Mountainbike-Star Flückiger muss Hetze einstecken
«Die Wut und der Hass haben mich erschreckt»

Matthias Flückiger (33) reist nicht nach Übersee. Der Berner will sich auf sein grösstes Saisonziel, der WM im französischen Les Gets, konzentrieren.
Publiziert: 26.07.2022 um 15:50 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2022 um 14:57 Uhr
Mathias Flückiger reist nicht nach Amerika.
Foto: keystone-sda.ch

Der Schweizer Mountainbiker Mathias Flückiger muss auf die Teilnahme an den Weltcups der kommenden zwei Wochenenden in Übersee verzichten. Der Olympia-Zweite erholt sich derzeit von den Folgen einer Corona-Infektion, die bereits einen Start vor zehn Tagen beim Cross-Country-Hauptrennen in Andorra verunmöglicht hatte.

Doch nicht nur die Erkrankung macht dem Berner zurzeit zu schaffen. Auch der Zwischenfall mit Nino Schurter auf der Lenzerheide schlug dem 33-Jährigen aufs Gemüt: «Aus einer Mücke wird ein Elefant gemacht und dies, ohne jeglichen Anstand walten zu lassen», schreibt er auf seiner Webseite.

«Das hat mich sehr erschreckt»

«Mir tat besonders weh, dass mir Absicht, Frust, schlechter Charakter und vieles mehr unterstellt wurde», so Flückiger. Man müsse Entscheidungen in Sekundenbruchteilen fällen, «intuitiv» handeln. «Und Intuition basiert auf Erfahrung. Niemals würde ich absichtlich oder aus Frust einen Sturz verursachen.»

Schon nach dem Rennen hat er sich entschuldigt und gesagt, dass es ihm leid tue. Etwas, das er «auch heute wieder sagen würde». Schlimmer war dann allerdings die Hetze, die er im Netz erfahren musste: «Wie viele Leute online Frust, Aggression, Wut und Hass schüren und ausüben – und dies alles nur wegen einem Sturz von zwei Mountainbikern, hat mich sehr erschreckt.» Und das zu einer Sache, die nicht «allzu relevant» sei.

Der Mountainbiker vergleicht die Reaktionen auf den Sturz mit der Zeit während der Corona-Pandemie: «Man kann machen oder sagen, was man will. Gewisse Leute haben einen unbändigen Drang danach, jemanden fertig zu machen.» Das beunruhige ihn auch jetzt noch, denn es sei ein Problem, welches die ganze Gesellschaft betrifft.

Nächstes Ziel: WM in Nordamerika

Sein Umfeld habe ihm schliesslich geholfen, sich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren. Und prompt gewann er eine Woche darauf das Short-Track-Rennen in Vallnord (Andorra). «Es zeigte mir, dass ich stärker denn je bin», schreibt Flückiger. Seine Freude als Bikeprofi sei immer noch «ungebremst», egal, ob er verliert oder gewinnt.

Auch die Corona-Infektion zählt der Olympia-Zweite von Tokio als Niederlage. Es gehe ihm nun wieder besser, er wolle sich aber nun auf sein grösstes Saisonziel, die WM, konzentrieren. Die WM findet vom 24. bis 28. August im französischen Les Gets statt. Davor gastiert der Weltcup in den USA (Snowshoe) und Kanada (Mont-Sainte-Anne). (che/SDA)

Das geschah wirklich zwischen Schurter und Flückiger
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