Olympia-Fechter sind schon jetzt heiss
Sie ziehen die Fäden für Rio

Eigentlich sind unsere Degen-Spezialisten Einzelsportler. Aber für ihren Olympia-Traum verschmelzen Max Heinzer und Co. zu einem Team, wie Käse im Fondue-Caquelon.
Publiziert: 28.02.2016 um 20:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:35 Uhr
Carl Schönenberger

Noch 163 Tage dauert es, bis es für die besten drei Schweizer Degen-Asse im Einzelwettkampf bei Olympia ernst gilt. Doch was in Rio am 14. August folgt – also fünf Tage später –, ist für das Quartett Max Heinzer (28), Fabian Kauter (30), Benjamin Steffen (34) und Peer Borsky (25) noch wichtiger. Sie brennen darauf, im Team-Wettkampf für die Schweiz eine Olympia-Medaille zu holen.

Heiss sind die vier bereits vergangene Woche. Am frühen Mittwochabend verlassen sie den Fechtsaal an der Basler Theater-strasse und trotzen dem bissigen Biswind. Zusammen mit ihrem italienischen Coach Gianni Muzio demonstrieren sie auf dem Barfüsserplatz ihre Verschmolzenheit.

Bei einem kurzen Fondue-Plausch, für den Max Heinzer von seinem Vater extra fünf alte Degen in Fondue-Gabeln umfunktionieren liess. Sogar dem 70-jährigen Maître Muzio schmeckt die fädenziehende Schweizer «Käse-Suppe». Und beim anschliessenden Training im Fechtsaal spürt keiner der Beteiligten die Klumpen im Bauch.

Das gemeinsame Training macht dem Quartett Spass. Obwohl bei den Athleten wie bei Maître Muzio schnell der Schweiss fliesst, ist doch immer wieder Platz für einen kurzen Schwatz. Diesbezüglich übernimmt der Älteste, Benjamin Steffen, die Leaderrolle.

Bereits draussen beim Fondue muntert er seine Kumpels auf, ein weiteres Brotstück in den Käse zu tunken. «Einer geht immer, für einen ist immer noch Platz», scherzt der Gymnasiallehrer für Englisch und Sport. Für die Vorbereitung auf Rio will er sein Job-Pensum von 70 Prozent noch ein bisschen mehr reduzieren.

Gegenüber Steffen sind Heinzer und Kauter privilegiert. Sie leisten sich für Rio den Luxus, zumindest bis nach Olympia Profis zu sein. Mit über 20 Trainingsstunden pro Woche und dem Fahrtaufwand fürs regelmässige Training in Bern, Basel oder Zürich ist ihr Aufwand für den Sport auch so noch gross genug.

Als ehemalige Nummern 1 im Welt-Ranking haben sich Heinzer und Kauter ihren Sonderstatus im Team schliesslich über die Jahre hinaus auch verdient.

Erfolg dank leerem Kopf?

Für den jüngsten des Quartetts sind das noch Träume. Der Zürcher Peer Borsky gehört erst seit zwei Jahren zum Team. Aber auch er fühlt sich bereits pudelwohl. «Meine Mama war selbst eine Fechterin», sagt er.

«Und seit ich mich als Sechsjähriger erstmals mit dem Degen versuchte, lässt mich dieser Sport nicht mehr los.» Was Borsky fasziniert: Fechten sei eine Mischung zwischen Sport und Kunst.

Obwohl er noch am wenigsten lang dabei ist, hat der Wirtschaftsstudent keine Mühe zu erklären, was das Schweizer Team so stark macht: «Wir sind alles Individualisten. Jeder hat andere Stärken. Das macht uns für die Gegner unberechenbar. Beni ist der einzige Linkshänder im Team, physisch unheimlich stark, ein Kämpfer. Er muss vor keinem Gegner Angst haben.» Zu Fabian Kauter sagt Borsky: «Fäbu ist unser Player. Er ist sehr unberechenbar. Mit seiner defensiven Art kann er die Gegner provozieren und dann zuschlagen.» Auch Max Heinzer wird von Peer «seziert»: «Max hat einen unheimlichen Willen. Egal, wie weit er zurückliegt – er glaubt an den Sieg und kann mit diesen Qualitäten jeden Gegner kaputt machen.»

Und was hält Peer Borsky von sich selbst? «Meine Stärke ist mein Feeling. Wenn ich auf die Planche trete, muss mein Kopf leer sein. Ich spüre meine Gegner sehr schnell, kann vorausahnen, was sie jetzt machen. Wichtig ist auch meine Körpergrösse – mit 1,92 Metern habe ich eine sehr grosse Reichweite.»

Beim Schweizer Degen-Team ist es wie beim Fondue: Gut ist es, wenn die Mischung stimmt!

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