So etwas gabs beim härtesten Ruderrennen der Welt noch nie! Das britisch-amerikanische Vierer-Team «Latitude 35» liegt am 26. Tag der «Atlantic Challenge» auf dem Weg von den Kanaren in die Karibik auf dem starken dritten Rang, als es mächtig kracht.
Ruderer Jimmy Carroll macht in seiner Kabine ein Nickerchen, als er plötzlich hört, wie der Karbonrumpf zersplittert – und zwischen seinen Beinen ein Objekt auftaucht. Sofort strömt Wasser in die Kabine. Was für ein Schock mitten auf dem Atlantik.
Die vier Ruderer halten den eingedrungenen Gegenstand zunächst für eine Art scharfkantiges Plastik-Stück. Doch dann wird ihnen klar: Ein aggressiver Speerfisch, wohl ein Blauer Marlin, hat das Boot attackiert!
Bein des Ruderers um 5 cm verfehlt
Dieses Ozean-Monster wird bis 4 Meter lang und kann bis eine halbe Tonne wiegen. Der Speerfisch verfehlt das Bein von Ruderer Carroll nur um fünf Zentimeter. Eine Verletzung, rund 1800 km vom Ziel auf Antigua entfernt, hätte womöglich lebensgefährlich werden können.
So ist es das Meeres-Raubtier, das verletzt wird. Unfassbar: Die Ruderer stellen fest, dass bei der Attacke die waffenähnliche Nase des Fisches abgerissen wurde! Und als gute Nachricht, dass ihr Boot trotz Wassereinbruchs nicht sofort sinkt.
Fixe Reparatur verhindert Sinken
Flicken müssen sie das Loch trotzdem umgehend. Das nötige Material ist an Bord. Mit Epoxidharz kann der Wassereinbruch abgedichtet werden. Ein Teil des Marlin-Speeres lassen sie als eine Art Flaschenkorken stecken. Das abstehende Stück unter Wasser sägt Carroll ab und flickt die Stelle auch von aussen.
Die alarmierte Jacht der Rennleitung ist zufällig in der Nähe des Ruder-Quartetts, doch es braucht keine externe Hilfe. 5:39 Stunden nach dem irren Zwischenfall ist es soweit: «Latidude 35» legt wieder mit Rudern los. Das US-britische Team will den dritten Rang verteidigen. Voraussichtlich kommt das Boot am 20. Januar nach 38 Tagen auf hoher See im Ziel an – mit einem Stück Fisch im Schiffsrumpf.
Schweizer Boote sind übrigens im Gegensatz zu den beiden letzten Jahren diesmal beim Atlantik-Wahnsinn nicht dabei. Für die kommende Austragung stehen allerdings bereits drei Schweizer Teams auf der Startliste.