Schweizer Abenteurer Alan Roura
Sein letzter Kuss für vier Monate

Für seinen Traum von der Weltumsegelung lässt der Genfer Alan Roura (23) alles hinter sich. Auch Aurélia (28), seine Freundin und zugleich Chefin.
Publiziert: 08.11.2016 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:56 Uhr
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Alan Roura küsst seine Aurélia vor seinem grossen Abenteuer auf den Weltmeeren.
Foto: JEAN-GUY PYTHON
Simon Häring

Brutaler Kontrast. Als die 29 Teilnehmer am Sonntag in Les Sables-d'Olonne die über 45'000 Kilometer für die Weltumsegelung bei der Vendée Globe in Angriff nehmen, verabschieden sie über 100'000 Zuschauer. Ein enger Kanal führt aufs offene Meer – und in die Einsamkeit. Es ist die Zeit des Abschieds. Abschied von Familie, Freunden, Kindern – und der Freundin. Zeit der Emotionen, auch beim einzigen Schweizer Teilnehmer, Alan Roura (23).

«Das ist der schönste Tag meines Lebens. Es gibt keine Worte, das zu beschreiben. Es ist ein Traum», sagt er, dann fliessen die Tränen. Ein letztes Mal umarmt er jene, die ihm geholfen haben, seinen Traum zu verwirklichen. Er küsst seine Freundin, die Sportjournalistin Aurélia Mouraud (28), die auch Leiterin des Projekts und damit seine Chefin ist. Es ist der letzte gemeinsame Moment. Der letzte Kuss für vier Monate.

Jetzt streichelt er sein Boot

Roura tauscht seine Freundin gegen ein Boot. «Ich behandle es wie meine Frau», sagt er und gibt ihr Frauennamen. «Ich streichle sie und spreche sanft mit ihr. Sie kann bissig sein. Ich frage sie, wie es ihr geht. Sage ihr, dass sie schön ist und ich sie liebe.» Sie könnten aber auch streiten, er und sein 8,2-Tonnen-Boot. «Mit ihr kann ich offen und ehrlich sein, auch wenn sie nur selten antwortet», scherzt der Mann mit dem Vollbart über sein Boot.

Aurélia wartet in Les Sables-d'Olonne. Sie lernt Alan 2013 bei einer Regatta kennen, als sie Videos und Texte produziert. Monate später verkauft er sein Boot und reist mit ihr im Bus durch Europa. Und beschliesst, die Vendée Globe zu bestreiten. Als er gestern Galizien passiert, liegt er auf dem 22. Zwischenrang. Mit Didac Costa (Sp) ist einer bereits eine Stunde nach dem Start zurückgekehrt. Er hatte Wasser im Boot und Probleme mit der Elektronik.

Es ist nur eine von vielen Tücken, die auch auf Roura warten. Die anderen sind Schlafmangel, Sturmwinde, Wellengang und Einsamkeit. Gewinnen kann er die Weltumsegelung nicht. Sein Ziel: Les Sables-d'Olonne in unter 100 Tagen erreichen. Freundin Aurélia freut sich, wenn er es ein bisschen schneller schafft. Bis zum nächsten Kuss muss sie sich aber noch bis im nächsten Februar gedulden.

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