Es gibt nicht viele Schweizer Einzelsportler, die das Prädikat Weltklasse verdienen. Ruderin Jeannine Gmelin ist eine davon. Serien-Siegerin im Weltcup, Europameisterin, Weltmeisterin. Gmelin ist unsere grösste (und einzige?) Hoffnung auf Olympia-Gold in Tokio 2020. Das ist auch ihr grosses Ziel. «Und doch habe ich zuletzt an Rücktritt gedacht», gibt sie zu. Der Grund: Ein monatelang schwelender Konflikt mit dem Ruderverband, der Anfang Februar mit dem Rausschmiss von Gmelins Erfolgscoach Robin Dowell endet. Es kommt zum Bruch.
Und nun dies. Einen Monat später gibt es eine Einigung zwischen Gmelin und Swiss Rowing. Sie wird mindestens bis zur WM im August losgelöst vom Verband, in einer Art Privatteam, trainieren. «Ich habe für meinen Weg gekämpft. Nun bin ich erleichtert», sagt sie.
Medizin-therapeutischer Support
Klar ist: Gmelin wird ihren ehemaligen Trainer Dowell einstellen. Und selber bezahlen. Den finanziellen Kraftakt will die Zürcherin mit Hilfe ihren Sponsoren stemmen. «Ich habe grossen Respekt vor der neuen Aufgabe.» Immerhin: Gmelin bekommt vom Verband weiter medizinisch-therapeutischen Support, auch der Bootstransport wird übernommen.
Ende gut, alles gut? Nein. Dass es so überhaupt zur weit kommen konnte, ist nur etwas: beschämend. Über die Gespräche mit Gmelin lässt Verbandsdirektor Christian Stofer in einem Communiqué verlauten: «An erster Stelle stand immer ihr sportlicher Erfolg.» Darüber kann man nur den Kopf schütteln, schliesslich hätte man sonst viel früher eine Lösung gefunden. Insider sprechen von Machtspielchen, die auf dem Rücken Gmelins ausgetragen wurden.