Ulrich surft zum Weltmeistertitel
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In La Palme (Fra):Ulrich surft zum Weltmeistertitel

Nach emotionaler Woche und verrückter Anreise
Top-Surferin Ulrich krallt sich den WM-Titel

Heidi Ulrich ist im Speed-Windsurfen eine Macht. Doch der Weltmeistertitel fehlte ihr noch – jetzt hat sie ihn auf spektakuläre Weise doch noch geholt.
Publiziert: 04.05.2023 um 15:56 Uhr
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Die Schweiz mit Nummer 204 klassiert sich auf Rang eins: Heidi Ulrich fährt in Südfrankreich allen davon.
Foto: MARC SOLIER
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Marco PescioReporter Sport

Sie hält bereits alle Rekorde, dominiert die Weltspitze nach Belieben – und nun komplettiert Heidi Ulrich ihr Palmarès endlich mit dem Weltmeistertitel im Speed-Windsurfen. Die 38-jährige Schwyzerin hat sich in La Palme (Fra) die Krone aufgesetzt. Hochverdient, aber in extremis.

Ihr Sieg ist eine Punktlandung, die genauer nicht hätte sein können. Und die beinahe nicht mehr möglich gewesen wäre. Denn unmittelbar vor dem Start des Wettkampfs in Südfrankreich kommts zu einem familiären Zwischenfall, den die Athletin zunächst geschockt zurücklässt: «Natürlich geht die Familie und die Gesundheit immer vor», sagt sie. Trotzdem erlauben es die Umstände, wenn auch verspätet, doch noch an die WM zu fahren.

Ulrich düst neun Stunden runter, bis fast an die französisch-spanische Grenze, verpasst aber das erste Rennen. Ohne grosse Erholung nimmt die Favoritin direkt teil – und startet so einen unglaublichen Lauf in Richtung Titel, in dem sie auch mit dem Druck klarkommt. Denn: Kurz vor Ende des Wettbewerbs steht fest, dass sie mindestens drei Rennen gewinnen muss, um ihre Chancen aufrechtzuerhalten. Und genau so kommts: Ulrich fährt drei Rennen direkt nacheinander, ohne Pause dazwischen. Und gewinnt jedes einzelne.

«Das war eine sehr emotionale Woche – ich bin froh, konnte ich den Titel doch noch einfahren, zumal es ja auch meine erste Weltmeisterschaft war», bilanziert Ulrich hinterher. In den letzten Jahren hatte Corona der Veranstaltung jeweils einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Auch bei den Männern wäre sie vorne dabei

Bemerkenswert: Ulrich, die über die 500-Meter-Strecke mit einer maximalen Geschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde unterwegs war, hätte auch bei den Männern ein achtbares Resultat erzielt. Trotz körperlicher Nachteile im Vergleich mit den Windsurfer-Gardemassen von zwei Metern hätte sie es mit ihrer Körpergrösse von 1,70 Meter in die Top 15 des anderen Geschlechts geschafft.

Abgerundet wurde der verrückte Trip mit einer prompten, erneut neunstündigen Heimreise. Denn schon am nächsten Tag wartete auf die HR-Fachfrau wieder der normale Job-Alltag. Ulrich lacht und sagt, aufgrund ihres tollen Umfelds sei das alles gut ertragbar: «Es ist cool, dass ich diese Erlebnisse und Erfolge mit meinen Liebsten teilen kann. Dass mein Freund Christian Arnold immer dabei ist, ist für mich eine riesige Bereicherung.»

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