Er gilt als der Popstar der Badmintonspieler. Chinas Lin Dan. Der zahlreich tätowierte Meister der Shuttles ist zwar mittlerweile 35 Jahre alt, gehört aber immer noch zu den besten Aushängeschildern seiner Sportart. An der WM in Basel ist Charakterkopf Lin Dan kommende Woche die Publikumsattraktion in der St. Jakobshalle. Auch wenn die aktuelle Weltnummer 17 nicht zu den Topfavoriten auf Gold zählt.
Dank seiner fünf WM-Titel und zweimal Olympiagold hat sich Lin Dan in seiner Karriere einen populären Namen geschaffen. In China ist er für über eine Milliarde Menschen ein Idol und gilt als vielleicht weltweit bester Badmintonspieler der Geschichte. Als Einzigem gelang es ihm bisher, den Super Grand Slam mit allen neun Majors zu gewinnen. Dank Werbeverträgen ist Lin Dan mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 10 Millionen Franken einer der Topverdiener dieses Sports.
Die deutlich jüngere Konkurrenz an der Weltspitze bereitet Lin Dan kein Kopfzerbrechen. Trotz seiner 35 Jahre liebt er das Badminton zu sehr, um an einen Rücktritt zu denken. Die Leidenschaft ist gross. Inspiration für Lin Dan ist Tennisstar Roger Federer (38). Vor zwei Jahren sagte er nach dessen Australian-Open-Titel: «Er ist ein Vorbild, gerade für ältere Spieler.»
Olympia 2020 ist Lin Dans Fernziel
Sein Fernziel sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Ansporn genug für Lin Dan, der diesen Frühling zur Altersthematik meinte: «Ich spiele immer noch weiter, weil ich mich selbst herausfordern will. Und weil es bisher keine anderen Athleten in meinem Alter gab, die auf diesem hohen Niveau spielten.»
Er möchte ein gutes Beispiel für junge Spieler abgeben, die einst in seine Fussstapfen treten möchten. Für Lin Dan ist aber klar: «Wenn ich Schmerzen oder Verletzungen habe, werde ich vielleicht meinen Rücktritt erklären. Aber solange ich fit bin, möchte ich mich für die Olympischen Spiele qualifizieren.»
Im Gegensatz zu seinem Vorbild Federer, der noch nie in ein Skandal-Fettnäpfchen getreten ist, hat Lin Dan schon einiges geboten. Vor elf Jahren attackierte er Chinas Nationaltrainer am Rande eines Turniers. Der grosse Eklat passierte aber 2016: Der Badminton-Star gesteht, seine Frau während der Schwangerschaft betrogen zu haben. Die Beichte legt Lin Dan kurz nach der Geburt seines Sohns Xiao Yu (Deutsch: «Kleine Feder») ab. In den Social-Media-Kanälen ergiesst sich Häme und Spott über ihn.
Solche Fremdgeh-Eskapaden sind mittlerweile Geschichte. Die Konzentration liegt nun auf der WM, wo Lin Dan am Dienstag auf den Vietnamesen Tien Minh Nguyen trifft. An die Basler St. Jakobshalle hat er übrigens gute Erinnerungen. Dort triumphierte er an den Swiss Open schon dreimal, zuletzt 2017.
Nicht mehr dabei ist an der WM ein langjähriger Rivale Lin Dans. Der 36-jährige Malaysier Lee Chong Wei trat im Juni dieses Jahres aus gesundheitlichen Gründen (Nasenkrebs) zurück. «Er ist auch einer der Gründe, weshalb ich immer noch auf dem Court stehe», liess sich Lin Dan noch vor vier Monaten zitieren. Nun steht er alleine da in der Oldie-Fraktion.