Der Schweiz fliegt die CS um die Ohren und uns die Anglizismen dazu. Von einem «Public Liquidity Backstop» ist die Rede, von AT1-Anleihen. Und dann von der gescheiterten «Legal Compliance», dem gescheiterten Private Banking. Oder vom Asset Management, vom Risk Management, vom Wealth Management.
Dabei würde ein einziger Management-Begriff genügen. Management by Jeans. An jeder wichtigen Stelle eine Niete. Nieten, die in den letzten zehn Jahren mit 32'000'000'000 Franken Boni entschädigt wurden.
Welche Auswirkungen hat das Bankenbeben auf den Sport? Und was kann der Sport, vor allem der Fussball, daraus lernen?
Die Gier und die ungezügelte Kommerzialisierung sind auch im Fussballbusiness weit verbreitet. Der Fisch stinkt auch da vom Kopf her und macht vor den Männern in kurzen Hosen nicht halt.
Fifa-Präsident Gianni Infantino ist so etwas wie der CS-Verwaltungsratspräsident. Die besten Spieler sind die CS-Manager mit Millionensalären und ungezügelten Boni. Braucht man beim Profifussball auch bald ein neues Konzept? «Too big to fail»? Auch die Fussballblase könnte mal platzen.
Weil auch da die Masslosigkeit System hat. Und weil es ewiges Wachstum nicht geben kann. Der Marktwert von Erling Haaland soll eine Milliarde betragen. Sein Salär ist astronomisch. Aber auch im Sport muss für jeden unanständigen Lohn jemand die Zeche bezahlen. Es sind eben nicht nur die Investoren. Sondern in erster Linie die Fans, denen man das Geld aus der Tasche zieht.
Tolle Doku oder doch nur PR-Kampagne?
Just in der Woche nach dem CS-Kollaps gibt es beim SRF die Dokumentation über die Schweizer Nationalmannschaft. Tolle Bilder, ein intimer Einblick ins Innenleben dieses Teams. Selbst als kritischer Journalist neigt man dazu, eine vorbehaltlose Begeisterung zu entwickeln. Alles Supertypen, alles grossartig. Die nötige Distanz geht beinahe verloren.
Dabei ist dieser Film nicht mehr und nicht weniger als eine gut gemachte Image- und PR-Kampagne. Finanziert von der gestrauchelten CS.
Gibt es nun auch im Sportsponsoring ein Umdenken? Ein Sponsoring macht ja nur Sinn, wenn man die Kunden und die Menschen auf eine schöne «Reise» mitnehmen kann. Wenn man sie überzeugen kann, Teil von etwas Sinnvollem zu sein. Exzesse mitfinanzieren will keiner.
Zurück zur Gier. Im Buddhismus ist die Gier eine von drei Geistesverschmutzungen. Neben dem Hass und der Verblendung. Aber nach dem Fall der CS jetzt mit dem Finger auf die Abzocker zu zeigen,hat eben auch viel Scheinheiliges. Sind wir besser? Optimieren wir nicht auch, wo es geht? Und greifen zu?
Wenn sie einem Kleinkind drei Gummibärli auf den Tisch legen und ein anderes Kind daneben sitzt, dann ist es für die Eltern schon ein pädagogischer Grosserfolg, wenn das Kind eines der Bärli rüberschiebt.
Und was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Hans fährt dann in die All-inclusive-Ferien und schichtet beim Sturm auf das Buffet den Schweinsbraten turmhoch auf den Teller. Die Hälfte lässt er stehen. Die wird dann wieder den Schweinen verfüttert.
Fast jeder nimmt, was er kann. Da sind die CS-Manager und die Fussballer nicht die Einzigen.