Vor einem Jahr war er ein Niemand. Einer, der kurz davor stand, alles hinzuschmeissen. Bis Jan Blachowicz nicht konnte. Der Pole hätte am 4. Februar 2017 in der Ultimate Fighting Championship (UFC) gegen Ovince Saint Preux im Oktagon stehen sollen, musste wenige Tage zuvor passen.
Da schlug sie, die Stunde von Volkan Oezdemir (28). Der Fribourger sprang kurzfristig ein.
Und wie er das tat! Oezdemir schlug Saint Preux. Und startete danach richtig durch: Den Letten Misha Cirkunov prügelte er in 28 Sekunden k.o., den Briten Jimi Manuwa in 42 Sekunden.
Er legte sich einen neuen Kampfnamen zu. «No Time», weil er keine Zeit zu verlieren hat, weil er seine Gegner innert kürzester Zeit ausser Gefecht setzt.
«Es war ein verrücktes Jahr»
Und zackig kam auch die Chance auf den ganz grossen Coup: In seinem vierten UFC-Fight darf er bereits um den WM-Titel kämpfen. In der Nacht auf Sonntag (ab 4 Uhr live auf ranfighting.de) trifft er in Boston auf Daniel Cormier, den Weltmeister. Nach gerade mal 16 Minuten im UFC-Käfig.
«Es war ein verrücktes Jahr», sagt Oezdemir zu BLICK. «Aber 2018 wird noch härter. Ich werde Cormier in der ersten Runde ausknocken. Und danach werde ich noch mehr tun müssen, um meinen Status zu bewahren. Je mehr du erreicht hast, desto mehr musst du tun.»
Von Glück will der Schweizer nicht sprechen, wenn es um seinen kometenhaften Aufstieg in der besten Mixed-Martial-Arts-Division der Welt geht. «Ich bin im richtigen Moment gegen die richtigen Leute angetreten. Als sie heiss waren und der Hype um sie am grössten war. Und ich habe sie geschlagen. Ich habe meine Chance gepackt, als sie kam. Das ist das Ergebnis meiner harten Arbeit.»
Dass sein Gegner ihn womöglich nicht ganz ernst nimmt, juckt Oezdemir nicht. Cormier tönte zuletzt, der Schweizer sei die Schmalspur-Version von Anthony «Rumble» Johnson. Den hat Cormier bereits mehrfach besiegt, Oezdemir begann seine Karriere in den USA als Trainingspartner von «Rumble». «Die Nummer 1 hat mich nicht geschlagen», spottet Cormier. Und jetzt schicke man die Nummer 2.
«Natürlich bin ich als Sparring-Partner in die USA gekommen», sagt Oezdemir. «Aber ich habe mich hochgekämpft, weil ich hungriger bin als die anderen. Ich habe mich hochgekämpft. Ich tue, was ich tun muss. Das wird belohnt.»
Nur bei einem Thema wird Oezdemir wortkarg. Im August soll er in einer Bar in Florida einen Mann k.o. geschlagen haben. Im Februar muss er deswegen noch einmal vor Gericht. «Dazu sage ich nichts», erklärt er.
Bei einem ersten Gerichtstermin erklärte er bereits, er sei unschuldig. «Mein Mandant war nicht der Aggressor», liess Oezdemirs Anwalt ausrichten. «Wir sind überzeugt, dass er am Schluss freigesprochen wird», sagt Manager Frederic Englund.
«Ich hatte ein grossartiges Camp», sagt Oezdemir. «Die Sache beeinflusst mich überhaupt nicht.»
Ob es wirklich so einfach ist? Den Beweis kann der Schweizer in der Nacht auf Sonntag (4 Uhr MEZ) erbringen. Wenn er vom Nobody endgültig zum MMA-Superstar werden kann.