer mehr surfbegeisterte Schweizer....

... aber warum gerade in der Schweiz? Wir sind ja nicht gerade als Land mit viel Meer und Strand bekannt.
Richtig, aber die Schweiz ist seit langer Zeit ein Brettsport-Land. Viele Snowboarder und Skifahrer kommen irgendwann auf den Geschmack, auch mal im Sommer auf dem Brett zu stehen und entdecken das Surfen für sich. Unsere aktuelle Schweizer Meisterin beispielsweise ist eine sehr gute Skifahrerin. Wir erkennen aber auch Zuwachs aus anderen Szenen, beispielsweise von Skateboardern.

Das fehlende Meer ist also kein Problem?
Nein, wir Schweizer surfen einfach anders. Bei uns ist beispielsweise Fluss-Surfen enorm im Trend. Ausserdem gibt es seit einigen Jahren auch künstliche Wellen in der Schweiz. In den kommenden Jahren sollen zudem an verschiedenen Orten Wellenseen entstehen, in denen die Meeres-Wellen simuliert werden können. Anlagen in Regensdorf ZH und im Greyerzersee sind in Planung. In Sion VS erfolgt der Spatenstich für einen künstlichen See in Kürze.

Der typische Surfer ist braun gebrannt, muskelbepackt, ein richtiger Life-Guard-Typ. Wer auf ein Surf-Brett stehen will, sollte also zuerst mal im Fitness-Studio gewesen sein.
(lacht) Ein herrliches Klischee, aber das ist keine Voraussetzung. Muskeln braucht es lediglich für das Surfing im Meer, denn vor dem Wellenreiten müssen die Athleten rauspaddeln. Das wird ohne Armmuskulatur ganz schön anstrengend. Aber für das Flussurfing oder um auf einer Indoor-Welle zu reiten, braucht man keine starken Muskeln. Ein guter Gleichgewichtssinn und gute Schwimmkenntnisse reichen aus. Wir haben auch Athleten, die sehr schlank und käseweiss sind.

Benedek Sarkany, was ist Ihr grosser Traum?
Ganz klar die Teilnahme an Olympia 2024. Wir wollen dann mit unseren Athleten mit dabei sein. Im kommenden Jahr wird das noch kaum möglich sein, da das Teilnehmerfeld nur sehr eingeschränkt ist. Darum richten wir unseren Fokus auf Paris. Aber auch der Breitensport soll sich weiter entwickeln. Ich erhoffe mir, dass sich weiterhin viele Leute fürs Surfen begeistern. Jung und Alt sollen es geniessen, auf dem Brett zu stehen.

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Zur Person

Ursprünglich kommt Benedek Sarkany (39) vom Snowboarsport. Vor 23 Jahren entschied er sich zu einem Wechsel und ist seither begeisterter Surfer. Seit eh und je ist er auf dem Fluss unterwegs, immer wieder zieht es ihn auch ans Meer. In den Schweizerischen Surfverband kam er 2013, als die Verantwortlichen auf der Suche nach einem Experten für Riversurfing suchten. Seit 2015 präsidiert er die SSA, seit 2019 ist er ausserdem Trainer der Elite-Nationalmannschaft.

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