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Ruderin Gmelin über ihr neues Sportlerleben im Privatteam
«Der Vergleich mit Lara Gut gefällt mir nicht»

Jeannine Gmelin gehört zu den grössten Hoffnungen für Olympia 2020. Neuerdings ist die Ruderin im Privatteam unterwegs. Trotzdem will sie nicht die «Lara Gut des Ruderns» sein.
Publiziert: 28.05.2019 um 16:48 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2021 um 21:35 Uhr
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Skiff-Weltmeisterin Jeannine Gmelin trainiert in einem Privatteam.
Foto: Getty Images
Mathias Germann

Jeannine Gmelin muss lachen. «Nein, Japanisch kann ich noch nicht!» Sie weiss, worauf die Frage zielt. Denn: Jeder Tag, jedes Training und Rennen, ja jeder einzelne Ruderschlag hat sie auf ihr grosses Ziel ausgerichtet: Die Olympischen Spiele in Tokio 2020.

Dort gehört die Ruderin aus Uster ZH zu den heissesten Schweizer Anwärterinnen auf Gold. Genau dieses Projekt sah die Skiff-Weltmeisterin im Frühjahr bedroht, weil der Verband ihren langjährigen Coach Robin Dowell entliess. Vorangegangen waren Gespräche mit dem Verband über eine Anpassung der Trainingsphilosophie. Doch die Parteien konnten sich nicht einigen.

Die Folge: Ein Eklat, bei dem sich die 28-Jährige ernsthaft überlegte, zurückzutreten. «Ich war nahe dran», sagt sie. Wie nahe, würde man eine Skala von 0 bis 100 anwenden? «Ich stand etwa bei 80. Es gab Tränen und schlaflose Nächte.»

«Mir gefiel es innerhalb des Verbandes»

Schliesslich fanden die beiden Parteien gemeinsam eine Lösung. Jeannine gründete ein Privatteam und stellte ihren Ex-Coach gleich selbst ein. Sie ging den harten Weg, musste auf einmal als «Ich-AG» funktionieren, sich um alles neben dem Sport kümmern.

Gmelin wird zur «Lara Gut des Rudersports», schrieb die NZZ. «Der Vergleich gefällt mir nicht. Unsere Situationen sind grundlegend verschieden. Lara war seit ihrer Jugend auf eigenen Wunsch mit ihrem Privatteam unterwegs. Mir gefiel es dagegen innerhalb des Verbandes. Leider wurde mein Wunsch nach etwas mehr Individualität nicht erhört.»

Immerhin: Die Finanzierung des Privatteams hat Gmelin bis Ende Jahr dank der Hilfe von Sponsoren und durch eine Gönnervereinigung gesichert. Viele hatten daran gezweifelt. Nun hat sie die erforderlichen über 100'000 Franken beisammen. «Eine grosse Erleichterung. Jetzt kann ich mich nur auf den Sport konzentrieren.»

Dass sie nicht mehr in der Schweiz, sondern in Italien und Spanien trainieren muss, nimmt Gmelin in Kauf. «Das ist traurig. Aber es ist vorbei. Jetzt schaue ich nach vorne!» Konkret: Auf die EM auf dem Rotsee, die am Freitag beginnt – eine weitere Etappe in Richtung Tokio 2020.

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